Warum die Mieten in Sachsen steigen

Dresden. Wohnen wird weiter teurer. Im ersten Halbjahr 2021 sind die Durchschnittsmieten in Sachsen nach einer Erhebung des Immobilienportals Immowelt in allen Regionen gestiegen – mit einer Ausnahme. Im Kreis Leipzig blieb die Nettokaltmiete je Quadratmeter binnen Jahresfrist mit 5,70 Euro je Quadratmeter unverändert. Alle anderen neun Kreise sowie die drei Großstädte verzeichnen dagegen überall Anhebungen. Immowelt hat dazu besonders nachgefragte Angebote analysiert. Demnach mussten Mieter, die im ersten Halbjahr einen Vertrag im Freistaat unterschrieben, zwischen rund zwei und sechs Prozent mehr bezahlen.
Die teuersten Viertel finden sich nach wie vor in Dresden und Leipzig. In der Landeshauptstadt stiegen die Mieten bei Neuverträgen im ersten Halbjahr im Schnitt auf 7,90 Euro (erstes Halbjahr 2020: 7,70 Euro). Leipzig bleibt mit 7,20 Euro etwas kostengünstiger. Allerdings ist der prozentuale Anstieg mit etwa drei Prozent binnen eines Jahres etwas höher als in Dresden, wo er rund zwei Prozent ausmacht.
Wo im Osten die Preise steigen
Die preiswertesten Mieten finden sich nach der Analyse des Immobilienportals im westlichen und östlichen Sachsen. Im Vogtlandkreis und im Kreis Görlitz liegen die derzeit aufgerufenen Nettokaltmieten im Schnitt unter fünf Euro je Quadratmeter. Doch auch für diese Regionen gilt: Die Mieten sind gestiegen.
Die prozentual höchsten Zuwächse verzeichnet Immowelt im Freistaat für Nordsachsen und den Erzgebirgskreis mit fünf beziehungsweise sechs Prozent. Die Kreise grenzen an die Großstädte Leipzig und Chemnitz. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass sich vor allem das im Berliner Umland beobachtete Speckgürtel-Phänomen auch in Sachsen verstärkt.
Die größten Steigerungen im Osten arbeitet die Analyse für das Berliner Umland heraus. Am größten ist das Plus im Landkreis Oder-Spree. Südöstlich von Berlin müssen Mieter 17 Prozent mehr zahlen als vor einem Jahr. Die mittlere Angebotsmiete beträgt derzeit neun Euro pro Quadratmeter. 2020 waren es noch 7,70 Euro. Auch im Nordosten Berlins sind die Mieten stark gestiegen. Im Landkreis Barnim klettern die Preise um 13 Prozent auf acht Euro pro Quadratmeter – der zweitgrößte Anstieg aller ostdeutschen Kreise.
Höhere Mieten, weniger Einwohner
Die Coronapandemie, aber auch steigende und höhere Mieten in Berlin dürften zur verstärkten Nachfrage und damit auch dem Mieten-Plus im Hauptstadt-Speckgürtel beigetragen haben. Doch das boomende Berlin strahlt nicht auf den gesamten Osten aus. 76 Großstädte und Kreise hat das Immobilienportal in den ostdeutschen Bundesländern untersucht. In einem Drittel davon sind die Mieten konstant geblieben oder sogar gesunken.
In Cottbus sinkt die Einwohnerzahl – die Mieten verringerten sich binnen eines Jahres um fünf Prozent auf 5,60 Euro. Auch in Thüringer Regionen wie dem Weimarer Land und Schmalkalden lässt sich ein Zusammenhang zwischen weniger Einwohnern und sinkenden Mieten herstellen. Doch das ist keine zwingende Entwicklung. In fünf Jahren haben der Erzgebirgskreis und der Kreis Zwickau Einwohner verloren. Die Mieten stiegen nun dennoch, allerdings auf vergleichsweise geringem Niveau.
Wann kommt die Bremse?
Auch diese Erhebung verdeutlicht die Vielschichtigkeit, mit der sich Wohnungspolitik im Osten auseinandersetzen muss. Das Stadt-Land-Gefälle spielt eine Rolle, das mit Leerstand außerhalb der Zentren einhergeht. In Sachsen reißen nach Recherchen der Deutschen Presseagentur Wohnungsgesellschaften etwa in Schwarzenberg Gebäude ab. Der Freistaat fördert Kommunen beim sogenannten Rückbau.
Staatlich unterstützt wird seit einiger Zeit auch der Bau von Sozialwohnungen in Dresden und Leipzig. In den Großstädten ist der Markt angespannt. Trotz Bedenken der sächsischen CDU drängen ihre Koalitionspartner SPD und Grüne auf das Einführen der Mietpreisbremse für diese Zentren. Das Instrument zur Begrenzung der Mieten bei Neuverträgen ist im Koalitionsvertrag verankert. Die Vorbereitungen sind angelaufen, so dass die Bremse demnächst greifen könnte.