Merken

Dresden wird Schmiede für digitale Experten

Europas größter Softwarekonzern SAP und der Smart Systems Hub sind fortan Partner. 

Von Nora Miethke
 3 Min.
Teilen
Folgen
SAP-Deutschland-Chef Daniel Holz lobt sächsische Voraussetzungen für das Internet der Dinge.
SAP-Deutschland-Chef Daniel Holz lobt sächsische Voraussetzungen für das Internet der Dinge. © Foto: André Wirsig

Von den Fortschritten beim Aufbau des „Smart Systems Hub“, dem sächsischen Innovationszentrum für das „Internet der Dinge“ (IoT), war bislang wenig zu hören. Der Zuschlag für die Förderung im Rahmen der Digital-Hub-Initiative der Bundesregierung fiel vor eineinhalb Jahren, im April 2017. Doch jetzt häufen sich die Nachrichten, dass es vorangeht. So hat der Hub mit SAP, Europas größtem Softwarekonzern, einen neuen Industriepartner gefunden. Am Dienstag unterzeichnete Deutschland-Chef Daniel Holz in Dresden einen Kooperationsvertrag im Beisein von Staatskanzleiminister Oliver Schenk. Die zweite Unterschrift stammt von Michael Kaiser, dem Geschäftsführer der Smart Systems Hub GmbH. Dieser Posten ist damit auch besetzt – eine weitere gute Nachricht. Bereits Ende November wurde ein erster Kooperationsvertrag mit der Telekom-Tochter T-Systems MMS geschlossen.

„Mit der Unterschrift des Partners SAP startet unser Digitalhub nun in die heiße Phase: Die Struktur steht, jetzt beginnt die inhaltliche Arbeit“, betonte Kaiser. In dem Kompetenzzentrum werden die sächsischen Aktivitäten für IoT-Lösungen gebündelt. Der Begriff Internet der Dinge bezeichnet die Vernetzung von Gegenständen wie Autos oder Maschinen mit dem Internet, damit diese selbstständig über das Internet kommunizieren und bestimmte Aufgaben erledigen können. Die dafür notwendigen Schlüsseltechnologien etwa in der Halbleiterelektronik und Sensortechnik werden zum großen Teil in Sachsen entwickelt. „Das sächsische Ökosystem und insbesondere der Standort Dresden vereint Akteure der für IoT unverzichtbaren Bereiche Hardware, Software und Konnektivität – und das auf höchstem Niveau“, lobt denn auch SAP-Deutschlandchef Holz. Der Smart Systems Hub umfasst zwei Kooperationsnetzwerke in Dresden und in Leipzig. Im Dresdner Hub „Smart Systems Hub – Enabling IoT“ steht die Digitalisierung von Industrieprozessen im Vordergrund. Im Leipziger „Smart Infrastructure Hub“ soll ein Kompetenzzentrum für die Energiewirtschaft und „intelligente Städte“ entstehen.

Die Kooperationsvereinbarung mit SAP umfasst vor allem strategische Ziele. „Wir wollen Innovationen aus Dresden in Deutschland und der Welt zum Erfolg bringen“, umschrieb Holz das Hauptanliegen. So sollen schon bestehende Prototypen zur Marktreife geführt werden. Mirko Paul, Entwicklungschef bei SAP Deutschland, verwies dabei auf ein Dresdner Start-up, das derzeit seine Robotics-Lösung in der Gläsernen Manufaktur von Volkswagen testet. „Wir können diesem Start-up unser SAP-System öffnen und ihm so bei der standardisierten Integration seiner Technologie in Logistik- und Fertigungssysteme helfen“, erklärte Paul. Gemeint ist wohl das Dresdner Start-up Wandelbots, das eine Sensor-Jacke entwickelt hat, deren Träger damit drahtlos Roboter steuern können und die Roboter wiederum durch Nachahmen menschliche Bewegungen lernen.

Diese und künftige Innovationen sollen vor Ort „anfassbar“ und „erlebbar“ gemacht werden, vermutlich verbunden mit der Hoffnung, dass SAP-Kunden schneller als bislang ihre Produktion digitalisieren. Den Auftakt für die Zusammenarbeit macht der Aufbau eines Ausbildungsprogramms für digitale Produkte und Services – eine „Schmiede für digitale Experten“. Firmen, die eine bestimmte Lösung brauchen, können diese in Teams mit Fachexperten von SAP gemeinsam entwickeln, so die Idee. Der Walldorfer Dax-Konzern gehört zu den größten Anbietern von Cloud-Diensten und Softwarelösungen überwiegend für Großunternehmen und Mittelstandskunden. Für die Weiterentwicklung dieser Angebote werden die aktuellsten Forschungsergebnisse genutzt. „Aus diesem Grunde ist es selbstverständlich, dass wir uns aktiv am Smart Systems Hub beteiligen“, so Holz. SAP beschäftigt in Dresden rund 750 Beschäftigte. Die Belegschaft soll im kommenden Jahr auf „deutlich über 1000“ steigen. Die enge Verbindung von SAP und dem Smart Systems Hub zeigt sich auch am Standort des Büros von Michael Kaiser und seinem fünfköpfigen Team. Es befindet sich im SAP-Gebäude am Dresdner Postplatz.