Dresden
Merken

Warum der CSD für mich wichtig ist

Am 10. Juni feiert der Christopher Street Day in Dresden sein 30-jähriges Jubiläum. Drei Personen erzählen, was sie mit dem Fest verbinden und warum es ihnen wichtig ist.

Von Fionn Klose
 5 Min.
Teilen
Folgen
Am kommenden Samstag wird es wieder bunt in der Landeshauptstadt! In diesem Jahr feiert der CSD Dresden sein 30-jähriges Jubiläum.
Am kommenden Samstag wird es wieder bunt in der Landeshauptstadt! In diesem Jahr feiert der CSD Dresden sein 30-jähriges Jubiläum. © Sven Ellger

1994 fand der Christopher Street Day (CSD) in Dresden das erste Mal statt. Viele verbinden den Tag mit Freundschaften, Liebe, vielen neuen Begegnungen, aber auch dem Kampf für Geschlechtergerechtigkeit und Gesellschaftsakzeptanz und gegen Diskriminierung. Drei Persönlichkeiten aus Dresden erzählen, warum ihnen der CSD wichtig ist und was sie mit dem bunten und politischen Straßenfest verbinden.

Lara Liqueur (28): Djane, Drag Queen und Entertainerin

"Ich bin groß geworden mit dem CSD. Als ich noch ein Kind war, hat meine Mama zu mir und meiner Schwester gesagt, dass wir gemeinsam auf den CSD gehen und uns andere Lebensarten anschauen sollen. Sie hat uns aus ihrem Freundeskreis Leute vorgestellt, die Teil der Community waren. In der Schule bin ich angeeckt mit meiner Queerness und Andersartigkeit. Ich habe viel einstecken müssen. Aber in dieser Community habe ich ein zweites Zuhause gefunden. Ich bin in queere Bars und auf queere Partys gegangen, habe angefangen Drag zu machen. Das waren meine Ausdrucksarten, Anschluss zu finden. Der CSD war und ist immer ein Jahreshighlight für mich. 2013 war ich dann als Lara Liqueur dabei. Und da hatte ich erstmals die Möglichkeit, hinter die Kulissen zu kommen."

Lara Liqueur ist mit dem CSD groß geworden. Die Drag Queen und Djane wirkt selbst beim Programm des diesjährigen CSDs mit. Für sie ist das Fest auch eine Demonstration: "Jeder darf lieben, wen und wie er will" ist die wichtigste Botschaft.
Lara Liqueur ist mit dem CSD groß geworden. Die Drag Queen und Djane wirkt selbst beim Programm des diesjährigen CSDs mit. Für sie ist das Fest auch eine Demonstration: "Jeder darf lieben, wen und wie er will" ist die wichtigste Botschaft. © www.loesel-photographie.de

"Seitdem ist es eine Plattform, auf der ich mich kreativ mit anderen Leuten austauschen kann. Das wird auch in diesem Jahr wieder so sein. Ich moderiere am Donnerstag das Bühnenprogramm zusammen mit meinem Freund DJ Gussfehler. Am Samstag bin ich auf dem Truck der Arbeiterwohlfahrt zu sehen und abends schmeiße ich dann meine eigene CSD-Afterparty im 'Luden' in der Neustadt. Und ich will dieses Jahr die Regebogenfarben tragen. Aber vielleicht lasse ich mich künstlerisch noch von etwas anderem inspirieren, so genau steht das noch nicht fest.

Der CSD ist eine politische Demonstration und sie ist der größte Teil der Sichtbarkeit, um bei Dresdnerinnen und Dresdnern gesehen zu werden. Die wichtigste Botschaft, die vermittelt wird, ist eindeutig: Jeder darf lieben, wen er will und wie er will. Der CSD solidarisiert sich auch ganz stark gegen die Diskriminierung von People of Color, mit Menschen, die geflüchtet sind, ob mit oder ohne queeren Hintergrund."

Anne Enderlein (36): Moderatorin, Schauspielerin, Influencerin

"Für mich ist der Christopher Street Day ein wichtiger Tag, der darauf abzielt, die Rechte und die Sichtbarkeit von LGBTQ+ Personen zu fördern. Der Christopher Street Day erinnert an den Stonewall-Aufstand von 1969, der als wichtiger Meilenstein in der Geschichte der LGBTQ+ Bewegung gilt. Der Tag symbolisiert daher den Kampf für Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität. Er trägt dazu bei, das Bewusstsein und Verständnis in der Gesellschaft für die Community zu erhöhen und Vorurteile und Diskriminierung abzubauen. Queere Menschen können ihre Identität feiern, sich mit anderen vernetzen, ihre Gemeinschaft stärken und und für Gleichberechtigung und Akzeptanz kämpfen."

Die Influencerin und Schauspielerin Anne Enderlein war für fünf Jahren das erste Mal auf dem CSD. Hier hat sie viele Menschen kennengelernt. Für sie ist der CSD ein Ort der Vernetzung und des Kampfes für Gleichberechtigung und Akzeptanz der queeren Commun
Die Influencerin und Schauspielerin Anne Enderlein war für fünf Jahren das erste Mal auf dem CSD. Hier hat sie viele Menschen kennengelernt. Für sie ist der CSD ein Ort der Vernetzung und des Kampfes für Gleichberechtigung und Akzeptanz der queeren Commun © www.loesel-photographie.de

"Es ist immer wieder ein so schönes Erlebnis, Teil dieser so bunten und vielfältigen Gemeinschaft zu sein. Im Jahr 2018 habe ich meinen ersten CSD erlebt. Bei strahlendem Sonnenschein sind wir durch unsere wunderschöne Stadt Dresden gelaufen, begleitet von bester Musik und einer Regenbogenfahne.

Während der Parade haben wir uns mit vielen Menschen unterhalten, ob sie queer, heterosexuell oder einfach nur Touristen waren. Ich bin eine absolute Unterstützerin der queeren Community und möchte mit meiner Stimme auf meinen sozialen Kanälen auf die Wichtigkeit dieser Veranstaltung aufmerksam machen. Akzeptanz, Liebe und Gleichberechtigung werden in die Welt hinaus geschrien. Und das am besten mit guten Bässen und ganz viel Glitzer."

Mister Matthew (26): Modeblogger

"Der CSD ist für mich der Kampf um die freie Liebe und das Zusammenkommen einer Community, die sich auch nicht immer grün ist. Queere Menschen sind so unterschiedlich wie die Gesellschaft an sich, doch für diesen einen Tag kommen wir zusammen, feiern unsere Unterschiede und zelebrieren das Gemeinsame: sei, wer du bist, lieb, wen du willst. Der CSD ist wichtig in einer Welt, die noch immer nicht frei ist von Diskriminierung und Gewalt gegen queere Menschen. Für eine friedliche Welt einzustehen ist immer wichtig und richtig. War es damals, ist es heute."

Für den Modeblogger Mister Matthew aus Dresden ist der CSD ein Ort, an dem die queere Community trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammenkommt. "Sei, wer du bist, lieb, wen du willst" ist für ihn das Motto des Festes.
Für den Modeblogger Mister Matthew aus Dresden ist der CSD ein Ort, an dem die queere Community trotz ihrer Unterschiedlichkeiten zusammenkommt. "Sei, wer du bist, lieb, wen du willst" ist für ihn das Motto des Festes. © Foto: SZ/Veit Hengst

"Meinen ersten CSD erlebte ich 2010 zufällig beim Shopping am Straßenrand. Da war ich 14 Jahre jung. So viele offene und gleichgesinnte Menschen zu sehen, vor allem in Dresden, überraschte und freute mich. Ich verstand es als Einladung mitzumachen. Und dieses Jahr werde ich wieder zusammen mit meinen Freunden zur Pride-Parade gehen sowie einige Veranstaltungen des Rahmenprogramms besuchen.

Außerdem planen mein Freund und ich im Nachgang eine kleine Berichterstattung der besonderen Art über die Tage vom CSD in unserem Podcast 'Dramasutra'. Beim Thema Outfit habe ich mich noch nicht festgelegt. Ich versuche immer eine Besonderheit zu präsentieren, eine Geschichte zu erzählen, ein Statement zu setzen. So trug ich ein Jahr rosafarbene Springerstiefel, inspiriert von den 'Ruby Slippers' aus 'Zauberer von Oz' und als Statement gegen die rechte Szene in Sachsen."