Dresden. Es gab Momente im ersten Jahr, da zweifelte Maik Niepraschk daran, ob er das Richtige getan hatte. Sein Café Mahlgrad 156 - die Zahl verweist auf die Adresse an der Leipziger Straße in Pieschen - war neu, noch recht unbekannt und hatte ausgerechnet in der Coronazeit eröffnet. Das erhoffte lukrative To-go-Geschäft: Wegen der Maskenpflicht in den Straßenbahnen lief es trotz der Nähe zu mehreren Haltestellen nicht richtig an. "Das war mein größter Fehler", sagt der 38-Jährige heute. "Ich habe damals viele Fehler gemacht."
Niepraschk arbeitet anfangs fast 400 Stunden im Monat und so lange am Tag, bis er den nötigen Umsatz rein hat, manchmal bis 23 Uhr, um am nächsten Tag um acht schon wieder im Laden zu stehen. Ersparnisse hat er keine, muss nebenher sogar noch woanders jobben gehen, um seine Miete bezahlen zu können. "Teilweise bin ich zu Leuten rübergegangen und habe gebettelt, ob sie nicht hereinkommen wollen", erzählt er heute mit einem ungläubigen Lächeln.
Trotzdem: Aufgeben ist keine Option für den Gastronomen. Mehr als einmal sagt er zu Kunden: "Ehe ich zumache, gehe ich Flaschen sammeln." Und genau deshalb ist dies auch keine Geschichte des Versagens, sondern des Durchhaltens und, letztendlich, des Gewinnens.
Bananenkaffee, Mickten Martin und Flotte Jutta
Knapp zwei Jahre später kann Maik Niepraschk es nicht fassen, als er von Kunden hört, dass es das Mahlgrad 156 im Sächsische.de-Kaffee-Voting unter die sieben meist genannten Dresdner Cafés geschafft hat, und noch weniger, dass er schließlich sogar den zweiten Platz belegt. "Für mich hätten schon die Top 10 gereicht", sagt er lachend. Im Hintergrund hört man Burgerpatties auf heißen Grills brutzeln, im Akkord werden fertige Burger in den Gastraum getragen, an einer Wand steht groß der Schriftzug "Kombinat für Fleischkuchen". Moment: Fleischkuchen? In einem Café?