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Hausverbot für Grüne bei Dresdner Wirt: "Es war ein letzter Hilfeschrei"

Statt 2.000 Euro zahlt ein Dresdner Gastronom nun über 10.000 Euro Stromkosten jeden Monat. Kurzerhand erteilte er Politikern der Grünen Hausverbot. Wie darauf reagiert wurde.

Von Dirk Hein
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Diskutieren am Neumarkt über die Lage der Gastronomie: Madlen Schubert ("Zum Gerücht", v.l.), Axel Klein (Dehoga), Thomas Löser (Grüne), Arturo Gevorgyan ("Classico Italiano") und Ute Stöhr ("Schießhaus").
Diskutieren am Neumarkt über die Lage der Gastronomie: Madlen Schubert ("Zum Gerücht", v.l.), Axel Klein (Dehoga), Thomas Löser (Grüne), Arturo Gevorgyan ("Classico Italiano") und Ute Stöhr ("Schießhaus"). © Sven Ellger

Dresden. Arturo Gevorgyan betreibt das Restaurant "Classico Italiano" auf dem Neumarkt. 60 Mitarbeiter bedienen auf drei Etagen in bester Lage Einheimische und Touristen. Ein Lebenstraum, der nun zu scheitern droht. Völlig legal haben sich die Strompreise des Gastronomen nahezu verzehnfacht. Im April erteilte der Wirt daher per Aushang Politikern der Grünen Hausverbot, laut Arturo Gevorgyan ein "letzter Hilfeschrei". Mittlerweile gibt es Bewegung. Jetzt trafen sich auf dem Neumarkt, Politik, Gastronomen und Dehoga zum Krisengespräch.

Warum erteilte der Dresdner Wirt ein "Hausverbot" für Grünen-Politiker?

"Strom zum Goldpreis. Wir setzen ein Zeichen. Hausverbot für grüne Politiker." Mit diesem Plakate wies Arturo Gevorgyan Ende April auf eine für ihn existenzbedrohende Lage hin - und Politikern der Grünen die Tür. Der Hintergrund: Ende 2022 war sein alter, auf zwei Jahre abgeschlossener Stromvertrag mit der Sachsen-Energie ausgelaufen.

Die neuen Konditionen waren zu einem Zeitpunkt ausgehandelt und festgezurrt worden, als größte Hektik auf den Strommärkten herrschte. Der Gastronom schloss dennoch erneut einen Zweijahresvertrag mit dem Dresdner Regionalversorger ab. Arturo Gevorgyan unterschrieb, die Konditionen stehen für zwei Jahre fest. "Wir haben der Sachsen-Energie immer vertraut, die Situation war kritisch."

Statt 2.000 Euro im energieintensiven Dezember hatte der Neumarkt-Gastronom im Januar 2023 plötzlich über 10.000 Euro zu zahlen. Tendenz weiter steigend, da im Januar eher wenig Energie verbraucht wurde. Kurzfristig sparen kann Gevorgyan nicht: Zehn Elektroherde laufen 16 Stunden am Tag, Pizzaöfen müssen geheizt werden, Kühltruhen müssen kühlen. Lüftung und Klimaanlagen sind unabdingbar - unter anderem, weil in der Küche keine Fenster geöffnet werden können. Für Arturo Gevorgyan ist das existenzbedrohend. "Momentan scheint alles kaputtzugehen. Es geht um unser Überleben und nicht mehr darum Geld zu verdienen."

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