Update Dresden
Merken

Im Maschinenraum der Dresdner Flottenparade

Nur wenn die Maschinen ordentlich laufen, kann sich die Dresdner Flottenparade in Bewegung setzen. Ein Blick hinter die Kulissen, in den Maschinenraum.

Von Dirk Hein & Connor Endt
 4 Min.
Teilen
Folgen
Der Elbdampfer "Leipzig" bei der diesjährigen Flottenparade.
Der Elbdampfer "Leipzig" bei der diesjährigen Flottenparade. © Jürgen Lösel

Dresden. Die Ventile und Leitungen aus Kupfer und Messing glänzen bereits, trotzdem poliert Heiko Anton nochmal jedes Maschinenteil mit einem Lappen. Am 1.Mai um 10 Uhr startet die Dresdner Flottenparade, dann werden hunderte Dresdner an Deck strömen und die Dampfmaschine mit ihren massiven Zylindern bewundern.

Bereits jetzt, kurz nach acht Uhr, bilden sich lange Schlange vor den Dampfern. Auch am Elbufer und auf der Carolabrücke sammeln sich die Menschen, um nicht den Moment zu verpassen, wenn die neun historischen Personendampfer und die beiden Salonschiffe der Weißen Flotte in See stechen.

Bevor es so weit ist, muss der nautische Leiter der Flotte aber erst seinen Routinegang absolvieren. Kein Schiff legt ab, bevor Jochen Haubold sich bei der Crew erkundigt hat, ob alles in Ordnung ist. Haubold läuft die einzelnen Schiffe ab, redet kurz mit den Kapitänen, spricht immer wieder in sein Handy. Zusammen mit seinen Kapitänen hat er am Morgen die Choreografie der Schiffe besprochen, hat festgelegt, zu welchem Zeitpunkt welches Schiff ablegt.

"Ohne Maschinisten sehen die da oben alt aus"

Dann kann es losgehen. Im Maschinenraum von Heiko Anton schrillt grell eine Glocke. Dann springt der Maschinentelegraph von "Stopp" auf "Ganz langsam". Mit dem Telegraphen kann die Crew an Bord mit dem Maschinisten unter Deck kommunizieren. "Ganz langsam" bedeutet für Anton, dass er die Zylinder langsam anlaufen lässt. Über eine Welle treibt die Dampfmaschine Schaufelräder an, die jetzt anfangen, sich durch die Elbe zu kämpfen. Je schneller die Zylinder arbeiten, desto energischer schrauben sich die Schaufelräder durch das Wasser.

Heiko Anton arbeitet seit 13 Jahren auf der PD "Leipzig". Hier ölt er ein letztes Mal die Maschinen vor der Abfahrt.
Heiko Anton arbeitet seit 13 Jahren auf der PD "Leipzig". Hier ölt er ein letztes Mal die Maschinen vor der Abfahrt. © www.loesel-photographie.de

Als Maschinist kann Heiko Anton nicht sehen, was an Deck passiert. Er muss sich auf die Crew verlassen, die wiederum ihm vertrauen muss. "Ohne den Maschinisten sehen die da oben alt aus, aber dafür sehen die bei der Fahrt auch mehr", sagt Anton und grinst. Ein wenig kann er trotzdem den Ausblick genießen. Im Maschinenraum gibt es keine Bullaugen, deshalb klettert er immer wieder über die Eisenleiter an Deck, um zu sehen, wie schnell der PD "Leipzig" gerade fährt. Die Crew kann sich über eine Gegensprechanlage verständigen, aber während der Fahrt wird üblicherweise der Telegraph benutzt.

Seit dreizehn Jahren arbeitet Heiko Anton als Maschinist auf dem PD "Leipzig". Zuvor hat er jahrelang für die Deutsche Seereederei die Maschinen bedient. Damals war die DDR eine der wichtigsten Seefahrernationen, mehr als 10.000 Seeleute zählten zur einstigen Seeflotte. "Nach der Wende wurde die Handelsflotte aber größtenteils verkauft", sagt Anton. "Ich habe dann bei der 'Weißen Flotte' angefangen."

Die Hoffnung auf mehr Fahrten

Die Zeit auf dem Dampfer vergeht. An Deck sammeln sich die Menschen jetzt auf der Bugseite des Elbdampfers. Die Flottenparade hat vor wenigen Minuten Schloss Pillnitz passiert und startet ein Wendemanöver. Am Ufer beobachten hunderte Menschen das Spektakel, rufen und winken. Immer wieder schießen Schlauchboote an den Elbdampfern vorbei. Sogar die Live-Band auf der "Leipzig" pausiert für einen kurzen Moment.

Das Manöver gelingt, die Menschen jubeln, die Pfeifen tuten. Dann tuckert die Flotte langsam wieder Richtung Dresdner Altstadt.

Jochen Haubold ist sichtbar zufrieden. Er sitzt auf dem Oberdeck und lauscht der Band, als die "Leipzig" wieder am Landungssteg einläuft. "Es lief perfekt heute", sagt er. "Wir hatten an die 3.000 Gäste an Bord der Schiffe, waren ausgebucht."

Alles ist vorbereitet: Der Dampfer "Leipzig" kurz vorm Ablegen.
Alles ist vorbereitet: Der Dampfer "Leipzig" kurz vorm Ablegen. © www.loesel-photographie.de

Der Hochstand der Elbe sei günstig für die Dampfschiffe, denn so könne man entspannter planen. "Für den Sommerfahrplan haben wir sehr gute Bedingungen. Vielleicht können wir an Himmelfahrt und Pfingsten sogar zusätzliche Fahrten anbieten", sagt Haubold. In Dresden habe es jahrzehntelang die Tradition gegeben, dass jeder Bürger mindestens einmal pro Jahr mit dem Dampfer fahren musste. "Ich finde, das ist eine Tradition, die man ruhig wieder aufleben lassen könnte", sagt Haubold.