Dresden
Merken

33 neue Stolpersteine für Dresden

In der Stadt sollen Dutzende neue Stolpersteine an politisch Verfolgte während der NS-Diktatur erinnern. Nicht nur Juden finden sich unter den Opfern.

Von Luisa Zenker
 2 Min.
Teilen
Folgen
Ein neuer Stolperstein in der Bramschstraße 2 erinnert an Arthur Leuschner. Er stand als „Querulant“ dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber und musste deshalb ins Konzentrationslager.
Ein neuer Stolperstein in der Bramschstraße 2 erinnert an Arthur Leuschner. Er stand als „Querulant“ dem Nationalsozialismus kritisch gegenüber und musste deshalb ins Konzentrationslager. © Marion Doering

Dresden. Seit dieser Woche gibt es mehr als 300 Stolpersteine in Dresden. Die kleinen Gedenktafeln auf dem Boden erinnern an Menschen, die während des Nationalsozialismus verfolgt, deportiert, ermordet, vertrieben oder in den Suizid getrieben wurden.

Ihre diversen Biografien zeigen, dass sich die NS-Verbrechen gegen viele Lebensentwürfe richteten. Eine davon handelt von Arthur Leuschner. Ein Stolperstein an der Bramschstraße soll künftig an ihn erinnern. Der in Großenhain (damals noch Zschieschen) geborene Sachse kommt 1930 als Lokomotivheizer zur Reichsbahn Dresden. Er zieht mit seiner Familie nach Löbtau in die Bramschstraße 2, in ein Gebäude, das von einer SPD nahen Genossenschaft geführt wird. Offenbar war Leuschner Anhänger der sozialdemokratischen Arbeiterbewegung, was ihm möglicherweise später den Tod einbrachte.

Nach der Machtübernahme der NSDAP versucht sich Leuschner anzupassen, seine ältesten Töchter sind Mitglied im "Bund deutscher Mädel". Ein Sohn wird zur Wehrmacht eingezogen. Dem Vater selbst sei empfohlen worden, in die NSDAP einzutreten, was er aber nicht gewollt habe, so sein Urenkel Marc Baumgart.

In die Bramschstraße 2 in Löbtau zog Leuschner mit seiner Familie.
In die Bramschstraße 2 in Löbtau zog Leuschner mit seiner Familie. © Marc Baumgart
Arthur Leuschner arbeitete als Lokomotivheizer für die Reichsbahn Dresden.
Arthur Leuschner arbeitete als Lokomotivheizer für die Reichsbahn Dresden. © Marc Baumgart

Dann aber kommt es zur Kehrtwende, Leuschners Frau trennt sich von ihm. Er selbst fällt den Nazis mehr und mehr auf, weil er sich über die NS-Diktatur "lustig" macht. 1943 wird er verhaftet, was danach passierte, bleibt lange ungewiss, wie so viele Geschichten während der NS-Zeit. Sein Name taucht erst wieder 1945 auf einer Häftlingsliste des Konzentrationslagers Groß-Rosen (bei Breslau im heutigen Polen) auf, dort stirbt er am 13. März 1945.

Die Umstände seines Todes sind unbekannt, da die SS überwiegend "natürliche Todesursachen" protokollierte, unabhängig davon, was tatsächlich geschah. Im Fall von Arthur Leuschner dokumentiert sie "Kreislaufschwäche und allgemeiner Körperverfall".

Leuschner ist eine Biografie von vielen, die an die dramatischen Geschichten vieler NS-Opfer erinnert. Damit diese nicht in Vergessenheit geraten, hat der Künstler Gunter Demnig im Jahr 1992 das Projekt "Stolpersteine" ins Leben gerufen. Kleine viereckige Messing-"Steine" sollen vor den Häusern an die vielen Schicksale erinnern.

In dieser Woche hat der Künstler 33 neue Stolpersteine in Dresden verlegt, sie kosten pro Stück 120 Euro. Finanziert werden sie über Privatpersonen, Vereine, Stiftungen, Bildungsträger oder Unternehmen. Insgesamt gibt es nun 332 Stolpersteine im ganzen Stadtgebiet. Der Verein "Stolpersteine Dresden" sucht aber immer wieder nach Paten, die weitere Gedenktafeln installieren wollen.

"Die Stolpersteine sind ein Versuch, die traumatische Geschichte der Deportation und Vernichtung jüdischer Mitbürger in unserer Stadt während der NS-Diktatur sichtbar zu machen", so Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Die Linke). "Angesichts des wachsenden Antisemitismus haben wir als Nachgeborene die Aufgabe, immer wieder an das Schicksal der Opfer zu erinnern und es nicht zu vergessen."