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Dresdner Dampfer fahren Linienverkehr

Seit dem Wochenende sind die Dampfer der Weißen Flotte auf der Elbe unterwegs. Ein Ticket muss man vor Ort nicht vorzeigen.

Von Christoph Springer
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Der Dampfer Pillnitz, hier bei einer Sonderfahrt ohne Fahrgäste im März 2021, soll einer von zwei "Wasserbussen" werden.
Der Dampfer Pillnitz, hier bei einer Sonderfahrt ohne Fahrgäste im März 2021, soll einer von zwei "Wasserbussen" werden. © Christian Juppe

Dresden. Linienverkehr bei der Dampfschifffahrt? Der Gedanke ist nicht neu und er hat zuletzt gleichermaßen für Begeisterung und Kopfschütteln gesorgt. So würde die Elbe wirklich sinnvoll genutzt, war stets die eine Seite überzeugt, völliger Schwachsinn meinte die andere. Nun wird er wiederbelebt - und das nicht nur theoretisch: Am Freitag ging es los. Bis einschließlich 9. Mai wollen die Dampfer als Linienschiffe verkehren. Am 10. Mai will die sächsische Regierung voraussichtlich eine neue Corona-Schutzverordnung vorstellen. "Dann erwarten wir ein Wechsel", sagt Robert Körner, Sprecher der Weißen Flotte.

Ab Freitag wurde aber erstmal wieder gefahren, Corona hin oder her. Vier Abfahrten pro Tag. Die Schiffe fahren vom Terrassenufer nach Pillnitz und zurück. Linienverkehr, ähnlich wie mit Bus und Bahn.

Diskussion mit der Staatskanzlei

Rundfahrten gibt allerdings nicht. Wer mitfahren will, kann also keinen Fahrschein für die gesamte Strecke kaufen. Es geht nur hin oder zurück oder ein Stück weit auf der Strecke zwischen den beiden Endstationen. Wer zwei Fahrscheine kauft, darf aber bis Pillnitz, kann dort sitzen bleiben auf dem Schiff und kann dann damit weiterfahren - wieder in Richtung Stadtzentrum.

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Stefan Bloch treibt diese Idee seit mindestens Anfang April um. Eigentlich wollte er solche Linienfahrten schon am Wochenende nach Ostern anbieten, doch da standen noch Absprachen dazu aus. Die haben nun stattgefunden. Das Ergebnis sind die jetzigen Linien-Fahrten, auch wenn Bloch schon die nächsten Schwierigkeiten kommen sieht. Denn der Referatsleiter aus der Staatskanzlei, der ihm letztlich grünes Licht gegeben hat, sei zwar sehr positiv eingestellt gewesen, sagt Bloch. Aber er habe zugleich zu verstehen gegeben, dass nun in der nächsten Coronaverordnung des Freistaats Klartext zur Flotte und ähnlichen Angeboten stehen könnte. Ein Klartext, der solche Fahrten verbietet.

Fahrscheinkontrollen während der Fahrt

Damit sie überhaupt möglich sind, werde "im ÖPNV-Modus" gefahren, sagt Bloch, also wie der öffentliche Personennahverkehr als reines Transportmittel. Das waren die Ausflugsschiffe früher in erster Linie und jetzt sind sie es wieder. Außerdem gilt Maskenpflicht. Tickets gibt es ausschließlich online, pro Station kostet die Fahrt fünf Euro. Das heißt, vom Terrassenufer bis Pillnitz brauchen Fahrgäste einen Zehn-Euro-Fahrschein.

Den müssen sie beim Einsteigen gar nicht erst vorzeigen. Wie in Bus und Bahn darf einsteigen, wer ein Ticket hat. Fahrscheinkontrollen seien unterwegs aber jederzeit möglich, sagt Bloch. Schwarzfahrer müssen den Fahrpreis nachzahlen, dazu 60 Euro Strafe - ebenfalls wie im Öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Die weiteren Regeln: Zu essen und zu trinken gibt' s nichts an Bord, auch mitgebrachte Speisen und Getränke dürfen die Fahrgäste nicht zu sich nehmen. "Das soll man ja auch in den Straßenbahnen nicht", sagt Bloch. Im Mittelpunkt stehe der Transport von A nach B.

"Keine Lust auf Bus oder Bahn - dann jetzt mit dem Schiff", trommelt die Flotte online für die Fahrten. "Warum? Weil wir die Dresdner Verkehrsbetriebe, die am Wochenende ja weniger fahren als werktags, ein wenig entlasten wollen", sagt Bloch nicht ganz ernst. Das werde die Verantwortlichen dort bestimmt freuen. Die haben aber ohnehin so geplant, dass Dampfer-Unterstützung unnötig ist. Das Angebot ist einfach der Versuch, den Betrieb wieder aufzunehmen. Linienverkehr auf der Elbe eben.

An Linienverkehr zu Wasser haben in Dresden auch schon andere gedacht. Stadtrat André Schollbach machte damit in den 2000er-Jahren Furore, "Wasserbusse" wollte er stromauf und stromab fahren sehen. Er musste die Idee schließlich begraben. Noch nicht so viel Zeit vergangen ist seit der Idee, wenigstens die Fähre in Pieschen mittels schwimmfähigen Bussen wieder aufleben zu lassen. Auch daraus wurde nichts. Nun macht Flottenchef Stefan Bloch Schiffe zu gedachten Bussen. So lange es geht, so lange nicht mehr möglich ist und solange ihm keine neue Verordnung einen Strich durch den Fahrplan macht.

Hier geht es zum Linienangebot und den Tickets auf der Internetseite der Dampfschifffahrt.

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