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Dresdner Gastronomen befürchten Umsatzeinbruch

Geimpft, genesen, getestet: Wenn die Wochen-Inzidenz steigt, gilt in Restaurants bald die 3-G-Regel. Wirte bangen nicht nur um Gäste, sondern auch um Mitarbeiter.

Von Nora Domschke & Kay Haufe
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Laura Girke freut sich, dass sie in ihrem Restaurant "Johann" derzeit viele Gäste bewirten kann. Die Unsicherheit ist groß bei den Dresdner Gastronomen, ob das mit der angekündigten Testpflicht so bleibt.
Laura Girke freut sich, dass sie in ihrem Restaurant "Johann" derzeit viele Gäste bewirten kann. Die Unsicherheit ist groß bei den Dresdner Gastronomen, ob das mit der angekündigten Testpflicht so bleibt. © Sven Ellger

Dresden. Gerade konnten die Gastronomen der Stadt nach monatelanger Durststrecke wieder durchatmen: Die Gäste sind zurück, auch Touristen kommen zunehmend mehr nach Dresden. Doch ab 23. August sollen bereits wieder neue Corona-Regelungen gelten, die Einschränkungen bedeuten könnten. Für bestimmte Innenräume soll bei einer Inzidenz von über 35 ein Zutritt nur noch mit frischem Test, Impf- oder Genesenen-Nachweis möglich sein. Neben Besuchen in Kliniken und Pflegeheimen, im Fitnessstudio und beim Friseur, aber auch in Sporthallen und bei Hotelübernachtungen gilt diese 3-G-Regel - genesen, geimpft, getestet - dann auch für die Innengastronomie.

Hinzu kommt, dass Tests ab 11. Oktober - außer bei Pflegeheimbesuchen - nicht mehr kostenlos sein werden. Kostenfrei bleiben sollen Schnelltests dann außerdem nur noch für Menschen, die sich nicht impfen lassen können, und für jene, für die es keine allgemeine Impfempfehlung gibt wie für unter 18-Jährige und Schwangere.

Wie bewerten Dresdner Gastronomen diese Regeln, mit denen sie möglicherweise schon in den kommenden Wochen wieder zu tun haben werden?

"Es wird nur noch die Hälfte kommen"

Verunsicherung und Verwirrung, das sind die Stichworte, die Thomas Widmann dazu einfallen. Der Gastronom betreibt mit seiner Familie acht Restaurants in der Weißen Gasse und am Neumarkt. "Gerade sind unsere Lokale unglaublich voll. Aber mit dieser neuen Regelung wird nur noch die Hälfte der Gäste kommen", befürchtet er. Eine vierköpfige Familie werde es sich nicht leisten, die Tests für alle zu bezahlen, das sei zu teuer. "Ich denke, bis Jahresende werden wir es noch mit Touristen ausgleichen können, die zum Glück wieder zahlreich in Dresden sind. Aber danach wird es schwierig."

Wie verhärtet die Fronten sind zwischen Menschen, die sich impfen lassen oder eben nicht, merkt Widmann auch beim eigenen Personal. "Es ist ganz schwer, an Impfgegner heranzukommen. Ich möchte diese Meinung auch respektieren, aber das zieht ständige Tests nach sich. Wir haben ein eigenes kleines Testzentrum und dafür ausgebildete Mitarbeiter", sagt er.

"Wir haben uns schon zu oft verrückt gemacht"

Noch wartet Thomas Widmann auf Informationen von der Politik, wie die Kontrollen von Geimpften, Genesenen und Getesteten erfolgen sollen. "Das sind ja zum Teil auch sehr persönliche Atteste und Dokumente. Dafür benötigen wir genaue Anweisungen."

Insgesamt habe er sich mit seiner Familie in den vergangenen Monaten schon zu oft verrückt gemacht, dann aber wurde es einfacher als gedacht. "Die Politik hat versprochen, dass künftig auch die Krankenhausbelegung als Faktor neben der Inzidenz herangezogen wird. Das wäre ein wichtiger Schritt für den Herbst. "

Vor allem aus wirtschaftlicher Sicht betrachtet Olaf Kranz vom Restaurant "Schmidt's" die möglichen bevorstehenden Einschränkungen. "Ärgerlicherweise wird uns damit wieder ein bestimmter Prozentsatz an Gästen wegbrechen." Erst seit August hat das Lokal in Hellerau wieder fünf Tage geöffnet, vorher nur vier, weil nicht genügend Gäste kamen. "Mir haben im Zusammenhang mit den Schließungen durch Corona allein vier von acht Köchen gekündigt, auch zwei Servicemitarbeiterinnen. Mein Fokus liegt darauf, meine Mitarbeiter zu halten. Deshalb gibt es auch jetzt reduzierte Öffnungszeiten in der Palastecke, solange im Kulturpalast noch nicht wieder gespielt wird."

Die Personalknappheit hat auch Auswirkungen auf Feiern wie Hochzeiten. "Ich kann dann eben nur noch bis ein Uhr nachts öffnen, weil meine Leute nicht 16 Stunden durcharbeiten können", sagt Kranz. Es gebe auch keine Agenturen mehr, wo man Personal ausleihen kann. "Jetzt kommt es darauf an, wie sich die Situation weiter gestaltet. Ich stelle aber kein weiteres Personal ein, weil ich die, die ich habe, voll beschäftigen will. Sonst bricht die Motivation vollends ein."

Zwei bis drei Mitarbeiter zusätzlich einstellen würde dagegen gern Laura Girke, die das "Johann" am Käthe-Kollwitz-Ufer betreibt. Denn sie sieht voraus, dass die Kontrolle von Impfausweisen und negativen Testergebnissen sehr zeitaufwendig werden könnte. Bislang ist sie mit ihrer Suche nach passendem Personal allerdings erfolglos. Auch Laura Girke bestätigt, dass es jede Menge offene Fragen und Verwirrung über die angekündigte Regelung gibt, die zudem recht schnell und überraschend gekommen sei. "Ich habe das mit anderen Gastronomen diskutiert. Alle haben ohnehin mit dem Personalproblem zu kämpfen - das könnte sich damit weiter verschärfen." Auch, weil auch sie durchaus Mitarbeiter beschäftigt, die eine Impfung ablehnen.

Nun überlegt die Restaurantbetreiberin, ob sie wieder Schnelltests kauft, um Mitarbeiter und Gäste vor Ort zu testen. Das "Johann" war über Monate hinweg Testzentrum in der Johannstadt, aus Platzgründen stellte Laura Girke das Angebot aber wieder ein, als die Gaststätten wieder öffnen durften. Letztlich habe sie noch den Vorteil, dass sie viele Veranstaltungen wie Geburtstagsfeiern und Hochzeiten ausrichtet. "Das kann man gut planen und alle können sich vorher testen."

Für Kollegen, die vom Á-la-Carte-Geschäft leben, sei die Testpflicht sicher ein größeres Problem. Insbesondere, wenn die Tests selbst bezahlt werden müssen. Wie hoch die Kosten für den Getesteten sein werden, ist ebenfalls noch ungeklärt. Dazu komme der Aufwand, die Gäste über die geltenden Regelungen, die im Detail ohnehin nur schwer zu überblicken seien, zu informieren, sei es am Telefon, auf der Homepage oder vor Ort.

Ein weiterer Unsicherheitsfaktor: der Datenschutz. "Wir müssten dann ja immer den Personalausweis mit kontrollieren." Trotz allem will Laura Girke optimistisch bleiben. "Es geht sicherlich irgendwie. Es ist nur schade, dass die Leichtigkeit auf der Strecke bleibt, die uns allen guttun würde", bedauert sie. Angesichts der immer wieder neuen Regelungen mache sich Müdigkeit breit. "Wir müssen das einfach auf uns zukommen lassen." Jetzt ist sie erst einmal froh, dass die Terrasse im "Johann" jeden Tag mit vielen Gästen gefüllt ist. "Wir sind dankbar über jeden, der uns unterstützt." Es gehe darum, Arbeitsplätze zu sichern. "Wir hoffen, dass wir das auch weiterhin tun können."