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Bier aus Dresden: Am Waldschlößchen eröffnete die erste Großbrauerei der Stadt

Als wichtige Brauereistadt ist Dresden kaum in Erinnerung. Dabei besaß einst sogar August der Starke eine Brauerei. Bier gehörte zu den wichtigsten Industriezweigen der Stadt.

Von Ralf Hübner
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Stadtbekannt war das Bierauto der Dresdner Waldschlößchen-Brauerei.
Stadtbekannt war das Bierauto der Dresdner Waldschlößchen-Brauerei. © Brauhaus

Dresden. Nach langer Sanierung soll das Bräuhaus am Waldschlösschen dieser Tage wieder seiner Türen öffnen. Wie schon zuvor soll es wieder eine Hausbrauerei geben. Vor 185 Jahren begann dort das Zeitalter der industriellen Biererzeugung in Dresden.

Nach zweijähriger Bauzeit wurde an der Stelle am 26. März 1838 die Mälzerei, die Brauerei, der Lagerkeller und der Bierausschank der Waldschlößchen AG eröffnet. Sie war die erste Großbrauerei in Dresden und eine der ältesten Aktienbrauereien in Deutschland. Dresden stieg zu einer der größten Brauereistandorte auf. Mit jährlich 1,5 Millionen Hektolitern war die Stadt nach Berlin und München an dritter Stelle im Reich bei der Bierproduktion.

Bierexporte nach Brasilien und Frankreich

1836 hatten sich 14 gut situierte Dresdner Bürger getroffen und den "Actienverein der Societätsbrauerei zu Dresden" gegründet, die spätere Waldschlößchen AG. Die Dresdner Bierbrauer ahnten wohl, was ihnen blühte, die Bierbrauerinnung lief gegen das neue Brauerei-Unternehmen Sturm und versuchte, es mit einem Brief an den Stadtrat zu verhindern. Wenn dessen Gründung verwirklicht werde, bedeute das die Vernichtung unseres Gewerbes, schieben die Brauer. Der Stadtrat erteilte dennoch eine Konzession, weil "nur die Nachahmung fremder Biere" beabsichtigt sei. Damit war Bier nach "bayerischer Art" gemeint, das dem Zunftzwang nicht unterworfen war.

Das Grundstück wurde erworben und dort ein Brunnen gebohrt. Auf der Anhöhe hatte 1790 der Graf Camillo Marcolini, ein ehemals einflussreicher Minister und der Generaldirektor der Künste und Kunstakademien, ein kleines Jagdhaus errichtet. Es wurde Waldschlößchen getauft, dort wurde die Brauerei errichtet.

Das gute Bier und der schöne Blick vom angeschlossenen Biergarten aus, der "Waldschlößchenblick", lockte viele Besucher in den Brauereigasthof. Der Betrieb war den anderen Brauereien in Dresden in puncto Produktionsmenge weit überlegen. Das Waldschlößchen-Bier war beliebt und wurde bald in mehreren mitteldeutschen Städten verkauft. Ab 1855 wurde das Bier sogar nach Brasilien und nach Paris exportiert. Die Brauerei konnte sich auch später gegen die zunehmende Konkurrenz behaupten und wurde 1888 in "Societätsbrauerei Dresden AG" umbenannt.

August der Starke kauft sich "Königliche Brauerei"

Bier wird in Dresden schon seit dem Mittelalter gebraut. Die erste Brauordnung wurde zwischen 1414 und 1424 verfasst. Bier brauen war damals vor allem eine Angelegenheit der Hausfrauen. Braurecht besaßen prinzipiell alle städtischen Hausbesitzer mit Bürgerrechten und Grundbesitz ab einer bestimmten Größe. Später wurden städtische Brau- und Malzhäuser errichtet. Das Bier wurde zunehmend eine Sache von Profis.

Mit dem Aufstieg Dresdens zu Residenzstadt stieg auch die Bierproduktion. 1698 gab es einen neue Brauordnung. In den folgenden 200 Jahren schossen unzählige Brauereien aus dem Boden. Zu den bekannteren Brauereien gehörten unter anderem das "Dresdner Hofbrauhaus" am Wilsdruffer Tor, das später vor das Pirnaische Tor und dann in die Amalienstraße umzog. In der Friedrichstadt hatte der Reichsgraf Erich Christoph von Mannteuffel einen Brauerei gegründet, die er 1725 an August den Starken verkaufte, der sie in "Königliches Brauhaus" umbenannte. Später wurde sie wieder verkauft und 1850 wieder zur "Mannteuffelschen Brauerei". In der Breiten Gasse stand das "Dresdner Ratsbrauhaus".

1990 wird das Ende der Waldschlößchen-Brauerei besiegelt

Nachdem die Waldschößchen AG die Produktion aufgenommen hatte, wurden in Dresden weitere Großbrauereien gegründet. 1838 begann der Bayerische Braumeister Lonhard Meisl mit dem Bau einer Lagerbierbrauerei am jetzigen Feldschlößchen-Stammhaus an der Budapester Straße. Daraus wurde in 1850er-Jahren die "Aktienbrauerei zum Feldschlößchen".

Ein beliebtes Ausflugsziel - damals wie heute: Das Dresdner Waldschlößchen mit Brauerei und Restaurant auf einer Postkarte um 1900.
Ein beliebtes Ausflugsziel - damals wie heute: Das Dresdner Waldschlößchen mit Brauerei und Restaurant auf einer Postkarte um 1900. © Sammlung Holger Naumann

Das Unternehmen ging bankrott, wurde wiederbelebt und 1921 von der Radeberger Exportbierbrauerei übernommen. Sie ist jetzt die einzige verbliebene Großbrauerei Sachsens. 1856 wurde die "Brauerei zum Felsenkeller AG" gegründet, die zu einer der wichtigsten sächsischen Großbrauereien wurde. In der jetzigen Chemnitzer Straße stand die 1872 gegründete "Actien-Bierbrauerei zum Plauenschen Lagerkeller", die spätere Falkenbrauerei, die das beliebte "Bärenbräu" auf den Markt brachte.

Nach dem Krieg wurden die großen Brauereien enteignet. Die Strukturen und Namen wechselten in rascher Folge. Die Waldschlößchen-Brauerei wurde 1960 schließlich zum "Werk Nord" des VEB Dresdner Brauereien. Als 1981 die neu erbaute Coschützer Brauerei ihren Betrieb aufnahm, wurde die Produktion auf alkoholfreie Getränke umgestellt. 1990 wurde die "Waldschlößchen Brauerei" endgültig geschlossen. 1997 begann deren Geschichte als Gasthausbrauerei.