Dresden: Neues Wohnviertel am Bahnhof Mitte

Dresden. Bis 2024 entsteht am Schützenplatz in der Dresdner Altstadt ein neues Wohnquartier mit 479 Wohnungen. An diesem Mittwoch ist das Großbauvorhaben, das den Namen Schützengarten trägt, mit dem ersten Spatenstich gestartet. Dabei waren auch Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) und Henrik Thomsen, Vorstand der Deutsche Wohnen. Neben neuen Wohnhäusern sind auf dem rund 1,8 Hektar großen Areal am Bahnhof Mitte Grünflächen, ein Spielplatz und ein Quartierspark geplant.
Kühn verweist auf die zentrale Lage unweit der historischen Altstadt und die gute Anbindung durch S-Bahnen und Straßenbahnen direkt vor der Haustür. "Eine solche Lage verpflichtet den Bauherren auch mit Blick auf die Baukultur in Dresden", so Kühn, der dem Investor bescheinigt, diese Erwartungen erfüllt zu haben. Gelungen sei dies durch ein Werkstattverfahren, an dem sich mehrere Architekten beteiligt haben. Letztlich konnte sich der Entwurf von Nöfer Architekten aus Berlin durchsetzen.
Im neuen Viertel, das sich an der historischen Stadtstruktur orientiere, entstehen auf der Fläche zwischen Laurin-, Jahn- und Könneritzstraße insgesamt 23 Mehrfamilienhäuser. 21 der 479 Wohnungen werden als Sozialwohnungen zu geringeren Mietpreisen angeboten. Dafür hatten der Bund und der Freistaat 2017 ein entsprechendes Förderprogramm aufgelegt, aus dem nun auch die Deutsche Wohnen einen Zuschuss für diese Wohnungen erhält.
Der Anteil der Sozialwohnungen liegt beim Schützengarten bei knapp fünf Prozent. Sie sind für Ein- bis Vier-Personen-Haushalte gedacht. Obwohl der Bauausschuss 2016 forderte, dass rund 15 Prozent der neuen Wohnungen zu sozialverträglichen Preisen vermietet werden sollen, einigten sich die Stadt und der damalige Bauherr, die Münchner Optima-Aegidius-Gruppe, 2017 in einem städtebaulichen Vertrag auf den geringeren Anteil. Der Dresdner Stadtrat stimmte dem damals ohne Gegenstimmen zu.
Baubürgermeister Kühn betont zum Spatenstich dennoch die Bedeutung dieser 21 Sozialwohnungen für Dresden: "Das ist eine wichtige Botschaft, denn inzwischen können ein Drittel der Mieterhaushalte in Dresden die Mieten auf dem Mietwohnungsmarkt nicht mehr bezahlen."
Die Deutsche Wohnen übernahm das Bauprojekt Anfang 2018 von den Münchnern, die sich aus strategischen Gründen, wie es damals hieß, von dem Vorhaben trennten, da sich das Unternehmen auf Projekte in München und Berlin konzentrieren wolle.
Seniorenwohnungen im Torhaus
Mehr als ein Drittel der Wohnungen sind barrierefrei. Der Großteil von ihnen ist im sogenannten Torhaus geplant, in dem 80 Wohnungen für Menschen entstehen sollen, die dort betreut leben. Die Gebäude sind als Blockrandbebauung um drei grüne Innenhöfe angeordnet. In drei Tiefgaragen sind 190 Pkw- und 900 Fahrradstellplätze sowie E-Ladestationen vorgesehen.
Für den Bau der neuen Quartiersstraßen soll der zerkleinerte Beton genutzt werden, der beim Abbruch der alten Gebäude übrig geblieben ist. 2018 wurde auf dem Grundstück der ehemalige Standort des VEB Energiebau Radebeul abgerissen. Dort befand sich ein großer Bürokomplex, der zuletzt von Start-ups, Künstlern und anderen Kreativen genutzt wurde, sowie eine Kantine und ein Schutzbunker. Auch einige Vorkriegsbauten waren wohl noch erhalten, sind aber ebenfalls verschwunden.
"Durch den Abriss des Plattenbauhochhauses wird die Möglichkeit geschaffen, ein neues Quartier zu entwickeln, durch das der Stadtkörper vervollständigt wird", beschreibt das Büro Nöfer Architekten die städtebauliche Situation. Prägendes und namensgebendes Merkmal des Entwurfs sei der ruhige Grünbereich im Inneren des Viertels, der den ehemaligen Schützengarten wieder aufnimmt.

Deutsche Wohnen plant weitere Bauprojekte in Dresden
Mit den Neubauprojekten trage die Deutsche Wohnen der hohen Wohnungsnachfrage in den Städten Rechnung, so das Unternehmen. Für weitere Vorhaben schließt sich der Konzern nun mit der Quarterback Immobilien AG zusammen, erklärt Vorstand Henrik Thomsen. Mit dem Ziel, rund 18.000 neue Wohnungen in Berlin, Dresden, Leipzig, München und Stuttgart zu errichten. Deutsche Wohnen investiert für ihren Anteil von 9.000 dieser Wohnungen insgesamt 4,3 Milliarden Euro. Im Schützengarten ist es eine dreistellige Millionensumme.
Neben dem Schützengarten sind in Dresden derzeit rund 300 weitere Wohnungen geplant, etwa im Johannquartier an der Dürerstraße in der Johannstadt sowie im Annenquartier an der Clara-Zetkin-Straße in Löbtau. Seit 2013 besitzt das Unternehmen rund 6.000 Wohnungen und 280 Gewerbeeinheiten in der Landeshauptstadt.