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Sachsenbad: Neue Studie mit fünf Varianten

Nun ist ein Verbleib des Denkmals in städtischer Hand wieder greifbar. Es gibt eine neue Untersuchung. Warum nun alles ganz schnell gehen muss.

Von Andreas Weller
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Eine neue Untersuchung bringt wieder Schwung in die Diskussion ums Sachsenbad.
Eine neue Untersuchung bringt wieder Schwung in die Diskussion ums Sachsenbad. © Sven Ellger

Dresden. Bislang hat die Stadtverwaltung den Verkauf der Immobilie präferiert. Ein Investor will eine Million Euro für das denkmalgeschützte Gebäude bezahlen und dort unter anderem Büros, Gastronomie und Saunen einbauen.

Das wäre für Dresden die günstigste Alternative, das vom Verfall bedrohte Denkmal zu retten. Aber es ist nicht die einzige Variante. Die stadteigene Stesad hat nun fünf mögliche Lösungen untersucht. Das sind die Ergebnisse.

Seit Jahren wird um das Denkmal Sachsenbad gerungen. Das prägnante Gebäude wurde in den Jahren 1928/1929 vom damaligen Stadtbaurat Paul Wolf errichtet. Es hat laut Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) einen einzigartigen baukünstlerischen Wert.

Deshalb und auf Druck der Bürgerinitiative "Endlich Wasser ins Sachsenbad", die fordert, das Denkmal in städtischer Hand zu behalten und zudem weiter die Nutzung als Bad erreichen will, hat Kühn eine neue Untersuchung in Auftrag gegeben. Diese hat die Stresad nun fertiggestellt. Die Varianten:

1. Die Stadt macht, was der Investor plant

In dieser Variante würde im Prinzip das Modell umgesetzt, mit dem sich auch der einzige potenzielle Investor um den Kauf der Immobilie beworben hat. Moderne Großraumbüros, Restaurant, Café, Bar, Sauna, Fitnessstudio, Yoga unter dem Dach und sogenannte Co-Working-Bereiche. "Es ist ein ähnliches Konzept wie das des Investors, das Gebäude würde als Denkmal erhalten bleiben, allerdings ohne Wasserbecken", so Stesad-Chef Axel Walther.

Die Umsetzung dieses Konzeptes würde nach Walthers Berechnungen gut 16,6 Millionen Euro kosten. Da die Stadt für keine der Varianten Geld eingeplant hat, rechnet Walther mit einer Kreditfinanzierung, beispielsweise über seine Stesad. Die Kosten für die Nutzung lägen bei etwa 1,2 Millionen Euro pro Jahr. Allerdings gäbe es Mieteinnahmen für die Stadt, sodass sich ein Zuschussbedarf von etwa 249.000 Euro pro Jahr ergibt. Übernimmt die Stadt fünf Millionen der Baukosten, würde laut Walther kein Zuschuss benötigt. Die eine Million Euro für den Verkauf würden der Stadt in den Varianten 1 bis 4 entgehen.

2. Gesundheitsbad

"In dieser Variante würde das historische Becken wieder hergestellt werden", erklärt Walther. Auch hier bleibt alles in der historischen Struktur, am Gebäude würde nichts verändert. Im Bad wäre allerdings ausschließlich Baby-, Kleinkinder- und Seniorenschwimmen möglich. Dazu sind Arztpraxen, Therapie- und Fitnessräume, Saunen und ein Wellnessbereich geplant.

In dieser Variante kommt Walther auf knapp 21,9 Millionen Euro Investitionskosten. "Weil für die Wassertechnik teure Anlagen notwendig sind." Der Zuschussbedarf, nach Abzug der Mieteinnahmen läge bei knapp 1,2 Millionen Euro pro Jahr - schießt die Stadt fünf Millionen Euro zu, bei knapp 95.000 Euro. "Dieses Konzept basiert auf einem Vorschlag der Bürgerinitiative", so Walther.

3. Gesundheitsbad mit angebautem Schwimmbad

Zusätzlich zum Gesundheitsbad und den anderen Nutzungen wie in Variante 2 würde hier ein Anbau inklusive Verbindungsbau an das Sachsenbad gebaut. Vorgehsehen ist, auf der nördlichen Seite ein neues und modernes Schwimmbad zu errichten. Durch den Verbindungsbau könnte ein gemeinsamer Eingangsbereich entstehen und die komplette Technik im Gebäude des Sachsenbades untergebracht werden.

"Dafür müssten allerdings die angrenzenden Tennisplätze umverlegt und das Blockheizkraftwerk abgerissen werden", so Walther. Zudem wäre ein Bebauungsplanverfahren notwendig, um Baurecht zu bekommen. Das dauert etwa drei bis vier Jahre.

Dieses Projekt würde knapp 33,8 Millionen Euro kosten, davon 11,6 Millionen Euro für das neue Bad. Hier würde ein jährliches Defizit von mehr als zwei Millionen Euro entstehen - übernimmt die Stadt fünf Millionen Euro der Baukosten, läge es bei rund 435.000 Euro.

4. Die große Lösung

In einer weiteren Variante stellt Walther dar, dass auch eine Möglichkeit wäre, das gesamte Umfeld des Sachsenbades mit einzubeziehen. Wie in Variante 3 mit Gesundheitsbad im Sachsenbad und Schwimmbadneubau. Statt der Arztpraxen und anderen Mieter, könnten ein Stadtteilcafé, das Puppentheater, das derzeit noch im Rathaus Pieschen untergebracht ist und auch das Heinrich-Schütz-Konservatorium einziehen. Dazu sind Umkleiden und Duschen für den Eigenbetrieb Sportstätten vorgesehen.

Außerdem würde Walther hier Baufelder für sozialen Wohnungsbau im Umfeld vorbereiten. Dafür müsste allerdings neben den Tennisplätzen auch der Fußballplatz verlegt werden. In dieser Variante rechnet Walther mit gut 35,8 Millionen Euro Baukosten. Der Zuschussbedarf würde bei mehr als 2,1 Millionen Euro liegen und bei einer Baukostenübernahme von fünf Millionen Euro durch die Stadt, bei rund 437.500 Euro.

5. Sachsenbad an Investor, plus neues Schwimmbad

Die Stadt könnte auch wie bisher geplant das Sachsenbad an den Investor für eine Million Euro verkaufen und in unmittelbarer Nähe ein neues und modernes Schwimmbad errichten. Das habe laut Walther den Vorteil, dass alles nach aktuellsten Gesichtspunkten gebaut werden könne, ohne Verbindung zum Denkmal.

Das würde rund 15,9 Millionen Euro kosten. Der Zuschussbedarf läge etwa bei 1,1 Millionen Euro und wenn die Stadt fünf Millionen Euro zuschießt bei 410.000 Euro. "Rechnet man den Verkaufserlös für das Sachsenbad ein, reduziert dieser sich auf rund 360.000 Euro", so Walther.

Welche Variante will die Stadt?

Der Stesad-Chef Axel Walther sagt, wirtschaftlich sei die Variante 5 am sinnvollsten. "Allerdings würde es damit kein Bad im historischen Sachsenbad geben und gerade das hat eine hohe emotionale Bedeutung." Dass das Denkmal erhalten bleibt, müsse man beim Verkauf vertraglich fixieren.

Die Stadtspitze will sich noch nicht festlegen. Bisher gibt es die Vorlage zum Verkauf. Über diese soll auch in der kommenden Woche der Stadtrat entscheiden. Aber es kann jederzeit Änderungsanträge geben. "Wir haben die Studie jetzt vorliegen", so Baubürgermeister Kühn. "Der Oberbürgermeister, der Finanzbürgermeister und ich haben sie Ergebnisse andiskutiert. Nach dem Bürgerforum werden die Ergebnisse daraus bewertet und einfließen." Erst dann werde es eine Präferenz der Verwaltung geben. Das Bürgerforum findet am Montag, ab 18 Uhr, in der Messe Dresden statt.

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