Dresden. Wie schön breit die Neustadt-Straßen sind, konnte man in den vergangenen Jahren regelmäßig kurz vor der Bunten Republik Neustadt sehen. Dafür mussten rechtzeitig alle Autos weg, die Neustädter waren gezwungen, sich für einige Tage Stellplätze anderswo zu suchen. Plötzlich war Platz, plötzlich waren die Straßen viel einladender als in normalen Zeiten, in denen sie zumeist beidseitig zugeparkt sind. Übrig bleibt dann oft nur ein schmaler Fahrstreifen, auf dem sich Autos begegnen, Lieferdienste parken, Radfahrer die Blechkarossen umkurven müssen. Nicht schön und obendrein auch nicht ungefährlich.
Eine Woche lang eine autofreie Neustadt - das war eine schöne Idee. Aber beim aktuellen Versuch war von Anfang an der Wurm drin. Zwar haben die Initiatoren alles richtig gemacht, als sie im Rahmen des Projekts "Zukunftsstadt Dresden" mit ihrer Idee ins Rennen gegangen sind. Ihres gehört schließlich zu den Vorhaben, die Wirklichkeit werden, wenn auch nur zeitlich begrenzt. Aber dann ging viel schief.
Das liegt beileibe nicht nur an Corona, aber die Pandemie hat ihnen die Arbeit noch schwerer gemacht. Erst waren sie dem Gegenwind nicht gewachsen, der ihnen bei öffentlichen Veranstaltungen ins Gesicht blies, in denen sie ihr Projekt in der Neustadt vorstellten. Da flogen ihnen Argumente unter anderem von Gewerbetreibenden um die Ohren, die sie offensichtlich nie zuvor auf dem Schirm hatten. Und dann kam Corona und wirkte wie ein Hemmschuh für die weiteren Vorbereitungsarbeiten.
Die Bürgerbeteiligung, also die Beteiligung der Neustädter, gelang nicht wirklich. Wer wollte, konnte sich zwar aktiv selbst informieren. Aber es gelang den Verantwortlichen zu keiner Zeit, die Bewohner des Viertels umfassend einzubinden und damit letztlich von ihrer Idee zu überzeugen.
Mancherorts kam im gesamten Projektzeitraum nicht ein Infozettel an, hing nie ein Plakat an der Eingangstür, hat nie ein Mitstreiter geklingelt, um die Idee vorzustellen oder Infomaterial vorbeizubringen. Damit waren die Macher der "Woche des guten Lebens" offenbar überfordert.
Nun ist im Mai eine abgespeckte autofreie Woche geplant. Abgespeckt auf einige wenige Straßen und Plätze im unmittelbaren Zentrum des Viertels. Vielleicht gelingt es ja damit, einen Eindruck zu vermitteln, wie es sein könnte ohne die vielen Autos. Denn schöner werden die Straßen wirklich nicht, wenn sie beiderseits zugeparkt sind. Aber bis zu wenigstens einer Straße, die wirklich autofrei ist - und sei es nur frei von den Autos, die weder Anwohnern noch Gewerbetreibenden aus dem Viertel selbst gehören - ist es noch ein sehr, sehr langer Weg.