Dresden. Diese Sanierung wird wohl in die Annalen der TU Dresden eingehen: Acht Jahre hat sie gedauert, statt geplanter drei. Die Kosten haben sich von 35,5 auf 56,5 Millionen Euro erhöht. Diese Steigerung war auch für Sachsens Finanzminister Hartmut Vorjohann (CDU) nicht leicht zu verdauen. "Aber der Freistaat unterstützt die Technische Universität. Der Fritz-Förster-Bau ist ein Beispiel für exzellentes Bauen", sagt der Minister zur offiziellen Übergabe des Baus vom Sächsischen Immobilien- und Baumanagement (SIB) an die Rektorin der TU Ursula Staudinger am Montag.
Tatsächlich sahen sich Planer und Baufachleute mit dem Backsteingebäude, das von Martin Dülfer für die Chemischen Institute entworfen und 1926 fertiggestellt wurde, vor enormen Herausforderungen. In den chemischen Laboren wurde über Jahrzehnte mit zahlreichen Chemikalien gearbeitet. Vor allem Quecksilber hatte sich in Fußböden und Wänden, in Schächten und Abwasserleitungen abgelagert.
"Wir wussten, dass das Gebäude kontaminiert ist, aber ahnten nichts von dieser Größenordnung", sagt Christine Behrens, die Leiterin der SIB-Niederlassung II. Die beauftragten Firmen tasteten sich regelrecht voran, um zu schauen, was von der Substanz erhalten werden konnte. Am Ende war klar: Innen muss alles raus, nur die Außenwände können stehenbleiben. Das hat gedauert.
Hörsaal "Bombentrichter" neu gestaltet
Der U-förmige Fritz-Förster-Bau war während der Sanierung eine Zeit lang ein hohler Vogel, in dem Decken, Wände und Treppenhäuser neu gebaut wurden. Auch den zu seiner Bauzeit größten Hörsaal Dresdens entstand neu. Allerdings in moderner Form, aber wieder mit seinen Kassettendecken, in denen jetzt die Beleuchtung integriert ist.
Heute ist der Hörsaal eine Etage kürzer, nicht mehr so steil und mit modernster Technik ausgestattet. Statt vorher 400 hat er jetzt 174 Plätze. Über ein Buchungssystem können sich die einzelnen Fakultäten darin Zeit für Vorlesungen buchen, er wird also allen Fachrichtungen offen stehen. Genau wie die neu entstandenen Seminarräume.
Doch Lehre wird künftig nur noch in einem kleinen Teil des Fritz-Förster-Baus stattfinden. Stattdessen zieht ein Großteil der Universitätsverwaltung in das denkmalgeschützte Gebäude ein, konkret die Dezernate Finanzen und Beschaffung, Personal sowie Studium und Weiterbildung. Auch die Technische Leitzentrale mit dem Sicherheitsdienst wird hier ihre Räume haben. "Eine exzellente Uni braucht einen exzellenten Campus", sagt Rektorin Staudinger zur Übergabefeier. Sie freue sich, dass dieses besondere Baudenkmal im Herzen des Campus' nun mit Leben gefüllt wird.
Auch der sächsische Wissenschaftsstaatssekretär Andreas Handschuh betont, dass es ein Symbol sei, wenn die Verwaltung in das Herz vom Campus ziehe. "Der Erfolg einer Uni hängt auch von einer exzellenten Verwaltung ab." Es entspreche dem Geist des Architekten Dülfer, dass jetzt etwas Neues in das Gebäude einzieht. Handschuh verweist auch auf die guten Arbeitsbedingungen, die mit der Sanierung entstanden sind. "Wir befinden uns in einem Generationswechsel auch bei den Beschäftigten im öffentlichen Dienst." Da spielten solche Bedingungen eine große Rolle für Bewerber.
Service Center Studium zieht mit ein
Belebt wird der Fritz-Förster-Bau auf jeden Fall von den Studierenden sein, die im Erdgeschoss das Service Center Studium finden, in dem sie zu allen Fragen rund ums Studieren an der TU Dresden beraten werden. Diese zentrale Anlaufstelle war bisher in der Slub untergebracht, jetzt sind die Wege dahin kürzer. Im Sommer wird auch die neue Freitreppe rege genutzt werden, die inzwischen schon den Namen Amphitheater trägt, wie die Rektorin sagt.
Rund 200 Büros mit 410 Arbeitsplätzen sind im sanierten Fritz-Förster-Bau entstanden. Die Klinkerfassade wurde restauriert, ebenso die Schriftzüge an der Fassade und das Schieferdach. Im inneren sind die Fenster mit Bleiverglasungen neu eingesetzt worden und entsprechen jetzt den hohen Energiesparanforderungen. Auch die Details aus bearbeitetem Beton an den Treppen sind neu entstanden, die sieben historischen Trinkbrunnen wieder eingebaut.
Der Finanzminister hat am Montag noch einige Zahlen zum Besten gegeben: 4.000 Quadratmeter Stahlbetondecke wurden bei der Sanierung abgebrochen sowie 4.000 Tonnen Ziegel. Neu eingebaut sind nun 4.000 Steckdosen sowie 700 Holzfenster, die nach denkmalpflegerischen Gesichtspunkten erneuert wurden.
Einer, der den erneuerten Fritz-Förster-Bau kaum wiedererkannt hat, ist Dresdens OB Dirk Hilbert (FDP). Er hat von 1992 bis 1998 an der TU Dresden Wirtschaftsingenieurwesen studiert und Vorlesungen im alten "Bombentrichter" gehört. Welche genau das waren, daran kann er sich allerdings nicht mehr erinnern.
Transparenzhinweis: In einer früheren Version des Textes war die Rede davon, dass der Hörsaal im Fritz-Förster-Bau von damaligen Studenten auch als "Bombentrichter" bezeichnet wurde, weil er so steil war. Das stimmt allerdings nicht. Stattdessen wird der Lichtenheldt-Hörsaal im Zeuner-Bau als "Bombentrichter" bezeichnet. Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen.