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Warum die Macherinnen des Smoothie-Bowl-Ladens "Purna Deli" in Dresden aufgeben

Knapp ein Jahr nach der Eröffnung geben zwei Dresdnerinnen ihr Herzensprojekt, den Smoothie-Bowl-Laden "Purna Deli" in Pieschen, wieder auf und suchen einen Nachfolger. Womit die Inhaberinnen zu kämpfen hatten.

Von Juliane Just
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Claudia Unger (l.) und Nora Schütz haben die Dresdner fast ein Jahr lang mit Smoothies und Bowls versorgt und sich einen Kundenstamm aufgebaut. Schweren Herzens wollen sie den Laden nun aufgeben.
Claudia Unger (l.) und Nora Schütz haben die Dresdner fast ein Jahr lang mit Smoothies und Bowls versorgt und sich einen Kundenstamm aufgebaut. Schweren Herzens wollen sie den Laden nun aufgeben. © Sven Ellger

Dresden. In einer Ecke sitzen zwei junge Frauen und löffeln farbenfrohe Smoothies, auf der anderen Seite des Ladens isst eine ältere Frau auf einer Couch inmitten von bunten Kissen eine Bowl zum Mittag. Kurz vor Ladenschluss ist es im "Purna Deli" an der Oschatzer Straße nicht menschenleer. Im Gegenteil, die Smoothies und Bowls haben sich in dem Stadtteil einen Namen gemacht. Trotzdem soll hier bald Schluss sein.

Ein Kärtchen auf dem großen Tresen, der mit allerlei Obst und Nüssen die Blicke sofort auf sich zieht, weist die Kunden darauf hin, dass die Inhaberinnen sich schweren Herzens für diesen Schritt entschieden haben. Claudia Unger und Nora Schütz haben im April 2022 den Laden geöffnet. Elf Monate später geben die Dresdnerinnen ihr Herzensprojekt wieder auf.

Dabei haben keine wirtschaftlichen Gründe dazu geführt, wie man es mit Corona-Nachwehen und der Inflation durch den Ukraine-Krieg vermuten mag. Sie geben "persönliche Gründe" an - und davon gab es irgendwann so viele, dass die Gründerinnen den Laden nicht mehr stemmen konnten. "Es war keine Entscheidung über Nacht und eine sehr schwere", sagt Claudia Unger.

Die beiden Frauen haben den Laden vollständig allein geführt. Das bedeutet nicht nur, während der Öffnungszeiten Smoothies und Bowls für die Gäste zu machen, sondern auch Buchhaltung, Steuern, Einkauf, Putzen, Marketing. "Vielleicht waren wir zu blauäugig, weil wir dachten, wir könnten das alles selbst machen", gesteht Claudia Unger sich ein.

Zweite Schicht beginnt Zuhause mit den Kindern

Danach begann die zweite Schicht Zuhause zu Hause - Claudia Unger hat drei Kinder, Nora Schütz zwei. "Meist rannte man von hier los und versuchte zu Hause, alle Bedürfnisse der Kinder zu befriedigen", sagt Claudia Unger. Wenn die Kinder dann im Bett lagen, begann für die beiden Frauen die dritte Schicht mit Buchhaltung und Produktbestellung bis in den späten Abend hinein. Viel Raum für Kreativität und neue Rezepte blieb da nicht mehr, das Hamsterrad drehte sich unermüdlich weiter. "Irgendetwas fällt hinten runter, das wurde uns bewusst", sagt Nora Schütze.

Als die Kinder im Herbst reihum krank wurden, verschärfte sich die Situation für die beiden Frauen. "Wir haben sie zu den Großeltern geschafft, die dann auch krank wurden. Wir haben sie bei den Männern gelassen, die sie im Homeoffice mit versorgten. Wir haben sie hier mit in den Laden genommen und weitergearbeitet", beschreibt Nora Schütz die Not. Doch am Ende war beiden klar: "Aus Sicht einer Mutter ist das nicht zu 100 Prozent vertretbar."

Im April 2022 eröffnete das Purna Deli in der Oschatzer Straße 29. Hier gibt es Smoothies und Bowls als gesunde Alternative zum schweren Mittagessen. Doch nun ist die Zukunft des Ladens unklar.
Im April 2022 eröffnete das Purna Deli in der Oschatzer Straße 29. Hier gibt es Smoothies und Bowls als gesunde Alternative zum schweren Mittagessen. Doch nun ist die Zukunft des Ladens unklar. © Archiv: Marion Doering
So köstlich kommt beispielsweise das Purna-Beeren-Granola-Porridge daher. Die Gründerinnen legten sehr viel wert drauf, mit frischen und gesunden Lebensmitteln zu arbeiten.
So köstlich kommt beispielsweise das Purna-Beeren-Granola-Porridge daher. Die Gründerinnen legten sehr viel wert drauf, mit frischen und gesunden Lebensmitteln zu arbeiten. © Archiv: Marion Doering
In einem Holzregal finden sich in dem Laden noch weitere Produkte - unter anderem selbst kreiertes Granola, das als Topping für Smoothies und Bowls verwendet werden kann.
In einem Holzregal finden sich in dem Laden noch weitere Produkte - unter anderem selbst kreiertes Granola, das als Topping für Smoothies und Bowls verwendet werden kann. © Archiv: Marion Doering
Produkte anderer regionaler Anbieter wie dieses feste Duschbad fanden sich ebenfalls im Laden "Purna Deli".
Produkte anderer regionaler Anbieter wie dieses feste Duschbad fanden sich ebenfalls im Laden "Purna Deli". © Archiv: Marion Doering

Hinzu kamen Kundenwünsche, denen sie gerecht werden wollten. Die Gäste wünschten sich Öffnungszeiten über 14 Uhr hinaus, wie es ein Jahr lang üblich war. Ein weiterer Wunsch war, dass der Laden auch sonntags geöffnet wird. "Wir standen an einem Scheideweg. Es wäre nur mit Personal weitergegangen", sagt Claudia Unger.

Nachfolger könnte komplette Marke Purna Deli übernehmen

Doch Fachkräfte sind Mangelware in der Branche und mit einer hohen Fluktuation verbunden. Die Frage, die im Raum stand: Was ist, wenn ein Mitarbeiter ausfällt? Wie sollen die Gründerinnen dann die Abendstunden abdecken? "Die zusätzliche Belastung hätten wir nicht stemmen können", sind sich beide sicher.

Und so fiel die schwere Entscheidung, ihr Herzensprojekt aufzugeben. Die Marke Purna Deli haben sie selbst kreiert, alle Rezepte stammen aus ihrer Hand. Den Laden haben sie liebevoll eingerichtet, viel Geld und Zeit investiert. "Wir wünschen uns, dass wir einen Nachfolger für den Laden finden", sagt Nora Schütz. Dieser könne ihr gesamtes Konzept übernehmen, die bisher geheimen Rezepte, Partnerschaften, die Website und die eingetragene Marke. "So könnte unser Herzensprojekt weiterleben."

Ende Februar soll die Entscheidung fallen, ob sie den Laden ausräumen und verkaufen oder ob es mit neuer Besetzung weitergeht. Beide Frauen werden dann beruflich in ihre alten Branchen zurückkehren - Nora Schütz als Yogalehrerin und in der Autobranche, Claudia Unger als Bilanzbuchhalterin und Ernährungsberaterin. Ihren Traum vom Purna Deli begraben sie jedoch nicht komplett: "Es passt einfach gerade nicht in unsere Leben. Aber sag niemals nie."