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Blaues Wunder: Kosten könnten auf 160 Mio. steigen

Da staunten die Stadträte im Bauausschuss nicht schlecht: Innerhalb kurzer Zeit explodieren die Kosten für die Brücke. Jetzt wird ein neues Verkehrskonzept gefordert.

Von Kay Haufe
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Es ist in die Jahre gekommen und benötigt dringend Reparaturen: das Blaue Wunder.
Es ist in die Jahre gekommen und benötigt dringend Reparaturen: das Blaue Wunder. © Archiv/Sven Ellger

Dresden. Es ist eines der bekanntesten Dresdner Wahrzeichen: das Blaue Wunder. Doch an der betagten Brücke sind dringend Reparaturen nötig, damit sie weiterhin eine leistungsfähige Verkehrsader bleibt.

Das hatte Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) erst am Mittwoch in einer Pressekonferenz erläutert. Worüber er in diesem Rahmen nicht informiert hat: die Gesamtkosten für die Sanierung des Blauen Wunders könnten sogar auf 160 Millionen Euro steigen.

Diese Summe nannte Kühn am Mittwochabend im Bauausschuss des Stadtrates. Das sind noch einmal 40 Millionen Euro mehr als die 120 Millionen Euro, von denen man in der Verwaltung noch im September 2020 ausgegangen war.

Die Sanierungskosten explodieren innerhalb weniger Jahre förmlich für das Blaue Wunder. Rechnete die Stadt Anfang 2017 für die gesamte Sanierung der 1893 übergebenen versteiften Hängebrücke noch mit 34 bis 45 Millionen Euro, war 2020 im günstigsten Fall von 90 Millionen die Rede, dann bis zu 120 Millionen Euro. Diese Summe hatte der damalige Baubürgermeister Raoul Schmidt-Lamontain (Grüne)im September 2020 dem Bauausschuss mitgeteilt.

Dass die Sanierungskosten so in die Höhe schnellen, liegt auch daran, dass die Schätzung der Stadt lange Zeit nicht mehr an die Entwicklung der Baupreise angeglichen wurde. "Die steigen jährlich um rund sechs Prozent", hatte am Mittwoch der Baubürgermeister erklärt.

Sanierung in Abschnitten

Inzwischen ist klar, dass das Blaue Wunder nur abschnittweise saniert werden muss. Die Zeitspanne von 2022 bis 2026 als Gesamtsanierung ist vom Tisch, weil es zunächst keine Fördermittel vom Land für das Projekt gibt.

Nun werden die Arbeiten in verschiedene Teile zerlegt, um später wieder eine Chance auf Fördermittel zu erhalten. Die 2,2 Millionen Euro, die die Stadt für 2021/22 ohnehin aus Eigenmitteln bereitstellt, werden 2022 werden für die dringendsten Arbeiten verwendet. In den Jahren 2022/2023 werden weitere Teile der Bauleistung aus dem Bereich Stahlbau und Korrosionsschutz vorgezogen.

"Der eigentliche Bauabschnitt Stahlbauarbeiten und Korrosionsschutz kann dann frühestens 2024 beginnen, was zu einer Verlängerung des Bauablaufs von mindestens zwei Jahren führen wird", sagt Stephan Kühn. Allein aufgrund dieser Bauzeitverlängerung rechnet das Straßen- und Tiefbauamt die Kosten in einer Spanne zwischen 99 und 135 Millionen Euro hoch.

Für den Fall, dass die gesamten Bauabschnitte um weitere fünf Jahre gestreckt werden müssten, belaufen sich die Baukosten auf 116 bis 160 Millionen Euro, rechnet Kühn vor. Immer abhängig davon, um wie viel Prozent die Baukosten wirklich steigen. Vor allem die Kostensteigerung für den Stahl schlage hier zu Buche. Je länger die Arbeiten dauern, desto teurer wird es.

"Wir möchten uns die Kosten auf jeden Fall ganz genau für jeden einzelnen Abschnitt der Brücke aufschlüsseln lassen", sagt Veith Böhm, der Sprecher für Umwelt- und Verkehrspolitik der CDU-Fraktion im Stadtrat.

Für ihn und die anderen Stadträte im Bauausschuss war die Herangehensweise der Stadt neu, dass nun in Etappen und zunächst mit eigenem Geld gearbeitet wird. "Aber ich möchte die Arbeit der neuen Leiterin des Straßen- und Tiefbauamtes ausdrücklich loben. Wir müssen schnell reagieren und sie hat ein sehr gutes Konzept vorgelegt", sagt der CDU-Politiker.

Neues Verkehrskonzept gefordert

"Ich persönlich gehe davon aus, dass die Sanierung deutlich länger als zehn Jahre dauern wird", sagt Böhm. "Wir müssen uns auf eine lange Zeit mit Arbeiten an der Brücke einstellen." Dafür müsse jetzt auch das Verkehrskonzept überarbeitet werden, das ja nur für den Zeitraum von 2022 bis 2026 ausgelegt war. Das habe auch Auswirkungen auf andere Themen, wie die Verkehrserschließung des Fernsehturmes.

Denn es ist auch mit zeitweisen Vollsperrungen zu rechnen. "Davon ist mindestens bei den Arbeiten an den Fahrbahnübergängen auszugehen, das haben uns Experten in früheren Präsentationen mitgeteilt", sagt Böhm.

Die Stadt hatte in der alten Planung vorgesehen, dass beim Gerüstan- und -abbau einwöchige Sperrungen nötig sind sowie bei der Sanierung der fünf Übergangskonstruktionen aus Stahl und Gummi zwischen den Fahrbahn-Abschnitten jährlich eine zweiwöchige Vollsperrung. Diese war jeweils in den Ferien geplant. Das muss nun neu geplant werden. (mit SZ/phi)

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