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Emotionaler Abend für Dresdner Handballer

Der HC Elbflorenz beweist im letzten Zweitliga-Heimspiel der Saison, warum er zu recht auf Platz vier steht. Anschließend werden vier Profis verabschiedet.

Von Alexander Hiller
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Für Jonas Thümmler (M.) war es am Sonntag das letzte Heimspiel im Trikot des HC Elbflorenz. Er verlässt die Dresdner nach der Saison.
Für Jonas Thümmler (M.) war es am Sonntag das letzte Heimspiel im Trikot des HC Elbflorenz. Er verlässt die Dresdner nach der Saison. © Foto: Kairospress/Thomas Kretschel

Dresden. Der Abschied ist sportlich ein gelungener – und emotional ein gefühlsduseliger. Die Handballer des HC Elbflorenz verteidigen im letzten Heimspiel dieser so besonderen Saison ihren starken vierten Tabellenplatz in der 2. Bundesliga. Die Dresdner setzten sich am Sonntagabend in der heimischen Ballsportarena gegen die SG Bietigheim mit 33:24 (14:9) durch und überrollten bei tropischen Temperaturen unterm Hallendach den Gegner förmlich.

Allerdings hatten die Kontrahenten aus Baden-Württemberg zuvor sieben Stunden lang im Bus gesessen. Es gibt sicher fitnessförderliche Aktivitäten bei einer schwülen Großwetterlage wie dieser. „Für uns ging es um nichts mehr, außerdem wäre eine Anreise einen Tag zuvor auch unter den aktuellen Corona-Bedingungen immer noch sehr schwierig“, meint Gäste-Trainer Brian Ankersen entschuldigend. „Bei uns waren einfach irgendwann im Spiel die Akkus leer. Nach einer langen Saison“, ergänzte der Coach des Tabellenachten.

Punkte-Rekord und 1.000-Tore-Marke

Nach einer ziemlich ausgeglichenen Startphase (9:9/20.) klappte bei Bietigheim ziemlich wenig. Was freilich natürlich auch am nimmermüden Einsatz der Dresdner festzumachen ist. Deshalb war HC-Trainer Rico Göde voll des Lobes über die durchweg engagierte Vorstellung seines Teams. Die hat mit 40:30 Punkten einen neuen Vereinsrekord in der zweiten Liga aufgestellt, zudem werden die Profis im letzten Saisonspiel am nächsten Samstag bei Bayer Dormagen die 1.000-Tore-Marke knacken. Ebenfalls erstmals in ihrer Klubgeschichte. Jetzt sind es 996. Ausgerechnet Aue (39:31 Punkte) könnte dem HC Elbflorenz den vierten Rang am ehesten noch streitig machen. Auch Großwallstadt ist nicht aus dem Rennen. Hamburg und TuS N-Lübbecke sind indes fast durch – als Aufsteiger in die Bundesliga. Nur noch Gummersbach kann das am letzten Spieltag ändern.

Fast alle der 698 zahlenden Zuschauer in der Dresdner Ballsport-Arena tragen den Mund-Nase-Schutz korrekt. Unter Auflagen durften auch beim letzten Heimspiel der Saison Fans dabei sein.
Fast alle der 698 zahlenden Zuschauer in der Dresdner Ballsport-Arena tragen den Mund-Nase-Schutz korrekt. Unter Auflagen durften auch beim letzten Heimspiel der Saison Fans dabei sein. © Foto: Kairospress/Thomas Kretschel

Aber auch für Dresden fühlt sich die ausklingenden Spielzeit riesig an. „Ich bin stolz, einfach nur stolz. Wahnsinn“, beschrieb Göde nach der auch für ihn schweißtreibenden Partie seine Gefühle. „Das war ein gutes Spiel, wir haben noch einmal alles rausgehauen, was ging, haben 60 Minuten Feuer gemacht“, sagte der 39-Jährige. Und dabei lässt sich im Grunde niemand herausheben. Bis auf Julius Dierberg trugen sich alle weiteren zwölf Feldspieler in die Torstatistik ein – einmal mehr war dabei Lukas Wucherpfennig (8/4) besonders auffällig, gefolgt von Sebastian Greß und Jonas Thümmler (5.).

Männertränen zum Abschied aus Dresden

Letzterer spielte noch eine weitere Hauptrolle – nach dem Abpfiff. Fast alle der 698 zahlenden Zuschauer, die wieder zugelassen sind, waren in der aufgeheizten Arena geblieben. Der HC Elbflorenz verabschiedete vier Spieler aus dem Kader. Darunter Jonas Thümmler, Torhüter Tom Göres, Rechtsaußen Nils Gugisch nach seiner Kreuzbandoperation und den nicht anwesenden Michal Kasal. „Wir haben denjenigen noch mal eine Plattform gegeben, die heute ihr letztes Heimspiel für uns gemacht haben. Das freut mich sehr – schön, danke“, sagte Göde kurz und knackig.

Vier Spieler wurden vor der Partie offiziell beim HC Elbflorenz verabschiedet(v. l.): Tom Göres, Nils Gugisch und Jonas Thümmler sowie Michal Kasal, der am Sonntag nicht dabei war.
Vier Spieler wurden vor der Partie offiziell beim HC Elbflorenz verabschiedet(v. l.): Tom Göres, Nils Gugisch und Jonas Thümmler sowie Michal Kasal, der am Sonntag nicht dabei war. © Foto: Kairospress/Thomas Kretschel

Natürlich sind bei der emotionalen Verabschiedung auch ein paar echte Männertränen zerdrückt worden. „Da unten waren viele Emotionen dabei, klar“, sagte Göde. Der einzige gebürtige Dresdner beim HC Elbflorenz nutzt die Gunst der sportlich positiven Stunde, um nochmals auf die für alle Vereine außergewöhnliche Lage hinzuweisen. So eine Saison wünsche sich niemand wieder. Der ehemalige Profi meint damit die unschönen Einschränkungen der Besucherkapazität, positive Coronatests für mehr als die Hälfte der Mannschaft, lähmende Quarantäne und etwas schwerere Krankheitsverläufe.

„Wir haben eine Saison erlebt, die wir alle so nicht gemocht haben“, sagt er – und zieht trotzdem ein positives Fazit nach dem ersten Jahr ohne Abstiegssorgen: „Wir haben anscheinend in vielen Punkten vieles richtig gemacht. Mit heute 40 Punkten dazustehen, ist für uns absolut einmalig. Uns freut aber auch, wie diese Leistung zustande kam. Ich denke, dass wir sehr guten Handball präsentiert und uns hinten wie vorn einfach weiterentwickelt haben“, erklärt der Chefcoach.