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Von der Staatsoperette ins Klinikum

Zwei Dresdner Techniker wollten während der Schließzeit ihrer Operette nicht nur auf dem Sofa sitzen - und helfen nun im Städtischen Klinikum aus.

Von Henry Berndt
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Ralf Rennicke (l.) und Gustav Mixsa haben vorübergehend ihren Arbeitsplatz gewechselt und helfen jetzt im Städtischen Klinikum aus.
Ralf Rennicke (l.) und Gustav Mixsa haben vorübergehend ihren Arbeitsplatz gewechselt und helfen jetzt im Städtischen Klinikum aus. © Sven Ellger

Dresden. Als erstes wurde er gefragt, was er sich denn vorstellen könne. Womöglich auch Kontakt mit Patienten? Für Ralf Rennicke spielte das keine Rolle. Er wollte sich nützlich machen, dort helfen, wo Hilfe gebraucht wird. 

Auf seiner eigentlichen Arbeitsstelle in der Staatsoperette ist seine Hilfe gerade nicht vonnöten. Das Haus ist geschlossen, alle Vorstellungen sind bis auf Weiteres abgesagt. Am 20. März war dort sein vorerst letzter Arbeitstag. Da Ralf Rennicke aber nicht nur daheim auf dem Sofa sitzen wollte, folgte der 50-Jährige kurzerhand dem Aufruf von Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) und meldete sich beim Personalamt der Stadt als freiwilliger Helfer.

Von dort wurde er innerhalb einer Woche zum Städtischen Klinikum nach Friedrichstadt vermittelt. Es ist kein Geheimnis, dass die Kliniken jede helfende Hand gebrauchen können. Nicht nur, aber besonders, in Ausnahmesituationen wie jetzt.

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Die selbe Idee wie Ralf Rennicke hatte auch Gustav Mixsa, einer von Rennickes Kollegen aus dem Bühnentechnik-Team der Staatsoperette. Während Rennicke normalerweise als Maschinist im Einsatz ist und ständig Dinge hoch und runter fahren lässt, ist Mixsa vor allem für den Auf- und Abbau der Kulissen zuständig. 

Jetzt aber wollte auch der 25-Jährige anderswo helfen. Vor sechs Jahren begann er seine Ausbildung an der Staatsoperette und ist dem Laden bis heute treu geblieben. Während Rennicke und Mixsa in der Operette normalerweise Hand in Hand arbeiten, trennten sich nun ihre Wege auf dem Klinikgelände in Friedrichstadt.

Am Montag vor einer Woche traten sie zu ihrem neuen Dienst an und erhielten gleich als erstes ihre Mundschutz-Masken. Seitdem ist Ralf Rennicke täglich bei der Sterilgut-Aufarbeitung im Einsatz. Konkret bereitet er von Mitarbeitern bei Covid19-Patienten benutzte Schutzmasken für eine mögliche spätere Wiederverwendung auf. Außerdem hilft er beim Packen von OP-Schalen. "Vorher habe ich mich ehrlicherweise noch nie mit diesen Themen auseinandergesetzt", sagt er. "Ich muss sagen, das ist wirklich eine beeindruckende Nummer."

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Während Rennicke in diesen Tagen ganz neue Welten kennenlernt, ist sein Operetten-Kollege Gustav Mixsa auch im Klinikum auf weitgehend vertrautem Gebiet unterwegs. Für die Haustechnik räumte er in der vergangenen Woche ein Lager mit leer und bewegte sich dabei Dutzende Kilometer durch das Tunnelsystem unter dem Klinikgelände. In dieser Woche baute er unter anderem schon einen Spuckschutz für die Anmeldung mit auf. 

"Ich will deswegen nicht als Held gesehen werden, sondern für mich ist das ziemlich normal, dass ich hier aushelfe", sagt Gustav Mixsa. Da sowohl das Klinikum als auch die Staatsoperette von der Stadt getragen werden, mussten für den vorübergehenden Wechsel der Techniker auch nicht erst neue Arbeitsverträge geschrieben werden. 

Insgesamt sind seit Beginn der Corona-Krise zehn Mitarbeiter der Stadt an das Friedrichstädter Krankenhaus ausgeliehen worden. Dazu kommen bislang 38 Medizinstudenten, die vor allem pflegerische Aufgaben nehmen. 

"Über das Engagement all dieser Helfer sind wir sehr glücklich", sagt Kliniksprecherin Viviane Piffczyk. "Jeder, der hier mit anpackt, entlastet damit einen anderen Kollegen, der dafür vielleicht an anderen neuralgischen Stellen helfen kann." 

Ralf Rennicke und Gustav Mixsa haben für heute Feierabend. Doch morgen werden sie wieder kommen. Wenn nötig noch wochenlang, solange ihre Arbeit hier nötiger gebraucht wird, als in der Staatsoperette.

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