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In der Dresdner Friedrichstadt entsteht ein Gemeinschaftsgarten

In Dresden bauen rund 40 junge Menschen einen Gemeinschaftsgarten auf. Der Zuspruch ist groß, die Zukunft des Projektes völlig ungewiss. Ein Besuch vor Ort.

Von Connor Endt
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Jakob Adolphi (l.) und Lea Flechtner bauen mit Mitstreitern einen Gemeinschaftsgarten auf.
Jakob Adolphi (l.) und Lea Flechtner bauen mit Mitstreitern einen Gemeinschaftsgarten auf. © René Meinig

Dresden. Bauabfälle, alte Autoteile und Schutt übersähen die Grünfläche, Brombeeren und Unkraut beherrschen den Platz. "So sah es hier vor ein paar Jahren noch aus", sagt Jakob Adolphi und zeigt auf die Bilder, die er und seine Mitstreiter an die Wand geklebt haben. "Überall lagen Schrottteile, wir haben hier sogar einen halben Trabbi rausgeholt."

Betritt man heute das Grundstück in der Wölfnitzstraße, ist von damals nichts mehr zu sehen. Wo früher ein Baucontainer stand, ist jetzt eine Feuerstelle. Es gibt Beete, ein Gewächshaus und Bänke aus Europaletten. An einem der Bäume schwingt eine Schaukel leicht hin und her.

Seit 2017 bauen junge Menschen einen Gemeinschaftsgarten in Dresden-Friedrichstadt auf. Ihren Garten nennen sie "nebenan", jeder soll hier willkommen sein. Jakob Adolphi und Lea Flechtner sind zwei der rund 40 Menschen, die regelmäßig herkommen und mit anpacken. "Unser ehemaliger Mitbewohner hat die Fläche entdeckt und gepachtet. Die lag damals völlig brach", erinnert sich Lea.

Beete, Pizza-Ofen, Solarzellen und ein Café in Dresdens Gemeinschaftsgarten

Zunächst arbeiteten vor allem Freunde im Garten. Doch das neue Projekt spricht sich herum und so helfen bald immer mehr Menschen dabei, den Gemeinschaftsgarten aufzubauen. Sie legen Beete an, bauen einen Pizzaofen und bestücken eine der Garagen mit Solarzellen.

"Wir versuchen hier, mit wenig Geld so viel wie möglich herauszuholen", sagt Lea und deutet auf das Garten-Café. Zwei Wände des Gebäudes standen bereits auf der Brachfläche, Bekannte spendeten die Inneneinrichtung und ein Wellblechdach. "Den Rest haben wir von Ebay Kleinanzeigen", sagt sie und lacht.

Mittlerweile ist der Gemeinschaftsgarten rund 1.500 Quadratmeter groß.
Mittlerweile ist der Gemeinschaftsgarten rund 1.500 Quadratmeter groß. © René Meinig

Das Gelände ist damals etwa 300 Quadratmeter groß. Doch dann gelingt es den Gartenbesitzern, die angrenzenden Grundstücke ebenfalls zu pachten. Mittlerweile gehören zum "nebenan" vier Grundstücke, Gesamtgröße rund 1.500 Quadratmeter.

Dresdner Gartenprojekt stößt auf viel Interesse

"Wir machen hier nahezu alles selber", sagt Lea. "In unserer Gruppe gibt es Elektriker, Tischler, Baumpfleger und Maurer. Irgendjemand ist immer Spezialist."

Die Fläche wird vielfältig genutzt: Die Pächter brauen Bier, pflanzen Kräuter und Gemüse an oder sitzen gemeinsam am Lagerfeuer. Vor wenigen Tagen haben sie eine eigene Sauna in Betrieb genommen, in den kommenden Wochen soll ein Bienenstock angeschafft werden. "Manchmal hatte ich das Gefühl, dass wir uns mit diesen ganzen Projekten übernehmen", sagt Jakob. Aber mittlerweile sei er stolz darauf, dass bereits so viele Projekte umgesetzt wurden.

Der Gemeinschaftsgarten stößt in Dresden auf viel Interesse. Auf Telegram folgen fast 400 Menschen dem Projekt. "Immer wieder kommen neue Leute vorbei, wir haben auch schon Anfragen per Mail bekommen", sagt Lea. Aktuell würden auch immer mehr junge Familien mit ihren Kindern in den Garten kommen.

Die Zukunft des Gemeinschaftsgartens ist ungewiss

Doch damit Projekte im "nebenan" umgesetzt werden können, braucht es regelmäßige Einnahmen. Deshalb haben die Pächter vor einer Woche den Verein "buntbrach" gegründet. Vereinsmitglieder zahlen monatlich zehn Euro und unterstützen so zukünftige Projekte. Bisher sind 25 Menschen in den Verein angetreten, zahlreiche Anträge sind laut den Pächtern noch in Bearbeitung. "Damit schaffen wir einen offiziellen Rahmen und decken nebenbei einen Teil der laufenden Kosten", sagt Lea.

Trotz der Nachfrage ist die Zukunft des Gartenprojekts aktuell ungewiss. Ein Großteil des Geländes gehört nämlich einem Investor, der auf der Fläche in den kommenden Jahren Häuser bauen will. Die Leute vom "nebenan" stehen mit ihm in Kontakt und dürfen die Fläche aktuell noch bewirtschaften.

"Wir haben mit dem Investor jetzt einen Vertrag für die kommenden vier Jahre abgeschlossen", sagt Jakob. "So lange wird es das Projekt auf jeden Fall noch geben, danach müssen wir weiterschauen."

Jakob und Lea ist klar, dass der Garten dann vielleicht neuem Wohnraum weichen muss. "Das kommt nicht überraschend, wir wussten ja von Anfang an, dass hier irgendwann gebaut werden soll", sagt Lea. Jakob stimmt ihr zu: "Wir planen gerade einfach von Woche zu Woche."