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Container-Standorte in Dresden: Blasewitz und Cotta stimmen Unterbringung von Geflüchteten zu

Die Stadtbezirksbeiräte Blasewitz und Cotta haben der Unterbringung von Geflüchteten in Container-Standorten am Mittwochabend zugestimmt. In beiden Gremien wurden daran jedoch Bedingungen geknüpft.

Von Dominique Bielmeier & Kay Haufe & Julia Vollmer & Alexander Schneider & Christoph Springer & Andreas Weller & Dirk Hein & Fionn Klose
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Insgesamt neun Container-Standorte sollen in Dresden für Asylbewerber und Geflüchtete errichtet werden. Darüber diskutieren derzeit die Stadtbezirksbeiräte und Ortschaftsräte.
Insgesamt neun Container-Standorte sollen in Dresden für Asylbewerber und Geflüchtete errichtet werden. Darüber diskutieren derzeit die Stadtbezirksbeiräte und Ortschaftsräte. © Sven Ellger

Dresden. Die Stadt diskutiert derzeit über geplante Container-Standorte an verschiedenen Stellen des Stadtgebietes. Bis zum Herbst 2023 will Dresden an neun Standorten Wohncontainer für jeweils 48 bis maximal 152 Geflüchtete errichten lassen. Insgesamt sollen so bis zu 824 Menschen eine vorübergehende Bleibe erhalten.

Hier informieren wir Sie über die Ergebnisse der Abstimmungen in den jeweiligen Stadtbezirksbeiräten und Ortschaftsräten.

Update, Mittwoch, 19. April: Abstimmung in Blasewitz

Die Stadtbezirksbeiräte Blasewitz und Cotta haben am Mittwochabend über die geplanten Übergangswohnheime für Geflüchtete in ihren Bezirken abgestimmt. Konkret geht es um die Container-Unterkünfte an der Löwenhainer Straße in Tolkewitz/Seidnitz-Nord und am Altgorbitzer Ring in Gorbitz-Süd.

Der Stadtbezirksbeirat Blasewitz hat dem Container-Standort mehrheitlich zugestimmt. Auf Antrag der CDU sollen unter anderem die Anwohner gesondert informiert werden, um gegebenenfalls Anregungen an die Stadtverwaltung geben zu können. Außerdem sollen Ordnungsamt und Polizei verstärkt präsent sein.

Im Stadtbezirksbeirat Cotta wurde lange und sehr sachlich diskutiert. Teilweise stellten sich Flüchtlingsinitiativen vor, in den wenigsten Redebeiträgen wurden starke Vorbehalte geäußert. Etwa 60 Gäste waren vor Ort. Die Freien Wähler stellten den Antrag, der Stadtbezirksbeirat solle den geplanten Standort am Altgorbitzer Ring ablehnen. Vor einer Entscheidung im Rat sollen zudem Bürgerforen stattfinden.

Der Antrag wurde mit acht Ja-Stimmen bei neun Nein-Stimmen abgelehnt. Auch ein nahezu inhaltsgleicher Antrag der AfD scheiterte. Beschlossen wurde ein AfD-Antrag, die Einrichtung "längstens zwei Jahre" zu betreiben. Außerdem soll es, so forderte es ein interfraktioneller Antrag, bessere Betreuungsschlüssel für die Geflüchteten und eine Zusammenarbeit mit der Volkshochschule geben. Der Stadtbezirksbeirat Cotta stimmte in der Schlussabstimmung knapp für den Standort in am Altgorbitzer Ring.

An der Löwenhainer Straße sollen bis zu 48 Asylbewerber unterkommen, am Altgorbitzer Ring ebenfalls. Errichtung und Miete für zwei Jahre kosten jeweils rund 3,8 Millionen Euro. Bei den Voten beider Bezirksbeiräte handelt es sich um eine Empfehlung für den Stadtrat. Dieser soll am 11. Mai über die insgesamt neun neuen Container-Standorte in Dresden abstimmen.

Die anderen Bezirksbeiräte und Ortschaftsräte mit neuen Heimen in ihrem Gebiet haben bereits abgestimmt. Das Ergebnis: Vier Bezirksbei- und Ortschaftsräte haben den Containerplan abgelehnt, drei stimmten zu.

Update, Montag, 17. April: Abstimmung in Weißig

Der Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig hat am Montagabend mehr als vier Stunden lang über die geplante Asyl-Unterkunft an der Forststraße beraten. Wegen des großen Interesses waren mindestens 100 Menschen dabei nicht mehr in den Gasthof Weißig gelassen worden. Die Debatte wurde teilweise hitzig geführt, es gab viele Fragen der Bürger. Erst nach 23 Uhr wurde schließlich mit großer Mehrheit ein Ersetzungsantrag der AfD angenommen und der städtische Antrag zur Unterbringung von Geflüchteten abgelehnt.

Im AfD-Antrag heißt es, der Ortschaftsrat erteile sein Einvernehmen für den Bau eines Containerstandortes zur Unterbringung Asylsuchender nicht. "Auch für die eventuelle Beantragung einer entsprechenden Ausnahmegenehmigung erteilt der Ortschaftsrat Schönfeld-Weißig ebenfalls sein Einvernehmen nicht." Der Oberbürgermeister werde aufgefordert, dafür zu sorgen, "dass keine Unterbringung asylsuchender Menschen am Standort Forststraße erfolgt".

Außerdem soll der OB sich beim Freistaat "für eine rasche Abschiebung der sich in Dresden aufhaltenden vollziehbar ausreisepflichtigen Personen einsetzen und sich zugleich für einen sofortigen Aufnahmestopp von asylsuchenden Menschen in Dresden aussprechen".

Die Ablehnung des Standorts Forststraße wird unter anderem mit "erheblichen Einschränkungen des öffentlichen Lebens" begründet. Außerdem weist der Antrag der AfD auf die "Vereinbarung über die Eingliederung der Gemeinde Schönfeld-Weißig in die Landeshauptstadt Dresden" hin, die seit 1999 gilt.

Die Ortschaft hat eine Streitvertretung zur Durchsetzung ihrer Rechte im Eingliederungsvertrag in die Stadt. Jürgen Reichel, einer der Streitvertreter, hat vor Ort angekündigt, dass diese am 12. Mai bei der Landesdirektion eine Schlichtung beantragen wird, sollte der Stadtrat am Tag zuvor die Containerstandorte beschließen. Als Begründung führt er an, dass es dann vonseiten der Stadt einen massiven Eingriff in den gültigen Flächennutzungsplan für die Forststraße gebe. Und bei solchen Fragen muss die Ortschaft mitsprechen können.

Die Verwaltung will stadtweit neun Container-Asylunterkünfte errichten, davon eine in Weißig. Dort sollen bis zu 48 Menschen übergangsweise einen Wohnplatz bekommen. Kosten für Aufbau und zweijährige Container-Miete: rund 3,9 Millionen Euro. Für das Grundstück ist eigentlich eine Sporthalle für die SG Weißig vorgesehen. Das Votum des Ortschaftsrates gilt als Empfehlung für den Stadtrat. Dieser entscheidet abschließend. Passieren soll das nach aktuellem Stand am 11. Mai.

Der Auffassung aller Ortschaftsratsmitglieder zufolge dürfe der Stadtrat aber nicht gegen den Willen des Ortschaftsrates stimmen. Laut der Eingliederungsvereinbarung müsse das Gremium sein Einvernehmen erteilen, sofern beispielsweise von Bebauungsplänen abgewichen werden soll.

Update, Mittwoch, 5. April: Abstimmungen in Leuben und in der Altstadt

In der Altstadt sowie in Leuben gibt es weitere Informationsveranstaltungen für Anwohner und Abstimmungen der Stadtbezirksbeiräte. In Leuben kommen in der Wohnstätte Altleuben 10 etwa 150 Anwohner zusammen, um mit Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und Stadtbezirksbeiräten über das Konzept zu sprechen. Vor dem Eingang haben sich Schätzungen zufolge 70 bis 80 Menschen versammelt, um gegen die Unterkunft zu protestieren. Am Ende wird der Vorschlag der Stadtverwaltung mit den Stimmen der geschlossenen AfD-Gruppe und aus der CDU abgelehnt.