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Altes Standesamt in Dresden streicht Club aus dem Namen

Andreas Pomplun bietet im alten Standesamt am Dresdner Palaisplatz Veranstaltungen ganz nach den Wünschen seiner Gäste an. Was dort gefeiert wird und was sich verändern soll.

Von Nora Domschke
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Im alten Standesamt am Dresdner Palaisplatz ist eine Menge los, auch wenn man es dem Haus von außen nicht immer ansieht.
Im alten Standesamt am Dresdner Palaisplatz ist eine Menge los, auch wenn man es dem Haus von außen nicht immer ansieht. © René Meinig

Dresden. Beleuchtet ist das Torhaus am Palaisplatz nur, wenn drinnen gefeiert wird. Deshalb wirkt es mitunter so, als ob das in Dresden als Hochzeitstempel bekannte Gebäude leer steht. Doch das Gegenteil ist der Fall: Andreas Pomplun hat aus dem alten Standesamt eine Eventlocation gemacht.

Nach zwei Coronajahren und zig abgesagten Feiern ist der Veranstaltungsort inzwischen wieder mehr als gefragt. In der Silvesternacht ist Andreas Pomplun bereits ausgebucht. Und doch lässt sich der Gastronom und Veranstalter immer wieder Neues einfallen.

Seit 2015 betreibt Andreas Pomplun am Palaisplatz den Club Standesamt. Seitdem hat er einiges am Konzept verändert.
Seit 2015 betreibt Andreas Pomplun am Palaisplatz den Club Standesamt. Seitdem hat er einiges am Konzept verändert. © René Meinig

Denn so schön das Gebäude auch ist - es verschlingt aufgrund seiner Größe auch eine Menge Heiz- und Energiekosten. Darauf musste Pomplun spätestens jetzt - angesichts der gestiegenen Preise - reagieren. "Früher hat sich unser Laden nur gerechnet, wenn wir Veranstaltungen mit mehr als 100 Leuten gemacht haben." +

2015 hat Andreas Pomplun den Club Standesamt nach zwei Jahren Bauzeit eröffnet. Sein Konzept: Events für Firmen, aber auch Privatfeiern mit vollem Service.

Seitdem hat sich der Standort in Dresden einen Namen gemacht. Bis zu drei Anfragen für Veranstaltungen bekomme er am Tag, sagt der Gastronom, der aus dem bayrischen Garmisch stammt und seit 1990 in der sächsischen Landeshauptstadt lebt.

Kochkurse besonders beliebt

Damit er auch kleinere Veranstaltungen, also mit deutlich weniger als 100 Gästen, wirtschaftlich sinnvoll anbieten kann, hat er im alten Standesamt inzwischen einiges verändert und dafür die Zeit genutzt, als die Gastronomie coronabedingt geschlossen bleiben musste. So wurde ein Teil der Bar zu einer Küche umfunktioniert. Sie kann bei Bedarf einfach weggeräumt werden - zum Beispiel, wenn getanzt wird und der Platz unter der riesigen Diskokugel nicht ausreicht.

Mit der kulinarischen Versorgung seiner Gäste hat Pomplun in den vergangenen Jahren immer externe Cateringfirmen beauftragt - nun wird selbst gekocht. Tatsächlich sind Kochkurse oder Veranstaltungen, bei denen die Gäste dem Koch über die Schulter schauen, derzeit besonders beliebt. Dafür kocht das Team von Pomplun selbst, oder er lädt Köche aus der Region dafür ein.

Kürzlich war zum Beispiel Matthias Gräfe da, der in Radebeul ein Weinlokal betreibt, sich aber hin und wieder für Pompluns Gäste an den Herd im alten Standesamt stellt. Zehn Mitarbeiter einer Firma wünschten sich für ihre Weihnachtsfeier einen Kochkurs für ein komplett veganes Menü. Andere Gruppen wollen nicht selbst zum Kochlöffel greifen und bestellen ein Menü, das meistens nach einem saisonalen Motto kreiert wird.

Je nach Wunsch der Gäste können die Räume mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden. Der Platz kann aber auch als Tanzfläche oder für eine Bühne genutzt werden.
Je nach Wunsch der Gäste können die Räume mit Tischen und Stühlen ausgestattet werden. Der Platz kann aber auch als Tanzfläche oder für eine Bühne genutzt werden. © René Meinig
An zwei Bars werden die Gäste mit Getränken versorgt. Oder sie mixen sich die Cocktails selbst.
An zwei Bars werden die Gäste mit Getränken versorgt. Oder sie mixen sich die Cocktails selbst. © René Meinig
Hängt im Alten Standesamt die größte Diskokugel Dresdens? Betreiber Andreas Pomplun ist sich jedenfalls sicher, dass er die Größte hat.
Hängt im Alten Standesamt die größte Diskokugel Dresdens? Betreiber Andreas Pomplun ist sich jedenfalls sicher, dass er die Größte hat. © René Meinig

Vom Konzept der gehobenen Küche muss sich der eine oder andere Gast erst von Andreas Pomplun überzeugen lassen. "Klar, gegrillte Nackensteaks sind gut, aber auf einer schönen Feier kann es auch mal was Besonderes sein." Ein Klassiker sei das Fischmenü, im Winter gibt es eher weihnachtliches Wild.

Andreas Pomplun will sich noch breiter aufstellen mit seinem Angebot. Mit der eigenen Küche ist der Anfang gemacht, nun folgt eine Änderung des Namens. Aus "Club Standesamt" wird "Altes Standesamt". Der Club im Namen sei etwas irreführend, findet Pomplun. "Das klingt zu sehr nach Party und zu wenig nach Event."

Bekommt das Standesamt eine frische Fassade?

Denn im Hochzeitstempel ist so einiges möglich: kochen, essen, Cocktails mixen, Karaoke singen, tanzen oder einer Live-Band zuhören - all das kann Pomplun anbieten. Auch ein Oktoberfest hat er auf Wunsch schon veranstaltet, sogar männliche Stripper waren schon einmal da.

Etwas zurückhaltend zeigt sich der 58-Jährige auf die Nachfrage, ob er der Fassade des Standesamtes irgendwann eine Frischekur gönnt. Tatsächlich befand sich von 1945 bis 1994 das Standesamt Dresden in diesem Gebäude, das 1829 als eines von zwei Torhäusern auf dem Palaisplatz errichtet wurde. "Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits gefällt mir gerade der marode Palazzo-Charme. Andererseits weiß ich, dass die Dresdner es sicher auch gern hätten, wenn das Haus neu gestrichen würde." Noch habe er aber keine konkreten Pläne dafür.