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Energiekrise: Weniger Wärme für Alpenveilchen in Dresdner Gärtnereien

Die steigenden Energiepreise belasten die Dresdner Gärtner. Welche Ideen diese haben, um mit ihren Gewächshäusern trotzdem nicht so stark ins Minus zu rutschen.

Von Kay Haufe
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Der Dresdner Gärtner Andreas Müller hat in seinen Gewächshäusern auch Alpenveilchen großgezogen. Er versucht, die Pflanzen ohne zusätzliche Wärme zu halten. Das klappt nur mit viel Lüften.
Der Dresdner Gärtner Andreas Müller hat in seinen Gewächshäusern auch Alpenveilchen großgezogen. Er versucht, die Pflanzen ohne zusätzliche Wärme zu halten. Das klappt nur mit viel Lüften. © René Meinig

Dresden. Dieser Herbst meint es bisher gut mit uns, viel Sonne und oft strahlend blauer Himmel. "Für uns hat er noch ein Zusatzgeschenk: Bei zwölf Grad Außentemperatur brauchen wir die Gewächshäuser nur wenig beheizen", sagt Thomas Schrön, der Geschäftsführer der Gärtnerei Rülcker auf der Reicker Straße.

Wie seine Kollegen plagen ihn Sorgen, dass die Energiepreise immer weiter steigen könnten. Zwar hat sein Unternehmen mit einem Blockheizwerk, das mit Biogas betrieben wird, eine umweltfreundliche Variante gewählt und sein Lieferant habe ihm die Verfügbarkeit und Versorgungssicherheit des Gases zugesichert. "Aber sinken wird der Preis sicher nicht", sagt Schrön. Seine größte Sorge ist, dass mit der von der Bundesregierung diskutierten Notfallstufe 3 die Gärtnerei von der Gasversorgung abgeschaltet wird.

Von dieser Situation ist Deutschland momentan aber noch weit entfernt und viele Menschen holen sich in der Gärtnerei Rülcker gerade Herbstschönheiten für drinnen oder Balkon und Terrasse. "Wir merken nichts von Kaufzurückhaltung. Die Leute wollen es sich angesichts der vielen schlechten Nachrichten zu Hause schön machen und Pflanzen und Blumen sind Seelentröster", sagt er.

Junge Weihnachtssterne brauchen 18 Grad

Obwohl er schon einige Mehrkosten auf den Pflanzenpreis umlegen musste. Genau wie Thomas Rost, der eine Gärtnerei in Gompitz betreibt. "Aber das müssen wir sehr genau abwägen, denn es nützt nichts, am Ende auf der Ware sitzen zu bleiben", sagt er.

Für die Anzucht seiner Weihnachtssterne sind 18 Grad nötig, damit sich die oberen Blätter der Pflanzen rot färben. "Daran kann ich nicht sparen. Und natürlich wollen die Leute auch solche saisonalen Pflanzen haben. Aber wir überlegen, ob wir diese Kultur im nächsten Jahr weglassen", sagt Rost.

Sein Kollege Andreas Müller von der Pirnaer Landstraße versucht gerade, seine Alpenveilchen im Gewächshaus ohne Beheizung weiter zu pflegen. "Das erfordert ein gutes Lüftungsmanagement, damit sie keinen Grauschimmel bekommen, spart aber Energiekosten", sagt er. Bei Außentemperaturen um die null Grad sei das aber auch nicht mehr möglich.

Müller zahlt inzwischen den dreifachen Gaspreis im Vergleich zu 2020. Und das auch nur, weil er den Anbieter gewechselt hat, sonst wäre es der sechsfache Preis gewesen, sagt er. Auch bei Thomas Rost sind die Preise gestiegen. Er beheizt die Gewächshäuser mit Steinkohle, deren Preis sich verdoppelt hat. Dazu kommen für alle Gärtner gestiegene Kosten, weil seit Oktober ein Mindestlohn von zwölf Euro gezahlt werden muss. Rahmenbedingungen, die in allen Betrieben Sorgen bereiten.

Jungpflanzen kommen 2023 fast zwei Monate später

Doch die Gärtner versuchen, mit neuen Zeitplänen Energie einzusparen. Sowohl die Gärtnerei Müller als auch Rost und Rülcker holen sich die Jungpflanzen für die Sommersaison 2023 fast zwei Monaten später in die Gewächshäuser. Statt im Januar werden die Beet- und Balkonpflanzen dann erst Ende Februar, Anfang März in den Gewächshäusern stehen. Dort benötigen sie Anwachstemperaturen von mindestens 15 Grad, damit sie im April und Mai als schöne Pflanzen verkauft werden können. "Die Frühlingskulturen wie Primeln, Hornveilchen und Stiefmütterchen benötigen so gut wie keine Wärme", sagt Müller.

Aber auch das zeitliche Verschieben der Kulturen birgt Risiken. "Wenn wir zu spät sind, bleiben wir auf den Pflanzen sitzen und verdienen nichts", sagt Thomas Rost. Denn aus den Baumärkten und Gartenzentren gebe es große Konkurrenz, die den Preis drückt.