Dresdner Nobelhotels: Wirtschaftlich nicht mehr tragbar

Dresden. Es ist eine Auszeichnung, die zu einem ungünstigen Zeitpunkt kommt. Das Bülow Palais wurde wurde in einem Ranking der "101 besten Hotels in Deutschland" zum Leuchtturm in Sachsen gewählt. Für Hoteldirektor Ralf J. Kutzner ist das eine große Anerkennung, doch der Wermutstropfen sitzt tief: Laut der bis zum 12. Dezember gültigen sächsischen Corona-Notfall-Verordnung sind touristische Übernachtungen in Hotels, Ferienwohnungen und Pensionen im Freistaat verboten - mit Ausnahme von Dienstreisen.
"Man sucht sich die Momente für eine solche Auszeichnung ja nicht aus. Aber gerade in der jetzigen Zeit ist es wichtig, den Menschen auch zu zeigen, dass es noch tolle Nachrichten gibt", sagt Kutzner. Von bundesweit 11.000 bewerteten Häusern hat das Institute for Service and Leadership das privat geführte Fünf-Sterne-Hotel in der Inneren Neustadt auf Rang 11 gesetzt. Letztes Jahr war es noch Platz 23.
"So eine Auszeichnung bekommt man nicht von heute auf morgen, sondern über einen langen Zeitraum. Hier sind 85 Mitarbeiter ambitioniert am Werk, ohne die das alles nicht möglich gewesen wäre", lobt der Hoteldirektor seine Mannschaft.

Doch genau diese 85 Mitarbeiter bangen nun wieder um ihre Jobs. Derzeit schlittert Sachsen auf einen erneuten Lockdown zu, den dritten seit Pandemiebeginn im März 2020. "Wir werden die Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit schicken müssen, das wird nicht anders gehen", so Kutzner. Das Bülow Palais sei ein touristisches Hotel, nur wenige Dienstreisende übernachten hier.
Buchungen erreichten Niveau von 2019
Dabei sah alles so gut aus. Die Buchungen gingen ab Juli wieder steil nach oben, erreichten sogar das Niveau von 2019. Der Dezember sei bis auf das vierte Adventswochenende restlos ausgebucht gewesen. Weihnachten und Silvester wären alle 180 Betten in beiden Häusern, die Bülow Residenz wenige Meter weiter mitgezählt, voll belegt gewesen.
Im Weihnachtsmonat mache das Hotel schlichtweg den doppelten Monatsumsatz. Den brauche man auch, um die Löcher im Jahr auszugleichen - auch ohne Pandemie. Nun fällt das Dezember-Geschäft für die Hotelbranche zum zweiten Mal in Folge aus. "Das war wieder mal ein Schlag ins Kontor. Wir fallen zum dritten Mal in eine Art Schockstarre", so Kutzner. Bis Juni war das Hotel geschlossen, nach nur fünf Monaten stehen die Weichen erneut auf Schließung.
Doch lohnt sich der Hotelbetrieb für die wenigen Dienstreisenden? "Von Wirtschaftlichkeit kann keine Rede sein. Wenn es nur darum ginge, wären beide Häuser zu", klärt der Hoteldirektor auf. Der Anteil der Touristen sei im Bülow Palais wesentlich höher als der Dienstreisenden. "Die Übernachtungen halten sich derzeit im ein- bis zweistelligen Bereich. Es ist eigentlich lächerlich", so Ralf J. Kutzner.
Das Hotel bleibe geöffnet, solange der Mutterkonzern Bülow AG, der hauptsächlich in der Immobilienbranche tätig ist, die Dresdner Mannschaft weitermachen lasse. Von dort habe man signalisiert, dass das Team weiter unterstützt wird.
Kempinski schließt bis Ende des Jahres
Ein anderes bekanntes Fünf-Sterne-Hotel, das Kempinski in der Altstadt, hat sich anders entschieden. Seit Mittwoch ist das Haus geschlossen und wird bis Ende des Jahres keine Gäste mehr empfangen. Der Betrieb sei rein wirtschaftlich nicht mehr tragbar gewesen, sagt der Clemens Degenhardt als Sprecher des Hotels.
Gerade im Monat Dezember sei der Wegfall der touristischen Gäste für so ein großes Haus nicht kompensierbar. "Wir hatten zuletzt eine große Stornierungswelle", sagt Degenhardt. "Außerdem mussten sämtliche Weihnachtsveranstaltungen abgesagt werden. Da liefen die Buchungen sehr gut dieses Jahr." Die Möglichkeit für geschäftliche Beherbergungen könne diese Verluste nicht im Ansatz ausgleichen.
Während die Mitarbeiter nun tatenlos bleiben, geht es im Bülow Palais weiter. "Wir haben ein hochmotiviertes Team und ich möchte keinen Mitarbeiter mehr verlieren. Schlechte Stimmung bringt uns nun nicht weiter", so Kutzner. Ein Lichtblick sei für ihn, dass aus der aktuellen Situation letztendlich doch ein Zusammenhalt entstehen könnte. "Es ist notwendig, gemeinsam etwas zu bewegen. Nur die Gemeinsamkeit bringt uns weiter, nicht die Individualität", sagt er.