Dresden bekennt sich zum Fernsehturm

Dresden. Der Dresdner Stadtrat hat sich nun klar zum Projekt Fernsehturm bekannt. Rund zwei Drittel der Stadträte stimmten sowohl für den Letter of Intent - eine Absichtserklärung - als auch für das Verkehrskonzept rund um den Wachwitzer Turm.
Damit können die Planungen weitergehen. In der Debatte wurde es emotional. Bevor die Stadträte ran durften, sprachen Eberhard Mittag vom Verein Fernsehturm Dresden und Markus Joos von der Bürgerinitiative Fernsehturm Dresden. Unterschiedlicher konnten die Ansätze gar nicht sein. Mittag appellierte an die Räte. "Es sind 30 Jahre verstrichen, ohne dass was passiert ist." Jetzt müsse der Turm endlich saniert werden.
Joos dagegen machte deutlich, was die Wiedereröffnung seiner Meinung nach für die Anwohner bedeuten würde. Das Verkehrskonzept produziere einen "Todesstreifen", weil der Platz für so viel verkehr, inklusive Zubringerbus gar nicht da sei. Er verwies auf einen viel zu hohen Preis. Er rechne mit 93 Millionen Euro Gesamtkosten - das ergebe sich aus den Kosten für die Sanierung des Turms, den Ausbau der Straßen und die Subventionierung des Zubringerbusses über 20 Jahre gerechnet. Zudem sei auch noch kein Betreiber bekannt. Joos forderte einen Stopp des Projektes.
Der Fernsehturm als "Sehnsuchtsort"
Als "Sehnsuchtsort" bezeichnete FDP-Fraktionschef Holger Zastrow den Turm, sprach von einem "wichtigen Tag" und einem "Wesentlichen Schritt". "So weit waren wir noch nie. Wenn nicht jetzt, wird es den Fernsehturm, der für die Bürger geöffnet ist, nie geben."
CDU-Stadträtin Daniela Walter verglich die Silhouette des Turms mit einem Sektglas, deshalb könne man 2025 zur Eröffnung anstoßen. "Es ist eines der bedeutendsten Wahrzeichen unserer Stadt, für mich symbolisiert er Heimat." Es sei ein "unwahrscheinlicher Glücksfall", dass Bund und Land Geld zur Ertüchtigung dazugeben.
Man müsse auch nicht auf alles verzichten, weil "angeblich" wegen der Corona-Krise kein Geld da sei, so Linke-Fraktionschef André Schollbach. "Eine Stadt, die es sich leistet, 800 intakte Wartehäuschen abzureißen und viel Kohle für ein Verwaltungszentrum verballert, kann nicht sagen, es sei kein Geld da." Es gehe um den politischen Willen. Jens Genschmar (Freie Wähler) sieht in dem Projekt gar die "Chance, ein Zeichen zu setzen, um die Bevölkerung wieder zu einen".
Zweifel am Massentourismus
Lediglich Grüne und SPD konnten in den Jubel nicht einstimmen. Es gehe um eine Großinvestition, so Wolfgang Deppe (Grüne). "Der Turm, der 17 Kilometer vom Stadtzentrum entfernt steht, soll Ziel für Massentourismus werden. Glauben Sie wirklich, dass Touristen wegen des Turms nach Dresden kommen?" Und wenn die Dresdner mal oben waren, werde der Andrang abebben. "Wenn es sich für den Betreiber nicht lohnt, wird erwartet, dass die Stadt finanziell einspringt." Damit drohe das finanzielle Risiko unüberschaubar zu werden. Auch für das Landschaftsschutzgebiet sei es ein "nicht verträgliches Prestige-Objekt".
Die "Faszination" könne nicht das alleinige Kriterium für die Entscheidung sein, mahnte Stefan Engel (SPD). "Es passt einfach nicht in die Zeit." Die Finanzierungsbasis beispielsweise für den Zubringerbus sei "nicht seriös". Den Anwohnern drohen jahrelange Baustellen und am Ende Verkehrschaos.
Dennoch entschied sich eine deutliche Mehrheit der Räte für den Turm und das Verkehrskonzept. Laut Zastrow sei man auch bei der Betreibersuche "auf der Zielgeraden".