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So war der 13. Februar in Dresden

Trotz des Lockdowns fanden am Samstag viele Veranstaltungen statt. Die Polizei war mit einem Großaufgebot vor Ort. Der Newsblog.

Von Tobias Wolf & Julia Vollmer & Alexander Schneider & Christoph Springer & Andreas Weller
 9 Min.
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Gedenken auf dem Neumarkt.
Gedenken auf dem Neumarkt. ©  Foto: Sven Ellger

Der 13. Februar 2021 in Dresden - das Wichtigste in Kürze

Update 22.20 Uhr - Polizei zieht positives Fazit

„Dresden hat den seit vielen Jahren ruhigsten 13. Februar erlebt. Mit Blick auf das Versammlungsgeschehen gab es keine Straftaten und nur vereinzelte Verstöße gegen die Corona-Regeln", so Dresdens Polizeipräsident Jörg Kubiessa. Während des Einsatzes in Dresden leiteten die Polizeibeamten drei Ordnungswidrigkeitenanzeigen wegen Verstößen gegen die Sächsische Corona-Schutz-Verordnung ein. Über den Tag verteilt waren insgesamt ca. 1.400 Polizeibeamte im Einsatz

Update 19.30 Uhr - 194 Platzverweise bei der Anreise

Auch die Bundespolizei war am 13. Februar mit einem großen Aufgebot im Einsatz. Die Beamten überwachten im Hauptbahnhof Dresden als auch in Zügen
unter anderem aus Richtung Leipzig, Chemnitz und Görlitz. "Rund 500 Teilnehmer folgten dem Aufruf des Anmelders Maik Müller und nutzten zur Anreise das Verkehrsmittel Bahn", so die Bundespolizei zur Neonazi-Demo. Bei den Anreisen nach Dresden wurden 50 Identitätsfeststellungen durchgeführt und 194 Platzverweise
ausgesprochen, alle auf Bahnhöfen. Der Polizeiführer der Bundespolizei, Polizeidirektor Rico Reuschel: "Wie bereits in den vorherigen Jahren, mobilisierten Gruppen verschiedener politischer Richtungen zur Teilnahme an Versammlungen und Kundgebungen des heutigen Tages." Insgesamt war die Bundespolizei mit knapp 400 Kräften aus vielen Teilen Deutschlands im Einsatz.

Update 19 Uhr - Stilles Gedenken an der Frauenkirche

Die Stiftung Frauenkirche veranstaltet ihr Friedensgebet mit Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) in diesem Jahr online, dafür ist es aber ganztägig abrufbar.

Vor der Kirche findet wieder das stille Gedenken auf dem Neumarkt statt - 15 Uhr bis 22 Uhr. In der Kirche ist um 12 Uhr eine Andacht mit Zeitzeugenerinnerungen, danach ist "offene Kirche" für ein stilles Gedenken.

Update 17.29 Uhr - Gedenken auf dem Altmarkt

Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) und Dresdens Oberbürgermeister Dirk Hilbert gedenken auf dem Altmarkt gemeinsam der Opfer des 13. Februar. Hier finden Sie Hilberts Rede im Wortlaut. Kretschmer betont, es sei wichtig, die Geschichte ehrlich aufzuarbeiten und nicht umzudeuten und bezieht sich dabei auch auf die Neonazi-Demo und die AfD. Es gab auch musikalische Beiträge.

Update 17 Uhr- die virtuelle Menschenkette und Livestream beginnt

Zum Gedenken an die Zerstörung Dresdens am 13. Februar sendet der Dresden Trust aus Großbritannien Videogrüße an die Dresdnerinnen und Dresdner. Mit dieser bewegenden Geste wollen die britischen Freunde auf diesem Weg ein Zeichen der Verbundenheit mit Dresden setzen, auch wenn in Zeiten der Corona-Pandemie das gemeinsame Gedenken nicht wie üblich stattfinden kann. Die Stadt Dresden sendet einen Livestream.


Update 16.10 Uhr - Polizei lässt Banner einrollen

Die Polizei hat ein Banner der Neonazis, dass sie am Hauptbahnhof gezeigt hatten, einrollen lassen und prüft nun den Vorfall. "Kritisch ist der Begriff Bombenholocaust", sagt Polizeisprecher Thomas Geithner.

Update 15.35 Uhr - Über 1000 Menschen am Hauptbahnhof

An der Demo am Hauptbahnhof beteiligen sich nach SZ-Informationen rund 790 Neonazis, etwa 60 davon sind der rechten Vereinigung III. Weg zuzurechnen. Die Hälfte von ihnen reiste per Bahn an. Nach einer Verzögerung liefen die Neonazis los zu ihrer mobilen Kundgebung. Auf Seite der Gegendemonstranten stehen nun etwa 850 Menschen. Die Polizei ist mit 1600 Beamten im Einsatz.

Update 15.16 Uhr - Staatsministerin gedenkt der Opfer

Sozialministerin Petra Köpping: „Nur wenn wir gedenken, können wir auch weiterdenken. Denn es liegt an uns allen, das gesellschaftliche Miteinander zu schützen und zu stärken. Wir dürfen nicht nachlassen, aus der Vergangenheit zu lernen, um eine sichere Zukunft – frei von Rassismus, Hass und Hetze – in unserem Land zu schaffen.“

Update 14.36 Uhr - Polizei weist auf Abstandsregeln hin

Die Polizei greift am Hauptbahnhof ein, da sich die Teilnehmer der Neonazi-Demo nicht an die Corona-Regeln halten.

Update 13.54 Uhr - Mehrere Veranstaltungen in der Innenstadt

Aktuell laufen mehrere Veranstaltungen anlässlich des 13. Februars. Die Grünen in Dresden halten an der Trümmerfrau eine Mahnwache ab und das Bündnis Dresden Nazifrei stellt sich mit einer Gegendemo der Kundgebung der Neonazis entgegen. Bei der Neonazi-Demo sind etwa 200 Teilnehmer , bei der Gegendemo am Hauptbahnhof etwa 400 Menschen. Die Polizei fordert die Teilnehmer der Neonazi-Demo auf, auf den Mindestabstand zu achten.

Die Gegendemo von Dresden Nazifrei.
Die Gegendemo von Dresden Nazifrei. ©  Foto: Sven Ellger

Update 13.38 Uhr - Mahnende Worte von Zeitzeugen

Die Pfarrerin der Dresdner Frauenkirche, Angelika Behnke, und ein Zeitzeuge haben am Samstag in einer Online-Andacht zum Engagement gegen den Krieg aufgefordert. "Der Frieden ist kein Geschenk, er ist eine dauerhafte Lebensaufgabe", sagte Günther Ulbricht, der die Luftangriffe auf seine Heimatstadt im Februar 1945 als Kind miterlebte. Er und seine Familie wurden in einem Keller verschüttet, "einige ältere Menschen um mich herum wurden getötet".

Diese Erinnerung trage er sein ganzes Leben mit sich, auch als Mahnung, "dass so etwas nie wieder passiert", sagte Ulbricht, Jahrgang 1935. Mit Sorge betrachten Zeitzeugen wie er, dass die junge Generation den Frieden als Selbstverständlichkeit nimmt. «Das ist ein Irrtum, Krieg ist ein Verbrechen." Und es gelte, dagegen Haltung zu zeigen. Frauenkirchenpfarrerin Angelika Behnke, Reverend Christopher Cocksworth, Bischof von Coventry, und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) verlasen in der Andacht das Friedensgebet von Coventry, das 1940 von deutschen Bomben zerstört wurde. Die 1945 zerstörte und mit Spenden aus aller Welt wiederaufgebaute Frauenkirche zeuge von Menschlichkeit und dem Vertrauen, "dass Tod und Krieg, Hass und Zerstörung nicht das letzte Wort behalten". Diese Hoffnung verbinde Menschen weltweit - sie habe einstige Feinde zu Freunden gemacht.

13.28 Uhr - Wie erleben Zeitzeugen die Corona-Krise?

Die Corona-Krise ist für Generationen die erste große Phase der Entbehrung. Doch einige Menschen haben eine ganz andere Zeit erlebt, in der Hunger und Zerstörung die größten Sorgen waren: Den Krieg, mitsamt der Bombardierung Dresdens am 13. Februar 1945. Wie blicken diese Menschen auf die pandemiebedrohte Gegenwart? Sächsische.de hat fünf Menschen getroffen, alle über 80, die gegenüber Corona eine beinahe erstaunliche Gelassenheit zeigen.

13.12 Uhr- Großes Polizeiaufgebot in der Innenstadt

Da an diesem Samstag viele Veranstaltungen, auch von Neonazis, angemeldet sind, ist die Dresdner Polizei mit einem großen Aufgebot vor Ort. Die Beamten haben auch einen Wasserwerfer vor Ort.

© SZ/Andreas Weller

12.20 Uhr - Politiker mahnen vor Missbrauch des Gedenkens durch Rechtsextreme

Mit Blick auf die Versammlungen von Rechtsaußen am Samstag sagt Richard Kaniewski, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Stadtrat: Ein Missbrauch des 13. Februar ist leider auch in diesem Jahr zu erwarten. Rechtsextreme und die AfD bedienen bewusst den historisch falschen und gefährlichen Mythos in Dresden, der nur der deutschen Opfer des Bombenangriffs gedenkt." Die Gründe für den 13. Februar würden ausgespart. Wissentlich werde ausgeblendet, dass es die Deutschen waren, die den Krieg, den industriellen Massenmord von 6 Millionen Juden und damit unfassbares Leid über Europa und die Welt brachten, so Kaniewski.

"Auch in Zeiten der Pandemie gilt es, sich den neonazistischen Umtrieben anlässlich des 13. Februar in Dresden sichtbar, aber sicher entgegenzustellen. Wir sind in der Pflicht zu zeigen, dass wir dieser Minderheit nicht die Deutungshoheit über unsere Stadt und ihre Geschichte überlassen", sagt auch Julia Günther vom Kreisverband der Grünen Dresden.

11 Uhr: Verkehrsbehinderungen in der Innenstadt

Im Zusammenhang mit dem Versammlungsgeschehen am Sonnabend könnte es ab Mittag im Bereich des Hauptbahnhofes Verkehrseinschränkungen sowohl für den ÖPNV als auch den Straßenverkehr geben, so die Stadt. Die Stadt rechtfertigt die Demos an diesem Samstag mit der Corona-Schutz-Verordnung des Freistaates. Laut dieser sind Versammlungen in Sachsen – im Gegensatz zur Schutzverordnung anderer Bundesländer – derart privilegiert, dass diese in Dresden aufgrund des aktuellen Inzidenzwertes bis zu einer Teilnehmerzahl von 1.000 Teilnehmern erlaubt seien. Die Stadtverwaltung sehe keine Grundlage, sich über diese Vorgaben hinwegzusetzen. Selbstverständlich würden die Hygienevorgaben für Versammlungen durch die zuständigen Behörden durchgesetzt.

Großes Polizeiaufgebot am Hauptbahnhof.
Großes Polizeiaufgebot am Hauptbahnhof. © SZ/Andreas Weller

Die wichtigsten Veranstaltungen:

Altmarkt und Kreuzkirche: Um 17.30 Uhr werden an der Erinnerungsstelle auf dem Altmarkt weiße Rosen durch Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU); Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP), Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke) und TU-Rektorin Professorin Ursula Staudinger abgelegt. Im Anschluss gibt es Reden vor der Kreuzkirche.

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