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Das Dresdner Bräustübel am Körnerplatz öffnet wieder

Mit einem neuen Konzept wollen zwei neue Betreiber die Dresdner ans Blaue Wunder locken. Wer die Neuen sind, was sie vorhaben und wann eröffnet wird.

Von Nora Domschke
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Matteo Böhme, Madlen Schubert und Rainer Petrovskv (v.l.) sind die Neuen im Bräustübel am Körnerplatz.
Matteo Böhme, Madlen Schubert und Rainer Petrovskv (v.l.) sind die Neuen im Bräustübel am Körnerplatz. © Marion Doering

Dresden. In den letzten drei Jahren stand es leer - nun hat das Bräustübel am Körnerplatz zwei neue Betreiber gefunden. Und die sind in der Dresdner Veranstaltungsbranche nicht unbekannt. Mit einem völlig neuen Konzept wollen Rainer Petrovsky und Matteo Böhme das architektonische Kleinod am Fuße der Standseilbahn wieder mit Leben füllen.

Wer sind die neuen Betreiber?

Vielen Dresdnern dürfte Rainer Petrovsky aus der Kulturszene bekannt sein. Einzigartig war nicht nur sein Theaterprogramm, sondern vor allem die Spielstätte. 23 Jahre lang gab der heute 72-Jährige den "Märchen-Onkel" unter der bunten Kuppel der Yenidze. Im vergangenen Jahr fand kurz vor dem ersten Lockdown im März die letzte Aufführung der 1001 Märchen GmbH statt.

Hitze, Kälte und eindringendes Regenwasser hatten die Theatermacher in der Yenidze zum Aufgeben gezwungen. Doch wer Petrovsky kennt, der weiß: Unterkriegen lässt sich dieser Mann nicht so schnell. Und so präsentierte er noch vor dem Ende in der Yenidze seine neue Spielstätte - das Bräustübel. vor dem Ende in der Yenidze seine neue Spielstätte - das Bräustübel.

Damals, im Dezember 2019, hatte Petrovsky eigentlich den Plan, das Haus komplett selbst zu betreiben. Doch die Stadt, der das Bräustübel gehört, wollte es anders. Denn auch Matteo Böhme hatte sich auf die Ausschreibung beworben. Nachdem er 2009 mit seiner Bewerbung scheiterte und ein anderer Gastronom das Rennen machte, hatte er dieses Mal mehr Glück. Sicherlich auch mit Blick darauf, den Betrieb des Bräustübels auf sichere Beine zu stellen, brachte eine Mitarbeiterin des Hochbauamtes Petrovsky und Böhme an einen Tisch. In den vergangenen Jahren hatten sich mehrere Gastronomen am Standort versucht, waren aber stets gescheitert.

Matteo Böhme bringt als Veranstalter der US Car Convention und der Harley Days sowie als Gastronom auf der Dresdner Galopprennbahn und in seiner Laubegaster Kneipe "Zum Gerücht" zumindest genug Erfahrung mit, sodass es mit dem Betreiber-Duo klappen könnte.

Mit welchem Konzept soll es im Bräustübel klappen?

Die von der Stadt angeregte Zusammenarbeit stieß zunächst gar nicht auf Gegenliebe - auf beiden Seiten. "Wir haben uns beide zuerst dagegen gesträubt, hier etwas gemeinsam zu machen", räumt Petrovsky heute ein. Inzwischen bereue er die Entscheidung keineswegs mehr, denn der Mix aus Gastronomie, die täglich geöffnet ist, und Theaterkultur, die zuverlässig Gäste ins Bräustübel bringen soll, stimmt beide Macher optimistisch.

Im Stehausschank und Stadtcafé im Erdgeschoss wird montags bis sonntags geöffnet sein, los geht es zur Mittagszeit, wenn die ersten Touristen an der Standseilbahn unterwegs sind.

Das Bräustübel soll aber auch zum Treffpunkt für Anwohner und Vereine vor Ort werden, so der Wunsch von Böhme. "Wir machen zu, wenn der letzte Gast geht." Der Platz hinter dem Bräustübel wird vorerst nicht für die Gastronomie genutzt, dafür wird es vor dem Haus direkt am Körnerplatz ein paar Tische geben.

Ausgeschenkt wird unter anderem das handgemachte Bier aus der Laubegaster Hausbrauerei, die Matteo Böhme mit seinem Vater betreibt. Mit dem Bräustübelbräu hat Dresden nun eine neue Biersorte.

Zudem soll es einen kleinen Elbhangshop mit Produkten vom selbigen geben, darunter das Loschwitz-Buch vom Ortverein oder Taschen von alten Bannern des Elbhangfestes, verrät Madlen Schubert, die sich um den Gastro-Bereich im Bräustübel kümmern wird.

Von Mittwoch bis Sonntag öffnet an jedem Abend, 19 Uhr, das kleine Theater im Obergeschoss seine Türen. Platz ist dort für 45 Gäste - etwas weniger als in der Yenidze. Deshalb hat sich auch das freie Ensemble von 40 auf 32 Schauspieler reduziert. Die Gesichter, darunter bekannte wie das von Daniel Minetti oder Josephine Hoppe, sollen demnächst in den Fenstern der oberen Etage zu sehen sein.

Auf dem Programm stehen künftig seltener Stücke mit Themen aus 1001 Nacht. "Das passt nicht mehr zu dieser Spielstätte", findet Rainer Petrovsky. Bis zum Jahresende wartet der Theatermacher mit fünf Premieren auf, darunter "Der Prozess um den Schatten des Esels" und Charles Dickens' "Weihnachtsgeschichte". Und natürlich dürfen auch die "Erotischen Märchen aus aller Welt" nicht fehlen.

Für die Kinder, die am Samstag und Sonntag, jeweils 16 Uhr, als Theatergäste willkommen sind, darf es mit "Kailf Storch" und "Der verborgene Schatz" dann doch ein wenig orientalisch zugehen.

Zudem wird es Lesungen und Gesprächsabende geben, etwa mit der nicht unumstrittenen Dresdner Stadtschreiberin Kathrin Schmidt. "Wir scheuen uns nicht vor provokanten Themen und Kritik", betont Petrovsky.

Wann startet der Betrieb im Bräustübel?

Am 1. September wird ab 19 Uhr die große Eröffnung gefeiert. Um mehr als 45 Gästen Platz zu bieten, wird das Publikum an diesem Tag ausnahmsweise auf der Fläche hinter dem Bräustübel sitzen. Vom großen Bogenfenster aus geben die Schauspieler erste Kostproben des künftigen Theaterprogramms, dazu gibt es Kulinarisches aus dem Stehausschank und Stadtcafé.

Dessen Namen soll übrigens an vergangene Zeiten erinnern, denn Unterlagen zufolge wird an diesem Ort bereits seit den 1790er-Jahren ausgeschenkt. neben vielen verschiedenen gastronomischen Nutzungen war das Gebäude schon Polizeiwache, Gefängnis und Wohnhaus. Zu DDR-Zeiten hatte das Bräustübel eher den Ruf einer Spelunke. Geöffnet war ab 6 Uhr morgens, legendär das Gericht "Boka", Bockwurst mit Kartoffelsalat - und nun bald wieder zu haben.