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Dresdner Ostmoderne: Brunnen am Goldenen Reiter soll nach 20 Jahren wieder sprudeln

Der Künstler Friedrich Kracht hat die beiden bekannten Dresdner Brunnen am Neustädter Markt 1979 geschaffen. Jetzt kann der östliche saniert werden. Dafür gibt es eine halbe Million Förderung.

Von Kay Haufe
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Seit 2002 funktioniert die Brunnentechnik nicht mehr, der Rand bröckelt vom östlichen Kracht-Brunnen.
Seit 2002 funktioniert die Brunnentechnik nicht mehr, der Rand bröckelt vom östlichen Kracht-Brunnen. © René Meinig

Dresden. In ihm haben früher Kinder gebadet, Passanten schleckten ihr Eis auf den Bänken ringsum. Doch seit 20 Jahren sprudelt der östliche der beiden Brunnen am Goldenen Reiter nicht mehr. Die Springbrunnentechnik fehlt zu großen Teilen, die Bausubstanz weist erhebliche Schäden auf. Das hat viele Dresdner gestört, auch, weil die Attraktivität des Neustädter Marktes dadurch stark gelitten hat.

Inzwischen gibt es aber nicht nur einen Zeitplan, sondern auch Geld für die Sanierung des Brunnens. Sachsens Landeskonservator Alf Furkert hat am Mittwoch einen Fördermittelbescheid in Höhe von 500.000 Euro aus dem Sonderprogramm Denkmalpflege an Dresdens Baubürgermeister Stephan Kühn (Grüne) überreicht.

Das wäre allerdings nicht ohne das Engagement vieler Dresdner Stadträte möglich gewesen. So hatten die Linken im April einen Antrag für die "Unverzügliche denkmalgerechte Sanierung der Kracht-Brunnen und des Umfelds auf dem Neustädter Markt" einbracht, der jetzt beschlossen wurde. Thomas Löser (Grüne), der auch Landtagsabgeordneter ist, hat sich im Landtag für die finanzielle Unterstützung der Sanierung stark gemacht hat, zudem hat Holger Zastrow (FDP) erfolgreich für die Co-Finanzierung im Stadtrat gekämpft hat. Der Brunnen stehe symbolisch für den schlechten Zustand der Originalsubstanz am östlichen Neustädter Markt. Seine Instandsetzung könne ein Initial sein für diese Seite, so Furkert. Das bestätigte auch Baubürgermeister Kühn, es gebe Gespräche mit der Vonovia zur Sanierung der dahinterliegenden Wohngebäude.

Fördermittel für die Sanierung: Baubürgermeister Stephan Kühn (l.) erhält den Bescheid samt Denkmalzeichen von Landeskonservator Alf Furkert.
Fördermittel für die Sanierung: Baubürgermeister Stephan Kühn (l.) erhält den Bescheid samt Denkmalzeichen von Landeskonservator Alf Furkert. © René Meinig

Mit den 500.000 Euro ist es für den Brunnen jedoch längst nicht getan. Fast zwei Millionen Euro, konkret 1,87 Millionen sind nötig, um den Brunnen wieder sprudeln zu lassen. Das sei angesichts steigender Preise knapp kalkuliert, sagt Baubürgermeister Kühn. Immerhin soll das Wasserbild des Brunnens dank moderner Technik wieder in seinem ursprünglichen Programmablauf mit zirka 160 Düsen, Unterwasserbeleuchtung und sieben verschiedenen Wasserbildern funktionieren. Ab Mai 2023 beginnt das denkmalgerechte Sanieren, auch das unmittelbare Umfeld wird aufgewertet. Ein Jahr später, im Frühjahr 2024, soll der Brunnen in Betrieb gehen.

Schon ein Jahr vorher, im kommenden Frühjahr, soll der westliche der beiden Brunnen wieder sprudeln. Ein Großteil seiner Düsen war im März dieses Jahres von Unbekannten herausgeschraubt und abgeschlagen worden. Die Reparatur kostet 20.000 Euro.

Sanierung kostet fast zwei Millionen Euro

"Ich bin sehr froh, dass es einen Bewusstseinswechsel gegeben hat und der Neustädter Markt denkmalwürdig ist, das, was damals gebaut wurde, heute geschätzt wird", sagt Thomas Löser. Jetzt sei das Geld besorgt und es könne losgehen. "Die Stadt allein hätte das nicht geschafft."

Der Platz mit dem kaputten Brunnen sei jahrelang ein Schandfleck und kein gutes Entrée für die Neustadt gewesen, sagt Holger Zastrow. Auch er sei glücklich, dass die Ostmoderne wieder gewürdigt werde und der Brunnen erhaltenswert sei. "An dieser Stelle haben Grüne und Liberale gezeigt, dass sie an einem Strang ziehen können." Zastrow äußerste noch den Wunsch, dass die DDR-Kugellampen auf die Hauptstraße zurückkehren. Die heutigen Lampen seien hässlich und würden unterschiedlich leuchten.

Ein besonderer Tag war die Übergabe des Fördermittelbescheides für Karin Kracht und Jakoba Kracht-Rehn, die Witwe und die Tochter des Schöpfers der beiden Brunnen, Friedrich Kracht. "Ich bin sehr oft hier an den Brunnen, gehe in die Galerien und bin bei den Aktionen der Initiative Neustädter Freiheit dabei", sagt Karin Kracht. Es sei sehr schön, dass bald beide Brunnen ihres Mannes wieder sprudeln würden wie zur Einweihung 1979.

Ihr Vater habe sehr oft mit Karl-Heinz Adler zusammengearbeitet, sagt Jakoba Kracht-Rehn. Adler und Kracht haben zum Beispiel Wandbilder und Strukturwände am Robotron-Gelände am Pirnaischen Platz oder am Hotel Newa auf der Prager Straße gestaltet. Für die Brunnen am Goldenen Reiter zeichne Friedrich Kracht jedoch allein verantwortlich, der oft seriell gearbeitet habe, so die Tochter.

Die Familie von Brunnen-Schöpfer Friedrich Kracht freut sich, dass es mit der Sanierung losgeht: Tochter Jakoba Kracht-Renn (l.) und Witwe Karin Kracht.
Die Familie von Brunnen-Schöpfer Friedrich Kracht freut sich, dass es mit der Sanierung losgeht: Tochter Jakoba Kracht-Renn (l.) und Witwe Karin Kracht. © René Meinig

Der Neustädter Markt wurde 2021 aufgrund seiner ortsgeschichtlichen, städtebaulichen, gartengeschichtlichen und gartenkünstlerischen Bedeutung in die Liste der Kulturdenkmale des Freistaates Sachsen aufgenommen. Zum neuen Schutzgut gehört die gesamte Platzanlage mit ihrer bemerkenswerten Freiflächengestaltung, welche die historischen und neuen Gestaltungselemente miteinander verbindet und wirkungsvoll in Beziehung zueinander setzt. Neben dem Reiterdenkmal Augusts des Starken und den Nymphenbrunnen gehören auch die beiden Kracht-Brunnen dazu.

Bebauungsplan Anfang 2023 vorgestellt

Die Stadt Dresden hatte 2018 einen Wettbewerb zur Neugestaltung des Königsufers und des Neustädter Marktes mit großer Bürgerbeteiligung ausgelobt. Basierend auf dem Siegerentwurf wurde ein Bebauungsplanentwurf erarbeitet, die Vorlage dazu soll im ersten Quartal 2023 zur Beschlussfassung im Bauausschuss vorgestellt werden. Bisher gebe es noch unterschiedliche Auffassungen in einigen Details.

Danach soll die frühzeitige Beteiligung starten, sagt Baubürgermeister Kühn.