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Einkaufen in Dresden: Welche Stadtteilzentren gut laufen und welche nicht

Nicht nur in der Dresdner Innenstadt kann man einkaufen. In den Stadtteilen gibt es ebenfalls zahlreiche kleine Zentren. Doch nicht alle laufen gut. Sechs Beispiele - vom Schillerplatz bis zum ODC.

Von Kay Haufe
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Der Schillerplatz ist eines der beliebtesten Stadtteilzentren in Dresden - und auch äußerst erfolgreich, sagen Handelsexperten.
Der Schillerplatz ist eines der beliebtesten Stadtteilzentren in Dresden - und auch äußerst erfolgreich, sagen Handelsexperten. © Christian Juppe (Archiv)

Dresden. Mit 1,7 Quadratmeter Handelsfläche pro Einwohner lässt Dresden die Millionenstädte Köln, Hamburg oder Berlin hinter sich. Der Großteil der Läden befindet sich in der Innenstadt sowie der Inneren und Äußeren Neustadt. 18 Prozent aber entfallen auf die kleinen oder größeren Stadtteilzentren. Die Wege zu ihnen sind kurz, deshalb versorgen sich die Dresdner hier vor allem mit Nahrungs- und Genussmitteln sowie Drogerieprodukten.

Für das neue Einzelhandels- und Zentrenkonzept der Stadt hat die Stadtplanungsgesellschaft "Stadt + Handel" die insgesamt 44 Ortsteil- und wohnnahen Zentren (OTZ und WZ) untersucht. Kriterien waren zum Beispiel die Verkaufsfläche, die Vielfalt der Händler, Gastronomen und sonstigen Anbieter sowie die Verkehrsanbindung und die Aufenthaltsqualität. Die Ergebnisse sind erstaunlich gut: 33 der 44 Zentren erhielten in der zusammenfassenden Bewertung einen lachenden Smiley, was bedeutet, dass die Kriterien ausreichend erfüllt wurden.

Nur vier wurden als schlecht eingestuft, sie erfüllten die Kriterien nur unzureichend. An fünf Standorten sehen die Analysten noch Entwicklungspotential, sie erfüllten die Kriterien nur zum Teil. Die SZ zeigt an sechs Zentren beispielhaft, warum sie von den Anwohnern gut oder gar nicht angenommen werden und welche Empfehlungen es zur Verbesserung gibt.

Lob für Schiller- und Körnerplatz sowie die "Borsi"

Sie gehören zu den stärksten zentralen Versorgungsbereichen neben der Innenstadt: die Ortsteilzentren Schillerplatz/Körnerplatz sowie Fetscherplatz/Borsbergstraße. Beide profitieren von einem guten Angebots- und Dienstleistungsmix, so gibt es neben zahlreichen Läden auch Artztpraxen, am Schillerplatz ein großes Kino.

Außerdem kommen durch den Sitz der Stadtteilbibliotheken Blasewitz und Johannstadt zusätzliche Passanten. Am Schillerplatz sowie am Körnerplatz sind außerdem die Stadtbezirksämter Blasewitz und Loschwitz angesiedelt. Auch die historische Prägung und die naturräumlich-touristischen Besonderheiten heben die Analysten als Besonderheiten des Schiller- und Körnerplatzes hervor. Die Angebotsstrukturen beider Plätze unterscheiden sich zwar, da es am Schillerplatz eine bessere Grundversorgung und ein größeres Angebot gebe, am Körnerplatz eher kleinere, besondere Angebote mit touristische Highlights. Aber genau dies "ergänze sich gegenseitig und stehe so in unmittelbarem funktionalen Zusammenhang".

Verbessert werden sollte aber die Verkehrsberuhigung und -organisation sowie die Gestaltung des Uferbereichs am Schillerplatz, so die Experten.

Die "Borsi" hat hohen Identitätswert für die Anwohner, die hier gern einkaufen und vieles finden.
Die "Borsi" hat hohen Identitätswert für die Anwohner, die hier gern einkaufen und vieles finden. © Christian Juppe

Besonders heben die Stadtplaner den "Identitätswert" der Borsbergstraße hervor, kurz "Borsi" genannt, der für die Bewohner der umliegenden Stadtteile hoch sei. Zwar habe dort die Verkaufsfläche in den vergangenen 15 Jahren leicht abgenommen, sei aber mit 10.000 Quadratmetern inklusive Fetscherplatz recht hoch. Allein 5.000 davon entfallen auf den Lebensmitteleinzelhandel, wobei die Märkte Kaufland und Konsum als Magnetbetriebe fungierten. Positiv bewertet wird, dass die Angebote im OTZ sowohl niedrig- als mittelpreisig seien und so verschiedene Zielgruppen ansprechen.

Die Analysten empfehlen, diesen zentralen Versorgungsbereich unbedingt vor konkurrierenden Nutzungen im Umfeld zu schützen. Flächenpotenzial sehen sie an der Nicolaistraße, um dort die Bereiche vom ADAC-Hochhaus und dem neuen Edeka mit dem Fetscherplatz zusammenzuführen.

Schlechte Noten für Fontane-Center und ODC

Eigentlich hat es vieles, was andere wohnnahe Zentren gern hätten: ein großes Fitness-Center, Reisebüro, Reinigung, eine Arztpraxis, Friseur, Fahrschule, Musikschule sowie ein Begegnungszentrum der Volkssolidarität. Dennoch bekommt das Fontane-Center in Klotzsche eine schlechte Bewertung. Vor allem, weil es mitten im Wohngebiet sehr versteckt liegt. Davon profitieren zwar die unmittelbaren Anwohner, aber es kommen keine Laufkunden. So war es nur eine Frage der Zeit, dass der Konsum ausgezogen ist, der mit 1.000 Quadratmetern etwas mehr als die Hälfte der Verkaufsfläche gemietet hatte. Es gibt große Leerstände.

Hinzu kommt die große Konkurrenz in der Nähe durch das Gesundheitszentrum an der Königsbrücker Landstraße, das WZ Boltenhagener Straße oder das Netto am Kunitzteichweg. Die Analysten empfehlen, das gastronomische Angebot auszuweiten, was die Attraktivität des Fontane-Centers auch zur Pausenversorgung der zahlreichen Mitarbeiter des benachbarten Gewerbegebiets erhöhen könnte.

Im Klotzscher Fontane-Center stehen viele Flächen leer.
Im Klotzscher Fontane-Center stehen viele Flächen leer. © Christian Juppe

Ebenfalls mit großen Problemen kämpft das Otto-Dix-Center in Reick, kurz ODC genannt. Die Verkaufsfläche ist in den vergangenen 15 Jahren durch den Auszug des Saturn-Markts, dem Möbelmarktes und weiterer Läden von anfangs 12.500 auf derzeit noch knapp 5.800 Quadratmeter zurückgegangen. Mehr als die Hälfte aller Flächen steht zurzeit leer. Ankermieter ist ein SB-Warenhaus von Kaufland mit 4.800 Quadratmetern Verkaufsfläche.

"Aus gegenwärtiger Sicht ist einzuschätzen, dass die Nachfrage im Einzugsbereich nicht ausreicht, um das ODC wieder komplett mit Einzelhandel und Dienstleistungen zu füllen wie zur Eröffnung im Jahr 2001", heißt es im Gutachten. Dafür sei vor allem der Bevölkerungsrückgang im Quartier verantwortlich. Mit der Ansiedlung des Wissenschaftsstandorts Dresden-Ost könnte die Nachfrage wieder steigen, sagen die Analysten. Das Center könne aber nur durch weitere, andersgeartete Nutzungen revitalisiert werden.

Das Otto-Dix-Center (ODC) braucht andere Nutzungen als nur Läden, sagen die Experten.
Das Otto-Dix-Center (ODC) braucht andere Nutzungen als nur Läden, sagen die Experten. © Christian Juppe

Waldschlößchen-Areal und Weißer Hirsch haben noch Potenzial, sich zu verbessern

Bei den folgenden zwei wohnnahen Zentren sehen die Bewerter gute Grundlagen, aber Entwicklungsbedarf, deshalb haben sie nur einen Smiley mit geraden Mundwinkeln vergeben, sprich, die Kriterien wurden nur zum Teil erfüllt:

Das Waldschlößchen-Areal hat zwar ein vielseitiges Dienstleistungsangebot, unter anderem mit Ärzten, Sparkasse, einem Brauhaus und Friseur, jedoch ist der Umfang der angebotenen Waren des täglichen Bedarfs ausbaufähig. Vor allem eine Drogerie fehlt. Das ehemalige Kino Metropolis steht seit 2009 leer, wurde nur temporär als Probemöglichkeit für die Philharmonie genutzt. Dafür müssten unbedingt sinnvolle Nachnutzungsmöglichkeiten gefunden werden, von denen auch eine belebende Wirkung auf das Zentrum ausgehen sollte, empfehlen die Stadtplaner.

Im Waldschlößchen-Areal fehlen vielseitigere Angebote.
Im Waldschlößchen-Areal fehlen vielseitigere Angebote. © Christian Juppe

Auch das Zentrum Weißer erfülle seine Versorgungsfunktion in qualitativer Hinsicht und auch hinsichtlich der Vielfalt des Angebotes, doch die schwierige Park- und Anlieferungssituation erschwere offensichtlich vielfach ein langfristig wirtschaftlich erfolgreiches Betreiben kleiner Einzelhandelsbetriebe in dieser Lage, hat die Untersuchung ergeben.

Das WZ biete aber aufgrund der Nähe zur Dresdner Heide, der architektonischen Qualitäten der denkmalgeschützten Gebäude einschließlich der Sonderbauten wie dem Parkhotel oder dem chinesischen Pavillon einen sehr hohen Identifikationswert und eine hohe Aufenthaltsqualität. Diese machten es unverwechselbar und müssten unbedingt erhalten werden. Konkurrierende Nahversorgungsmärkte in der Umgebung sollten deshalb vermieden werden.

Besonders in Lage und Architektur: das Zentrum Weißer Hirsch. Die schwierige Parkplatzsituation erschwert die Ansiedlung weiterer Händler.
Besonders in Lage und Architektur: das Zentrum Weißer Hirsch. Die schwierige Parkplatzsituation erschwert die Ansiedlung weiterer Händler. © Christian Juppe

Die Einschätzungen zu allen Dresdner Stadtteilzentren finden Sie hier.