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Kickende Dresdnerinnen holen Titel "Verein des Jahres"

Beim 1. FFC Fortuna spielen ausschließlich Mädchen und Frauen. Aktuell kämpft die 1. Mannschaften um den Aufstieg in die Regionalliga. Anders als bei Profis läuft im Dresdner Verein alles ehrenamtlich.

Von Kay Haufe
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Die 1.Mannschaft des 1. FFC Fortuna beim Training auf dem Kunstrasenplatz im Ostragehege.
Die 1.Mannschaft des 1. FFC Fortuna beim Training auf dem Kunstrasenplatz im Ostragehege. © René Meinig

Dresden. Da, wo sonst der Dynamo-Nachwuchs im Sportpark Ostra trainiert, sind immer öfter auch fußballspielende Mädchen und Frauen zu sehen. Seit Oktober 2022 hat Dynamo Dresden eine Kooperation mit dem 1. FFC Fortuna Dresden geschlossen - einem Verein, in dem ausschließlich weibliche Mitglieder in verschiedenen Mannschaften kicken.

"Wir sind sehr glücklich über die Zusammenarbeit mit Dynamo", sagt der Vereinsvorsitzende Roland Hönisch. "Allein schon die Trainingsmöglichkeit auf dem Kunstrasen im Ostragehege ist perfekt, weil unser Sportplatz auf der Wurzener Straße im Winter oft nicht nutzbar ist." Doch auch gemeinsame Trainingseinheiten mit Dynamo-Profis oder die Weiterbildung für die Trainer seien wichtig für Fortuna. "Man merkt, dass der Frauenfußball mehr Aufmerksamkeit bekommt."

"Sie wollen teilweise härter gefordert werden als Männer"

Wenn es um Frauenfußball geht, führt in Dresden kein Weg am 1. FFC Fortuna vorbei. Die 1. Frauenmannschaft ist in den vergangenen beiden Jahren Sächsischer Landesmeister geworden und die führende in der Stadt. Das klare Ziel für diese Saison ist der Aufstieg in die Regionalliga Nordost der Frauen. "Aber das wird nicht einfach", sagt Trainer Steve Maschik. "Wir haben etwas Rückstand auf den Chemnitzer FC und müssen auf die Ausrutscher der anderen Mannschaften hoffen. Aber natürlich auch alle kommenden Spiele gewinnen."

Da kommt eine unverhoffte Auszeichnung als Motivationshilfe gerade recht: Am Donnerstagabend wurde der 1. FFC Fortuna zum Verein des Jahres in der Kategorie Sport gekürt, verbunden mit einem Preisgeld von 3.000 Euro. Damit wird das ehrenamtliche Engagement der Trainer und Spielerinnen belohnt.

Wenn einer weiß, wie die Mädchen und Frauen in Bezug auf Fußball ticken, ist es ihr Trainer, der die 1. Mannschaft in der Saison 2018/19 übernommen hat. "Sie sind sehr zielstrebig und fleißig, wollen teilweise härter gefordert werden als Männer. Aber man benötigt Feingefühl bei der Ansprache", sagt Maschik und lacht. So bedarf es schon mehrmaliger Gespräche, wenn eine Spielerin nicht aufgestellt wird. "Die wollen das genau begründet haben. Männer nehmen so etwas einfacher hin."

Doch Maschik weiß, dass der Teamgedanke bei allen zählt, unabhängig vom Alter. Die Jüngste in der 1. Mannschaft ist 18, die Älteste Mitte 30. "Alle haben ein gemeinsames Hobby, viele spielen schon seit der Kindheit. Da gibt es untereinander keine Konflikte."

Nachwuchs wird schon im Kindergarten gesucht

Seit sie Zehn war, spielt Jenny Cordon beim 1. FFC Fortuna. Alles fing mit einem Zettel in der Schule an, mit dem Nachwuchs für die Frauenfußballerinen gesucht wurde. "Ich wollte unbedingt dabei sein und ein paar Wochen später war ich beim Probetraining", erinnert sich die heute 21-Jährige. Für sie sei Fußball genau der richtige Sport mit viel Bewegung, aber auch dem taktischen Denken.

"Nach einer Niederlage bin ich total enttäuscht. Es wäre wichtig, dass wir in die Regionalliga aufsteigen", sagt Jenny Cordon. Dort hat sie bereits einmal mit der 1. Mannschaft gespielt, doch dann kam der Abstieg, weil viele Spielerinnen die Mannschaft verlassen haben.

"Das ist immer ein Problem, wenn die jungen Frauen zum Studium weggehen. Dann muss sich die Mannschaft wieder neu finden. Aber zum Glück haben wir Nachwuchs aus den eigenen Reihen", sagt Maschik. Im Kader der 1. Frauenmannschaft sind 20 Spielerinnen und drei Torhüterinnen.

Um Nachwuchs zu gewinnen, fangen die Trainer schon im Kindergarten an, Interesse zu wecken. "Und Erfolge helfen natürlich, dass der Frauenfußball noch attraktiver wird", sagt Roland Hönisch.

Aus den Reihen von Fortuna sind bereits einige bekannte Spielerinnen hervorgegangen wie Julia und Sylvia Arnold, die in verschiedenen Bundesliga-Mannschaften spielten. Genau wie Anna Weiß, die beim FC Carl Zeiss Jena unter Vertrag ist. "Solche Karrieren zu sehen, motiviert unsere Spielerinnen. Auch ich bin stolz, auch wenn ein weinendes Auge dabei ist", sagt Hönisch.