Dresden bekommt weiteren Simmel-Markt und Riesen-Hotel

Dresden. Die schwarzen Warenregale stehen wie Soldaten in Reih und Glied. Einige Regale sind besonders, sie sind weiß. Dort wird später alles das zu finden sein, was zu den sogenannten Drogerieartikeln gehört. In einem Extrabereich des L-förmigen Raums stehen besondere "Soldaten" - eine lange Reihe schwarzer Kühlschränke. Am Rand, aber dank besonderer Lichttechnik irgendwie doch der Mittelpunkt, ist eine lange Glastheke. Dort wird es künftig Fisch, Fleisch, Wurst und Käse geben.
Peter Simmel ist der Chef. Er steht lächelnd dahinter und lässt sich fotografieren. Nach dem Einkaufszentrum mit dem Ex-Verkehrsbetriebe-Hochhaus am Albertplatz, das nach ihm benannt ist, ist dies hier sein zweiter Coup in Dresden: ein mehr als 300 Meter langes Gebäude am Hauptbahnhof mit Hotel, Büros, fast 400 Parkplätzen und einem Simmel-Supermarkt. Der wird größer als der am Albertplatz und dort sollen einmal etwa 80 Kollegen arbeiten. Rund 65 Millionen Euro hat Simmel in das mehrteilige Gebäude investiert.

Nur eine echte Bruchlandung
Der 62-Jährige ist optimistisch. Auch sein neuer Markt wird ein Erfolg, ist er überzeugt. Eine Bruchlandung hat Peter Simmel bisher nur ein einziges Mal hingelegt, als er im April 2009 mit einer Cessna im Mühlenberger Loch, einem Teil der Elbe bei Hamburg, notlanden musste. Der Flieger überschlug sich, Simmel wurde aber nur leicht verletzt. Die Polizei sagte später laut Medienberichten, der Pilot habe alles richtig gemacht, als seine Instrumente ausfielen. Seitdem hatte Simmel das Steuer immer gut im Griff. Auch, als das Geschäft in seinem Markt am Albertplatz nur langsam Fahrt aufnahm. "Ein bis zwei Jahre braucht man, bevor es läuft", hat er gelernt. Und damit rechnet er auch am Hauptbahnhof.
Noch wird dort gebaut - in der Tiefgarage, in Büros, in die später eine IT-Firma einziehen wird, in dem Supermarkt und in dem Hotel. Die Meininger-Gruppe wird es künftig betreiben, es soll 173 Zimmer mit fast 800 Betten haben. "Dresdens größtes Hotel", meint Peter Dyroff, Presseverantwortlicher für Simmels neue Investition in der Landeshauptstadt.
Eigentlich hätte die Eröffnung schon stattfinden sollen, doch Corona und damit verbundene Lieferprobleme haben die Bauleute zurückgeworfen. Nun soll das Hotel lange nach dem Supermarkt im Erdgeschoss öffnen - voraussichtlich im Juli oder August 2023. Nicht nur geplante Termine waren beim Bau nicht zu halten, auch die Kostenobergrenze nicht. "Die Baupreis-Entwicklung ist heftigst, so etwas habe ich in 40 Jahren als Bauherr nicht erlebt", sagt Simmel. Zwischen 30 und 150 Prozent seien manche Preise gestiegen, unter anderem für Dämmplatten, Rohrschellen und Holz.
Markteröffnung im September
In dem Markt im Erdgeschoss hat künftig Marek Homberg das Sagen. Er ist zurzeit stellvertretender Chef bei Simmel am Albertplatz. "Am 16. August beginnen wir mit dem Einräumen", kündigt er an, auf 65 der geplanten 80 Mitarbeiter kann er da mindestens schon bauen. Parallel dazu gehen die Einstellungen weiter. Einen Monat lang soll geräumt und vorbereitet werden, Eröffnung ist am 16. September.
An dem Gebäude muss dann noch bis 2023 weitergearbeitet werden. Für Peter Simmel ist damit in Dresden aber vorerst Schluss. Nein, weitere Flächen für Läden habe er derzeit nicht im Auge, sagt er auf Nachfrage, "so etwas muss sich auch erst einmal entwickeln". Als der Markt am Albertplatz im Juli 2015 eröffnet wurde, habe er auch noch nicht an die Fläche zwischen Wiener Platz, Ammonstraße und Budapester Straße gedacht, sagt Simmel.
Jetzt macht er keinen Hehl aus dem Stolz auf den Neubau. "Die Fassade ist in Dresden einmalig, je nach Blickwinkel hat sie eine andere Farbe", sagt der 62-Jährige. Spezielle Kristalle auf Metallplatten sind der Grund dafür - sie reflektieren das Sonnenlicht mal rot und mal blau und auch in einfachem Grau. Außerdem gibt es so etwas wie einen Dachgarten, der von dem Hotel aus zu erreichen ist. Auf der einen Seite sieht man die Züge auf dem Weg zum Hauptbahnhof und die Straßenbahnen, auf der anderen Seite die Ammonstraße und die Türme im Stadtzentrum. "Wenn man unten steht, denkt man gar nicht, dass hier oben so ein Grünzeugs ist", sagt Simmel, gebürtiger Bayer.
Mehrere weitere Bauprojekte
Wenn sein Markt Mitte September fertig ist, wechselt der Bauherr Simmel nach Chemnitz. Dort wohnt er und dort plant er ebenfalls einen Neubau samt Supermarkt. Außerdem baut Simmel derzeit in Carlsfeld im Erzgebirge - eine Ferienhaussiedlung samt kleinem Laden. Nur 120 Quadratmeter groß, aber mit einem neuartigen Kassensystem, bei dem die Kunden vor dem Einkauf gewogen werden, danach die Produkte mit ihrem Handy scannen und zum Schluss wieder gewogen werden. Heraus kommt dann die Summe, die bezahlt werden muss.
Im neuen Simmel-Markt am Hauptbahnhof wird es das nicht geben - aber Kassen zum Selbst-Scannen, wie schon in seinem Geschäft am Albertplatz. Dort waren sie etwas ganz Neues für die Dresdner, inzwischen sind auch sie stets gefragt. Bis zu 400.000 Euro Umsatz macht Simmel dort pro Woche. Eine Zahl, die das Geschäft am Hauptbahnhof auch erreichen soll. Mindestens.