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Kasse dicht: Dresdner Dampferflotte setzt auf digitalen Fahrscheinverkauf

Der Dampfschifffahrt fehlt Personal für den Fahrscheinverkauf. Deshalb wird neue Technik eingeführt.

Von Christoph Springer
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Am Anleger mit der Nummer 7 am Terrassenufer wird die Montage einer neuen Digitalanzeige vorbereitet.
Am Anleger mit der Nummer 7 am Terrassenufer wird die Montage einer neuen Digitalanzeige vorbereitet. © Christian Juppe

Dresden. Es war einmal ein Häuschen und das gibt es jetzt nicht mehr. Abgeschafft, ein- für allemal. In Pillnitz, aber auch stromauf, zum Beispiel in Bad Schandau. Die Sächsische Dampfschifffahrt verabschiedet sich von ihren Fahrscheinverkaufsstellen an der Strecke - mit Ausnahme von Dresden. Da bleibt es zumindest beim Tickethäuschen am Terrassenufer zwischen Brühlscher Gasse und Münzgasse.

Elektriker Matthias Hofmann arbeitet am Innenleben der Stele von Anleger 7, damit dort künftig auch die neue Digitalanzeige funktioniert.
Elektriker Matthias Hofmann arbeitet am Innenleben der Stele von Anleger 7, damit dort künftig auch die neue Digitalanzeige funktioniert. © Christian Juppe

Zu wenig Mitarbeiter für Fahrscheinverkauf

Der Abschied von den Verkaufsstellen geschieht nicht freiwillig. "Wir sparen damit kein Personal ein, wir haben die Leute nicht", sagt Flotten-Geschäftsführer Stefan Bloch. Zwei bis drei habe es zwar gegeben, aber eben nicht genug für alle Verkaufsstellen. "Wir können die Strecke nicht mit Personal besetzen und können auch keine Leute finden."

Die Verantwortlichen der Flotte haben deshalb umgedacht und sind dabei auf ein System gekommen, das mehr möglich macht, als ausschließlich den Fahrscheinverkauf. "Sieht aus wie beim Burgerimbiss, nur in schöner", erklärt der Chef die Lösung, die bis März 2023 komplett sein soll - auf der gesamten Strecke zwischen Diesbar-Seußlitz bis rauf in die Sächsische Schweiz. Die ersten Arbeiten dafür sind gelaufen, jetzt muss die Flotte abwarten.

Fahrscheinautomaten mit Mehrwert

Bloch nennt das System ein "digitales Streckenband". Einfach erklärt: Die Flotte setzt künftig auf Fahrscheinautomaten, ähnlich denen an den Dresdner Haltestellen. Doch die Geräte sollen mehr können. Sie sollen bargeldlos Tickets verkaufen, den Fahrplan anzeigen, die Fahrstrecke und zusätzliche Angebote der Flotte. Dazu haben sie berührungsempfindliche Bildschirme, die fast so groß sind, wie die Geräte selbst. Bloch spricht von 55 Zoll-Bildschirmen. Das entspricht etwa einer Höhe von 1,20 Metern und einer Breite von etwas mehr als 60 Zentimetern.

Ihre Daten bekommen sie per Internet aus der Flottenzentrale am Georg-Treu-Platz in Dresden. Dort können auch ständig Infos erneuert werden, selbst Fremdwerbung und bewegte Bilder ähnlich wie beim Fernsehen wären möglich. Das sei aber nicht geplant, sagt Bloch.

Die Zeichnung zeigt: An den Dresdner Anleger-Stelen passen die Automaten genau auf die breite Seite und stehen künftig ein Stück vor.
Die Zeichnung zeigt: An den Dresdner Anleger-Stelen passen die Automaten genau auf die breite Seite und stehen künftig ein Stück vor. © Christian Juppe
Für die Vorbereitung der Montagearbeiten musste die Anleger-Stele geöffnet werden. Michael Rößger stellt die Abdeckung zur Seite.
Für die Vorbereitung der Montagearbeiten musste die Anleger-Stele geöffnet werden. Michael Rößger stellt die Abdeckung zur Seite. © Christian Juppe
Azubi Denny Haufe hilft mit bei den Arbeiten, die nötig sind, damit die Stele am Terrassenufer bestens präpariert ist für die neue digitale Anzeige.
Azubi Denny Haufe hilft mit bei den Arbeiten, die nötig sind, damit die Stele am Terrassenufer bestens präpariert ist für die neue digitale Anzeige. © Christian Juppe

Vier verschiedene Montagearten

Bisher ist noch nicht viel zu sehen von den neuen Geräten. "Die Fundamente sind überall fertig", berichtet der Flotten-Geschäftsführer von den Geräten, die frei stehen werden. Solche Ticketautomaten wird es unter anderem in Meißen, Diesbar-Seußlitz und Pirna geben. In Bad Schandau kommt das Gerät an eine Wand, genau dort, wo früher der Ticketverkauf war, in Rathen und Wehlen auf die Anlegestellen.

Leicht war es nicht, überall die entsprechenden Genehmigungen zu bekommen. Ursprünglich sollte das "digitale Streckenband" schon Anfang 2022 fertig sein. Doch es war schwerer als gedacht, die Baugenehmigungen zu bekommen. "Ich habe zuerst gedacht, dass das vor allem in Dresden schwierig ist", berichtet Stefan Bloch. Aber nach mehreren Gesprächen habe die Stadt zugestimmt. Der Clou in der Landeshauptstadt: Die neuen Ticketautomaten werden am Terrassenufer Teil der Stelen an den Anlegestellen.

Technik wird vor Hochwasser demontiert

Eine entscheidende Voraussetzung war, dass sie bei Hochwassergefahr schnell demontiert werden können. "Wenn ein Hochwasser kommt, entnehmen wir die wichtigen Teile", erklärt Bloch die Technik. Dann wird das Gerät geöffnet, die Bildschirme kommen raus und auch die Computer, die sie steuern. Der Rest darf dann geflutet werden.

Alles in allem wird die neue Technik die Flotte am Ende etwa eine halbe Million Euro gekostet haben. Bloch ist absolut davon überzeugt, dass sie angenommen wird. Auch das Handyticket der Flotte, also ein Fahrschein, den man im Internet kauft, sich dann aufs Handy lädt und beim Zusteigen vorzeigt, laufe gut. Und Online-Verkäufe seien ohnehin "extrem stark". 45 Prozent aller Tickets würden im Internet gebucht. Dennoch: Das kleine Kassenhäuschen der Flotte in Dresden bleibt, mit allem, was dazugehört.