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Neue Ausstellung im Pillnitzer Kaiserzimmer

Der Freistaat hat den geschichtsträchtige Raum im Pillnitzer Bergpalais aufwendig restauriert. Was dort künftig zu sehen ist.

Von Peter Hilbert
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Aufwendig restauriert hat der Freistaat das Kaiserzimmer im Bergpalais des Schlosses Pillnitz.
Aufwendig restauriert hat der Freistaat das Kaiserzimmer im Bergpalais des Schlosses Pillnitz. © SKD, Klemens Renner

Dresden. Vom Frühjahr 2019 bis Ende August vergangenen Jahres blieb der westliche Seitenflügel des Pillnitzer Bergpalais' geschlossen. Rund 40 Firmen waren dort im Auftrag des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) aktiv, um die geschichtsträchtigen Räume zu sanieren.

Voraussichtlich ab 12. Juni wird dort die neue Dauerausstellung „Gestaltung um 1800“ zu sehen sein. „Die Interimspräsentation des letzten Jahres wurde bereits abgebaut“, teilen die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden mit.

In diesem Flügel des Bergpalais' wird künftig im Kaiserzimmer eine Ausstellung zu sehen sein.
In diesem Flügel des Bergpalais' wird künftig im Kaiserzimmer eine Ausstellung zu sehen sein. © Christian Juppe

Seit 1768 hatte der sächsische Hof das Pillnitzer Schloss als Sommerresidenz genutzt. Der westliche und die anderen Seitenflügel waren von 1788 bis 1791 angebaut worden. Der Entwurf und die Pläne zur Einrichtung der Räume nach dem damals neuesten Zeitgeschmack stammen vom Hofarchitekten Christian Traugott Weinlig. Es sind die einzigen im frühklassizistischen Stil gestalteten Räume, die in Dresden noch erhalten geblieben sind. Heute werden sie vom Kunstgewerbemuseum genutzt.

Das ist eine historische Ansicht des gelbvertäfelten Kaiserzimmers mit der originalen Wandgestaltung.
Das ist eine historische Ansicht des gelbvertäfelten Kaiserzimmers mit der originalen Wandgestaltung. © Landesamt für Denkmalpflege Sachsen

Im Westflügel sind ein Vorzimmer, ein Wohn- und ein Schlafzimmer sowie ein Schreibkabinett und ein abschließender Gang. Gleich nach der Fertigstellung bekam dieser Seitenflügel einen besonderen Gast. Vom 25. bis 27. August 1791 wohnte der Habsburger Leopold II, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation, in dem Gästeappartement. Deshalb wurde es später als Kaiserzimmer bezeichnet.

Dieses Gemälde von Johann Heinrich Schmidt zeigt das Monarchentreffen im August 1791. Mit dabei waren der Kaiser und die Könige von Preußen und Sachsen.
Dieses Gemälde von Johann Heinrich Schmidt zeigt das Monarchentreffen im August 1791. Mit dabei waren der Kaiser und die Könige von Preußen und Sachsen. © Gemäldegalerie Alte Meister, Staatliche Kunstsamml

Zum Pillnitzer Monarchentreffen hatte Sachsens Kurfürst Friedrich August III. eingeladen. Mit dabei waren unter anderem Preußenkönig Friedrich Wilhelm II. und Charles Philipp, Bruder des abgesetzten französischen Monarchen Ludwig XVI. Besprochen wurde die „polnische Frage“. Auf Druck Charles Philippe von Bourbon wurde außerdem die sogenannte Pillnitzer Deklaration verabschiedet, die auf eine Wiedereinsetzung Ludwig XVI. auf dem französischen Thron und die Wiederausübung seiner souveränen Macht zielte.

Diese Kunstwerke über Türen und Fenstern wurden aufwendig restauriert.
Diese Kunstwerke über Türen und Fenstern wurden aufwendig restauriert. © SKD, Klemens Renner

Im späten 19. Jahrhundert nutzte König Albert die Räume als Sommerresidenz. Ab den frühen 1920er-Jahren bis 1945 gehörte der Flügel zum Schlossmuseum. Danach wurde er als Depot der Gemäldegalerie genutzt.

Von 1966 bis 1971 wurden die Kaiserzimmer restauriert. Knapp 50 Jahre nach der Sanierung musste der SIB handeln. Denn dem Holzboden unter dem Parkett hatte die Nässe kräftig zugesetzt, so dass einige Bereiche der Dielen verfault waren. 2018 hatten Bauforscher im Westflügel damit begonnen, genau zu untersuchen, wie die Räume 1791 ausgesehen hatten. Denn sie sollten nach der Sanierung soweit wie möglich dem historischen Vorbild entsprechen.

Noch gut erhalten ist dieser kunstvoll gestaltete Ofen im einstigen Schlafzimmer.
Noch gut erhalten ist dieser kunstvoll gestaltete Ofen im einstigen Schlafzimmer. © SKD, Klemens Renner

Das rund 230 Jahre alte Holzparkett haben Handwerker aufgearbeitet, repariert und ergänzt. Die bereits bis 1971 restaurierten Deckenmalereien blieben erhalten. Alle anderen Flächen wurden neu gestrichen. Viel Aufwand wurde auch an den Holzschnitzereien über den Türen betrieben, die von Bildern geschmückt werden. Ein Holzbildhauer hat sie nachgeschnitzt.

Die Besucher werden nicht nur die Ausstellung, sondern viele schöne Details im Kaiserzimmer bewundern können.
Die Besucher werden nicht nur die Ausstellung, sondern viele schöne Details im Kaiserzimmer bewundern können. © SKD, Foto: Klemens Renner

Ein Restaurator hat die Wände wieder so wie zur Bauzeit bespannt. Als oberste Lage wurden dem historischen Vorbild entsprechend Seidenbahnen gespannt. Auf der Basis von untersuchten Resten hatte sie die beauftragte Kunsthistorikerin Sabine Schneider in einer französischen Seidenmanufaktur herstellen lassen.

Restaurator Torsten Otto freute sich im Juli vergangenen Jahres, dass er im Kaiserzimmer so gut vorangekommen ist. Hier befestigt er die letzten Seidenbahnen, die nach historischem Vorbild in einer französischen Manufaktur gefertigt wurden. Im August 2020
Restaurator Torsten Otto freute sich im Juli vergangenen Jahres, dass er im Kaiserzimmer so gut vorangekommen ist. Hier befestigt er die letzten Seidenbahnen, die nach historischem Vorbild in einer französischen Manufaktur gefertigt wurden. Im August 2020 © Christian Juppe

In einer ersten Runde konnten Besucher ab Ende August vergangenen Jahres die restaurierten Kaiserzimmer bis zum 1. November besichtigen. Dann war die Winterpause. Wegen der Coronakrise wird die Ausstellung mit Objekten aus der Zeit um 1800 ab 12. Juni gezeigt. Die Staatlichen Kunstsammlungen lassen 21 Reproduktionen von Kupferstichen mit Stadtansichten herstellen, die dann in den Kaiserzimmern zu sehen sein werden.

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