Direkt am Bahnhof Mitte: Neues "Schützengarten"-Wohnquartier wächst

Dresden. In den kommenden zwei Jahren entsteht am Bahnhof Mitte ein neues Wohnviertel. Vor rund einem Jahr fand auf dem Areal am Schützenplatz der Spatenstich für das Großbauprojekt mit insgesamt 479 Wohnungen statt. Investor ist das Immobilienunternehmen Deutsche Wohnen.
In diesem Bericht lesen Sie:
- Was neben den Wohnungen noch gebaut wird
- Wie weit die Arbeiten vorangeschritten sind
- Wie viele Sozialwohnungen und Seniorenwohnungen entstehen
- Wie viel das alles kostet
- Die Geschichte des Areals
Wo genau wird gebaut und was entsteht auf dem Areal?
Im neuen Viertel, das sich an der historischen Stadtstruktur orientiert, entstehen auf der Fläche zwischen Laurin-, Jahn- und Könneritzstraße insgesamt 13 Mehrfamilienhäuser mit vier bis sieben Etagen. Auf rund 2.200 Quadratmetern Fläche ist Platz für neue Geschäfte oder anderes Gewerbe.
Neben neuen Wohnhäusern sind auf dem rund 1,8 Hektar großen Areal gegenüber vom Bahnhof Mitte Grünflächen, ein Spielplatz und ein Quartierspark geplant. Die Gebäude sind als Blockrandbebauung um drei grüne Innenhöfe angeordnet. In drei Tiefgaragen sind 190 Pkw- und 900 Fahrradstellplätze sowie E-Ladestationen vorgesehen.
Wie weit sind die Arbeiten vorangeschritten?
Das alte DDR-Bürohochhaus wurde bereits 2018 abgerissen, inzwischen sind auch die Nebengebäude alle verschwunden. Nachdem die Tiefgarage nun fertiggestellt ist, beginnen die Bauarbeiten an den Wohnhäusern. Der erste Block hat bereits drei Etagen, an einem weiteren Block sind die Keller und das Erdgeschoss im Rohbau fertig.
In etwa vier Monaten beginnen die Arbeiten an einem dritten Wohnblock. Demnächst soll die Baugrube dafür ausgehoben werden. Das teilt Gunnar Goldmann von Deutsche Wohnen auf SZ-Anfrage mit. Das Unternehmen rechnet damit, dass die knapp 500 Wohnungen im April 2024 fertig sind.
Bislang liege das Bauprojekt voll im Zeitplan. Allerdings sind noch weitere Abstimmungen mit dem Stadtplanungsamt nötig, so Goldmann. Dabei geht es vor allem um die Gestaltung der Fassaden, für die derzeit Muster erarbeitet werden. Gemeinsam mit den Stadtplanern werde festgelegt, wie die Fassaden letztlich aussehen werden.
Was kostet das Bauprojekt und steht schon fest, ab wann vermietet wird?
Bislang wollte sich Deutsche Wohnen zu den genauen Baukosten nicht äußern, es war lediglich die Rede von einer dreistelligen Millionensumme. Nun teilt der Sprecher mit, dass das Unternehmen nach jetzigem Stand rund 165 Millionen Euro in den neuen Dresdner Wohnstandort investieren wird.
Einen Termin für einen möglichen Vermietungsbeginn gebe es derzeit noch nicht, so Goldmann. Auch dazu, wie viel die Wohnungen später kosten werden, kann er noch nichts sagen. "Eine Mietpreisberechnung wurde noch nicht durchgeführt."
Wer kann im Schützengarten Wohnungen mieten?
Angesichts steigender Mieten sind Investoren bei ihren Neubauprojekten in Dresden verpflichtet, einen Teil der Wohnungen für Familien anzubieten, die sich ein neues Zuhause zu marktüblichen Mietpreisen nicht leisten können. Allerdings ist diese Quote im Schützengarten deutlich geringer, als bei anderen Projekten: Nur fünf Prozent der 479 Wohnungen muss das Unternehmen zu sozial verträglichen Preisen vermieten.
Diese 21 Wohnungen sind für Ein- bis Vier-Personen-Haushalte gedacht. Obwohl der Bauausschuss 2016 forderte, dass rund 15 Prozent der neuen Wohnungen als Sozialwohnungen vermietet werden sollen, einigten sich die Stadt und der damalige Bauherr, die Münchner Optima-Aegidius-Gruppe, 2017 in einem städtebaulichen Vertrag auf den geringeren Anteil. Der Dresdner Stadtrat stimmte dem damals ohne Gegenstimmen zu.
Doch auch eine andere Zielgruppe will Deutsche Wohnen mit dem Quartier in der Dresdner Altstadt ansprechen: Senioren. Mehr als ein Drittel der Wohnungen sind barrierefrei. Der Großteil von ihnen ist im sogenannten Torhaus geplant, in dem 80 Wohnungen für Menschen entstehen sollen, die dort betreut leben.
Was befand sich vorher auf dem Areal?
Vielen Dresdnern dürfte der Gebäuderiegel des VEB Energiebau noch in Erinnerung sein, der 2018 abgerissen wurde. Mit dem Neubau des Bürokomplexes verlegte der Betrieb seinen Sitz in den 1980er-Jahren von Radebeul nach Dresden. Zuletzt wurde der Achtgeschosser von Start-ups, Künstlern und anderen Kreativen, aber auch von Bildungs- und Sozialeinrichtungen genutzt genutzt wurde, denn die Mieten waren kostengünstig.

Außerdem gab es auf dem Grundstück eine Kantine, in der später das Sozialkaufhaus untergebracht war, und einen Schutzbunker. Auch sie sind, neben einigen Vorkriegsbauten, inzwischen verschwunden.
Für den Bau der neuen Quartiersstraßen soll der zerkleinerte Beton genutzt werden, der beim Abbruch der alten Gebäude übrig geblieben ist.
Bevor das Areal zu DDR-Zeiten bebaut wurde, befanden sich dort Gartengrundstücke. An diese Nutzung soll der Name Schützengarten auch künftig erinnern.