Dresden
Merken

Dresdner Bar-Geflüster: Wie Elisabeth und Heiner sich im Roten Kakadu fanden

Das legendäre Lokal "Kakadu" im Dresdner Parkhotel feiert 70. Geburtstag - mit offenen Türen, Tanztee und vielen Geschichten. So fanden auch zwei Dresdner in dieser Bar ihr Glück - aber erst auf den zweiten Blick.

Von Nadja Laske
 5 Min.
Teilen
Folgen
An dieser Säule hatte Elisabeth Koch vor 54 Jahren den Tanzenden zugesehen, als Heiner sie zum Tanz aufforderte. Seit jenem Abend waren sie nie wieder in der Kakadu-Bar - bis zu diesem Fototermin. Der Zufall wollte es so.
An dieser Säule hatte Elisabeth Koch vor 54 Jahren den Tanzenden zugesehen, als Heiner sie zum Tanz aufforderte. Seit jenem Abend waren sie nie wieder in der Kakadu-Bar - bis zu diesem Fototermin. Der Zufall wollte es so. © Sven Ellger

Dresden. Wie gut, dass sich die Liebe gelegentlich einen zweiten und dritten Blick genehmigt. Wie viele Paare gäbe es sonst nicht auf dieser Welt. Elisabeth und Heiner beispielsweise hätten das Parkett der Dresdner Kakadu-Bar verlassen und nie erfahren, was sie verpassen. Es wäre bei dem kurzen Stelldichein jenes Abends vom 25. Mai 1968 geblieben. Der Cocktail wäre am nächsten Tag ebenso aus ihrem Kopf verschwunden wie er, der junge Mann, der sie im Schummerlicht angesprochen und zum Tanz aufgefordert hatte.

"Wir sind dann zurück zum Tisch gegangen, an dem mein Bruder mit meiner Schwägerin und meine Schwester mit meinem Schwager saßen, und Heiner hat mir einen Manhattan angeboten", erzählt Elisabeth Koch, die alle Lisa nennen. Ohne die Fronten zu klären, ging sie nicht darauf ein. "Sie hat gesagt: So schnell schießen die Preußen nicht", erinnert sich Heiner und lacht.

Vielleicht war das der Grund, weshalb er am nächsten Tag Freunden erzählte, er habe mit einem Mädchen getanzt, doch zum Heiraten sei sie nichts. Möglicherweise aber brauchte es eben besagten erweiterten Blick. Zu dem hatten sich die beiden zum Glück schon beim Abschied verabredet.

"Nicht mein Typ"

Heiner Koch hatte bei Pentacon Instandhaltungsmechaniker gelernt und war Ende 1967 vom Wehrdienst wieder nach Hause gekommen. An jenem Abend kam er allein in die Kakadu-Bar. Sonst ging er meistens in Gesellschaft aus - häufig einfach zum Biertrinken mit Freunden in Kneipen, oder zum Tanz in die alte Liga, sprich in den Lindengarten an der Königsbrücker Straße. Oder ins Kurhaus Bühlau, ins Volkshaus Laubegast oder ins Waldparkhotel.

An den Abend in der Kakadu-Bar erinnert er sich noch genau. "Es haben zwei Kapellen gespielt, ich habe Sekt getrunken und einen Anzug getragen." Inklusive des ehemaligen Tanzkurses in der Tanzschule Graf, Single und gut aussehend war er bestens für seine Brautschau gewappnet. Um echte Partnersuche ging es dem damals gerade 20-Jährigen tatsächlich. Familiengründung wurde nicht erst nach Karriere, Haus und Urlaubsreisen eingetaktet.

So ging es auch der 19-jährigen Elisabeth, die bei Konsum als Textilverkäuferin arbeitete, gern tanzen ging, sich mit Freundinnen traf und Grüne Wiese mochte. "Nicht mein Typ" hatte sie am Tag danach resümiert - und sich doch auf einen Spaziergang mit Heiner am folgenden Sonntagsnachmittag eingelassen. Dazu passten sie am Straßburger Platz die sonntägliche Flanierstrecke seiner Eltern ab. Mit ihnen war er ein Stück gegangen, dann traf er Lisa, und die beiden machten sich von dort aus selbstständig.

Hochzeit 1970: Elisabeth Koch trug ein Kleid aus dem Centrum Warenhaus. Später ärgerte sie sich, kein langes Kleid gewählt zu haben. Ihrem Ehemann Heiner gefiel sie so am besten.
Hochzeit 1970: Elisabeth Koch trug ein Kleid aus dem Centrum Warenhaus. Später ärgerte sie sich, kein langes Kleid gewählt zu haben. Ihrem Ehemann Heiner gefiel sie so am besten. © privat

"Für den Fall, dass er doch nicht wie verabredet aufgetaucht wäre, hatte ich mir noch einem Plan B für den Sonntag vorgenommen", erzählt sie. Doch Heiner nutzte die zweite Chance und rund ein halbes Jahr später waren die beiden ein Paar, das auch von den Eltern mit Wohlwollen begrüßt wurde. "Deine Eltern haben mich von Anfang an sehr gemocht", sagt Elisabeth zu Heiner.

"Wir hatten keine besonderen Wünsche"

Die erste große Herausforderung wurde die Wohnungssuche. Schwieriges Unterfangen zur damaligen Zeit. Das junge Glück landete in einer kaum heizbaren Bude in einem alten Bauernhaus. "Wir hatten kein warmes Wasser aus dem Hahn, und im Winter sind alle Leitungen eingefroren", erzählen sie.

Hochzeit 1970, der erste Sohn kam 1972, der zweite 1980. So vergingen die Jahre. "Wir hatten keine besonderen Wünsche, Hauptsache unser Leben blieb in Ordnung", erinnert sich Heiner Koch. Klar, eine bessere Wohnung, ein eigenes Auto, mal eine schöne Urlaubsreise, das gehörte zur Zufriedenheit. "Ich bin einen F8 gefahren und später einen Saporoshez", erzählt Heiner.

Zweimal ist wegen Corona die Feier zur Goldenen Hochzeit der beiden ausgefallen. Nun warten sie auf den 55. Hochzeitstag. So lange glücklich miteinander zu sein und zusammenzuhalten, das passiert nicht von allein. "Ich finde, man darf nicht gleich aufgeben, wenn ein Problem auftaucht", sagt Elisabeth Koch.

Knatsch gebe es immer einmal, in jeder Beziehung. Und die Freiheit müsse man sich gegenseitig lassen, sind sie sich einig. Vertrauen sei entscheidend. Eifersuchtsszenen und mutwillige Verletzungen - das möchten sie gern weitergeben - bieten einen schlechten Boden für Wurzeln, die einen Lebensbaum wachsen lassen sollen.

Im November 1952 wurde "Der Rote Kakadu" im Parkhotel eröffnet, nun feiert die Kakadu Bar ihren 70. Geburtstag. Zum "Tag der offenen Tür" am Samstag, 19. November, erwartet die Besucher ab 14 Uhr bei freiem Eintritt ein volles Programm inklusive einer Geburtstagsparty. Geschichten und Anekdoten aus der Bar werden bei Kaffee und Kuchen in den Fokus gerückt.

Natürlich flimmert auch der Film "Der Rote Kakadu" über die Mattscheibe. Mit einem Tanztee klingt am Sonntag, 20. November ab 16 Uhr das Geburtstagswochenende aus. Unterschiedliche Künstler begleiten an beiden Tagen mit einem bunten Programm.

Manche Legenden aus der Kakadu Bar sind wahr, einige mit Fantasie ergänzt und andere haben sich so nie ereignet. Fakt ist jedoch: Die Kakadu Bar ist und bleibt ein Mythos. Um genau diesem auf den Grund zu gehen, freut sich das Parkhotel Dresden über die Zusendung von persönlichen Geschichten, Anekdoten und Erzählungen an [email protected]

Tickets und weitere Informationen: www.parkhotel-events.de