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"Dresdens Licht-Aus-Aktion ist reine Symbolpolitik"

Dresden verzichtet größtenteils auf das Anstrahlen von Gebäuden, Brücken und Weihnachtsbeleuchtung, um in der Krise Energie zu sparen. FDP-Fraktionschef Holger Zastrow ist sauer, weil so ein Stadtratsbeschluss missachtet wird.

Von Andreas Weller
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Die Dresdner Augustusbrücke hat zumindest einen Teil der Beleuchtung an, vieles andere bleibt im Dunkeln.
Die Dresdner Augustusbrücke hat zumindest einen Teil der Beleuchtung an, vieles andere bleibt im Dunkeln. © René Meinig

Dresden. Die Einsparungen seien "lächerlich" und das falsche Signal, das Tourismus, Handel und Gastronomie schade, sagt Zastrow. Deshalb hat er nach der Ankündigung der Stadt, das Licht abzuschalten und auf Weihnachtsbeleuchtung zu verzichten, einen Gegenantrag gestellt und im Stadtrat eine Mehrheit dafür bekommen.

Umgesetzt wurde und wird dies aber größtenteils gar nicht oder nur halbherzig. Dresdens Gebäude bleiben vorwiegend dunkel. Jetzt ist klar, wie viel damit gespart wird.

Wie viel Strom in Dresden gespart wird

Zastrow hat eine entsprechende Anfrage dazu gestellt, die nun sein Parteifreund und Oberbürgermeister Dirk Hilbert (FDP) beantwortet hat. Daraus geht hervor, dass durch den Verzicht auf Außen-, Innen- oder Straßenbeleuchtung - soweit die Verkehrssicherheit nicht gefährdet wird - insgesamt 3,7 Millionen Kilowattstunden Strom gespart werden können. Bei den Dresdner Brücken, Brunnen, Bäumen und Mauern können bis zu 20.000 Kilowattstunden Strom gespart werden. Zum Vergleich: Der durchschnittliche Stromverbrauch in Deutschland liegt bei rund 1.300 Kilowattstunden pro Person im Jahr.

"Die 20.000 Kilowattstunden entsprechen 0,54 Prozent des gesamten städtischen Einsparpotentials - das ist lächerlich", so Zastrow. "Dresdens Licht-Aus-Aktion war reine Symbolpolitik." Denn die entscheidenden Gebäude gehören eh nicht der Stadt, sagt Zastrow.

Welche Gebäude Dresden im Dunkeln ließ

Nur drei städtische Objekte werden laut Hilbert nicht wie in den Jahren vor der Energiekrise angestrahlt. Das sind neben dem Rathaus das Stadtmuseum und die Technischen Sammlungen.

"Aber andere Gebäude sind für die Silhouette viel prägender", so Zastrow. Für diese sind entweder der Freistaat oder die Stiftung Frauenkirche zuständig. Und diese haben sich trotz des Stadtratsbeschlusses gegen das Anstrahlen entschieden, weil ein Stadtratsbeschluss diese nicht daran bindet.

Einen Abend erstrahlte die Frauenkirche doch

Dies habe in der Vorweihnachtszeit zu massiven Beeinträchtigungen geführt, sagt Zastrow, vor allem für die Weihnachtsmärkte - von denen er selbst einen betreibt - und die Besucher der Stadt insgesamt. Die Stadt habe den Beschluss des Rates nur zum Teil umgesetzt. Die Gebäude blieben dunkel, aber die Weihnachtsbeleuchtung in der Neustadt und die Lichterketten auf der Augustusbrücke wurden angeschaltet.

"Ich bin zum Teil von der Stadt, aber vor allem vom Freistaat und der Stiftung Frauenkirche enttäuscht", sagt Zastrow. Es könne nicht sein, dass so mit Stadtratsbeschlüssen umgegangen werde, zumal die Frauenkirche zur Christvesper am 23. Dezember abends dann doch hell erleuchtet war. "Für eine Fernsehübertragung und damit der Ministerpräsident ordentlich ausgeleuchtet ist, ging es dann doch", ärgert sich Zastrow. "Der Beschluss war der Stiftung Frauenkirche offenbar egal."

Stadt steht bei Gebäuden eigentlich gut da

Teil von Zastrows Anfrage sind auch die Energieklassen der Verwaltungsgebäude wie Schulen, Kitas und viele mehr - wie die Gebäude, in denen die Ämter untergebracht sind. Keines der 363 Objekte ist in den schlechtesten Energieklassen G oder H eingestuft, alle Heizungsanlagen lassen sich zudem elektronisch regeln, viele haben eine Gebäudeleittechnik.

Problematischer ist es da aus Zastrows Sicht, dass noch keines der städtischen Gebäude, das eine dekorative Außenbeleuchtung hat, mit energiesparender LED-Beleuchtung ausgestattet ist, bei den Brücken und Brunnen ist Dresden da bereits weiter und bei der Straßenbeleuchtung konzentriert sich die Stadt eher darauf, die Hauptstraßen mit LED-Lampen auszustatten. "Auf die Außenbeleuchtung zu verzichten, ist nur Symbolpolitik, die Einsparmöglichkeiten sind viel größer, wenn schneller alles auf LED umgerüstet würde", so Zastrow.