Dresden. Beatrix Nau und Knut Börner stehen inmitten des prachtvollen Saals im Obergeschoss des Schauspielhauses. Die Projektleiterin und der Sachgebietsleiter vom Staatsbetrieb Sächsisches Immobilien- und Baumanagement sind froh, dass die aufwendige Arbeit im einstigen Restaurant fast geschafft ist.
Waren alte Wandbemalungen vor einem Jahr noch hinter Vorbauten verborgen gewesen, so haben Fachleute jetzt wieder die ursprüngliche gestalterische Fassung von 1913 hergestellt, erklärt Börner.
Der Kraftakt: Spiegel mit Saughebern angebracht
Die meisten Arbeiten sind abgeschlossen. Erst am vergangenen Montag ist der letzte der drei großen Spiegel, der hinter einer Wand verborgen war, im nach historischem Vorbild zum Salon umgebauten Saal wieder aufgehängt worden. Das haben Vorarbeiter Maurice Uhlig und seine Kollegen von der Dresdner Dreßler-Bau-Niederlassung geschafft.
Ein Kraftakt. Schließlich musste der drei Meter hohe Spiegel an Saugnäpfen befestigt und dann mit diesen Hebern übers Treppengerüst vorsichtig an die Wand gedrückt und in den Stahlkonsolen befestigt werden.
Jetzt ist Vorarbeiter Uhlig bereits dabei, mit seinem Bohrhammer einen Leitungskanal im Fußboden herzustellen, in dem verschiedene Kabel verlegt werden, bevor das Podest aufgebaut wird. "Die vorgefertigten Segmente liegen bereits in einer Radeburger Tischlerei", erklärt Projektleiterin Nau.
Der Druck: Nur drei Monate Zeit für Planung
"Hier arbeiten nur sächsische Firmen", sagt sie. "Trotz des sehr straffen Zeitplans haben alle gut gearbeitet." Die Zeit war äußerst knapp. Denn erst im Mai vergangenen Jahres konnte mit der detaillierten Planung begonnen und die Aufträge ausgeschrieben werden. "Das war sehr sportlich."
1913 war das Dresdner Schauspielhaus als erstes bürgerliches Hoftheater im Stilmix aus Neobarock und Jugendstil übergeben worden, erläutert Sachgebietsleiter Börner die Vorgeschichte. Der Raum ist seit einem Jahr nicht nur denkmalgerecht wiederhergestellt, sondern auch modernen brandschutztechnischen und akustischen Erfordernissen angepasst worden.
Die Nutzung: Pausenversorgung und Lesungen
Im Salon wird eine Pausenversorgung angeboten, erläutert Projektleiterin Nau. Der Tresen steht schon bereit und muss jetzt nur noch angeschlossen werden. An der Stirnseite in Richtung Postplatz wird in den nächsten Tagen das kleine Podest errichtet, das als Bühne genutzt werden kann. Als Beispiele führt sie Einführungen in Stücke, Publikumsgespräche, Podiumsdiskussionen, Lesungen oder kleine Aufführungen an.
Zum Theaterfest am 24. August soll das Podest bereits fertig sein. "Danach kommt noch der rote Teppichbelag rein", verweist sie auf den nächsten Schritt. Auch die Vorhänge aus schwerem Samt, die mit für gute Akustik sorgen, fehlen noch.
Die Gestaltung: Erster Anlauf in 90er-Jahren
Nach dem Zweiten Weltkrieg war das Schauspielhaus wiederaufgebaut worden. In den 1950er-Jahren waren an der historischen Rabitzdecke aus Putz, die einen halben Meter unter der Betondecke hängt, schmückenden Stuckprofile beseitigt worden. Außerdem wurden damals seitliche Wände aus sogenanntem Vorblend-Mauerwerk errichtet. Somit verschwand die ursprüngliche gestalterische Fassung des Raums, erklärt Sachgebietsleiter Börner.
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In den 1990er-Jahren gab es einen Gestaltungswettbewerb, den der unter anderem vom Wiederaufbau der Semperoper bekannte Dresdner Architekt Wolfgang Hänsch gewonnen hatte. "Damals war begonnen worden, dem Raum seine Ursprungsfassung zurückzugeben", verweist Börner auf den Anfang. Komplett umgebaut werden konnte das Restaurant damals aber nicht.
Der Aufwand: Wandmalereien und Stuckdecke restauriert
Mit der Restaurierung sind die rundlichen Nischen der sogenannten Konchen an der großen seitlichen Trennwand wieder sichtbar. Freigelegt sind zudem die ursprünglichen Gestaltungsformen mit Stuckteilen sowie die alten Wandbemalungen, die teilweise beim Anbau der Vorbauwände beschädigt wurden.
Der Dresdner Restaurator Hans-Christoph Walther und ein vierköpfiges Team mit Restauratoren sowie einem Theater- und einem Kirchenmaler haben die Wandbemalungen restauriert und durch neue nach historischem Vorbild ergänzt. Geschaffen hatte sie einst der Dresdner Maler Alexander Baranowsky. Einzelne kleine Elemente sollen als Zeitzeugen bleiben.
Im Zuge der Arbeiten wurde auch die historische Decke mit ihren Stuckprofilen wieder hergestellt, erklärt Projektleiterin Nau. Sie erstrahlen jetzt wie früher in hellen, cremigen und Bronzefarben.
Die Krönung: 60 Spots spenden Licht
Wie einst bekommt der Saal auch wieder zwei Kronleuchter, die allerdings modern sein werden. Seit den 50er-Jahren waren es acht Kronleuchter gewesen. "Die Vorbereitungen dafür waren sehr aufwendig", sagt Sachgebietsleiter Börner. So musste ein Holzmodell gebaut werden. Außerdem waren zahlreiche Abstimmungen mit dem Denkmalschutz und Beleuchtungsmeistern nötig.
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"Denn die Kronleuchter müssen besondere Anforderungen erfüllen und verschiedene Lichtfarben und -stimmungen erzeugen", erklärt er. Das wird jetzt mit Kronleuchtern mit jeweils 60 fächerförmigen Lamellen und 60 Spots in Messingfassungen geschehen, die Lichtplaner gestaltet haben.
Am 7. September soll der Salon zur Spielzeiteröffnung weitgehend fertig sein. Aber erst Ende Februar kommen die neuen Kronleuchter. "Das war aber von Anfang an klar", sagt Börner. Bis dahin hängen noch die alten Kronleuchter. Für die Restaurierung des Salons investiert der SIB rund 1,7 Millionen Euro.