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Dresdner Gastronom verwandelt alten Gasthof Rennersdorf in ein Kleinod

Vor knapp zwei Jahren übernahm René Kuhnt ein Anwesen am Dresdner Stadtrand. Er schuftete für dessen Erhalt. Und jetzt lädt er zu Glühwein an der Feuerschale ein.

Von Nadja Laske
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René Kuhnt im Ballsaal, der in seiner Nutzung sehr flexibel ist - mal Wohnzimmer, mal Konzertsaal.
René Kuhnt im Ballsaal, der in seiner Nutzung sehr flexibel ist - mal Wohnzimmer, mal Konzertsaal. © Marion Doering

Dresden. Die Lichterketten leuchten gegen den Tag an. René Kuhnt lässt sie schon am Vormittag brennen. An der Fassade seines Gasthofes "Zur Silbertalsperre" in Dresden-Rennersdorf sehen sie einfach zu schön aus. Das Gebäude aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts hat inzwischen bodentiefe Rundbogenfenster bekommen, wo früher herkömmlich hohe Fensterflügel eingebaut waren. "Jetzt sieht man schon von außen, dass sich im ersten Stock ein Ballsaal befindet", sagt der Gastronom, der unter anderen das Bistro T1 und die Kulturwirtschaft im Kulturkraftwerk Mitte betreibt.

Anfang 2021 hat er den alten Gasthof Rennersdorf übernommen und zunächst im lauschigen Garten eine Wochenend-Sommerwirtschaft betrieben. Parallel dazu beräumte, schachtete, schreinerte, verputzte er in mühe- und vor allem liebevoller Handarbeit das Haupthaus und machte Pläne für das sogenannte Armenhaus, das ebenfalls zum Anwesen gehört.

Anderthalb Jahre später ist aus der Sommerwirtschaft ein sonntäglicher Adventstreff mit Glühwein und Feuerschale geworden. Altes Naturpflaster hat Kuhnt auf dem Grundstück verlegt, Sandsteinstufen und Mauern gesetzt. Eine imposante Eisentreppe führt an der von der Straße abgewandten Seite bis hinauf ins Obergeschoss.

Im Haupthaus hat René Kuhnt bodentiefe Fenster eingezogen und eine Treppe angebaut.
Im Haupthaus hat René Kuhnt bodentiefe Fenster eingezogen und eine Treppe angebaut. © Marion Doering

Im Gasthof hat sich generell viel getan. Zuerst hatte René Kuhnt die Küche und den unteren Gastraum saniert und eingerichtet. Der Ballsaal im Obergeschoss war zwischenzeitlich in sechs winzige Kemenaten unterteilt und als Unterkunft für die Arbeiter genutzt worden, die ab 1928 das Staubecken Oberwartha gebaut haben. Zuletzt bewohnte nur noch eine alte Frau das Haus, die schließlich mit über 90 Jahren starb.

Über die alte Holztreppe lotst René Kuhnt Besucher gern hinauf in den Saal, der nicht mehr wiederzuerkennen ist. Besonders am Tag des offenen Denkmals hatte er viele Gäste, die sehen wollten, was sich im Gasthof tut, der früher ein zentraler Ort der Geselligkeit gewesen ist und nun wieder Anziehungspunkt für die Dorfgemeinschaft und natürlich Ausflügler.

Mit seinem Gespür für historische Möbel, Accessoires und technische Anlagen hat Kuhnt den Saal in eine wahre Filmkulisse verwandelt. Das Parkett ließ er aufarbeiten und legte Quadratzentimeter für Quadratzentimeter alte Wandmalereien frei. Jugendstil und 1920er-Jahre treffen da aufeinander. "Ich will hier gern Wohnzimmerkonzerte und Lesungen veranstalten. Dafür räume ich das große Sofa und die Sessel weg, damit mehr Gäste sitzen können." Auch vermiete er den Saal für exklusive Veranstaltungen.

René Kuhnts Küche neben dem Balsaal. Sein Faible für historische Möbel ist überall zu sehen.
René Kuhnts Küche neben dem Balsaal. Sein Faible für historische Möbel ist überall zu sehen. © Marion Doering

Rund 70 Tonnen Schutt habe er aus dem Saal mit Nebenräumen geholt, sagt er. Aber nichts, was noch verwendbar ist, wirft Kuhnt weg. "Etwa 90 Prozent der alten Substanz erhalte ich." Und wenn wichtige Elemente wirklich nicht mehr verwendbar sind, wie die Dachziegel des Armenhauses, das inzwischen einen neuen Dachstuhl bekommen hat, dann besorgt er gebrauchte mit Patina. Alte Möbel lässt er aufarbeiten, neu polstern und beziehen.

Ebenfalls im Obergeschoss entsteht eine kleine Wohnung mit Terrasse, von der aus die künftigen Bewohner übers Land sehen können. Auch im Armenhaus werden nicht ganz so arme Mieter wohnen. Noch ist das aus groben Sandsteinen gesetzte Häuschen entkernt. Doch vor Kuhnts geistigem Auge zieht schon Leben in das Kleinod ein.

Das ehemalige Armenhaus bekommt ein neues Dach. In dem Gebäude entsteht eine Wohnung.
Das ehemalige Armenhaus bekommt ein neues Dach. In dem Gebäude entsteht eine Wohnung. © Marion Doering

So wie bereits im Garten, in den er jeden Sonntag von 14 bis 20 Uhr einlädt. Dann brennen dort Feuer und der Glühwein dampft, und die Rennersdorfer treffen sich an der langen Tafel, ihrem neuen Dorfplatz.