Klimaprotest muss überzeugen, nicht verärgern

Die neuen Klimaproteste werden radikaler - auch in Dresden. Seit einigen Wochen legen Demonstranten den Autoverkehr in deutschen Städten lahm, treten in den Hungerstreik und sabotieren Ölpipelines. Auch in Dresden setzen sie sich auf die Straße und sorgen frühmorgens für Stau. Damit protestieren sie gegen den klimaschädlichen Ausbau von Öl, Gas und Kohle. Doch die Aktion der Gruppe, die sich "Letzte Generation"nennt, spaltet die Gesellschaft. Autofahrer hupen genervt und sogar Fridays for Future ist skeptisch.
Dabei ist ihr Anliegen wichtig. Die Klimapolitik Deutschlands dümpelt seit Jahren vor sich hin. Millionen Demonstranten von Fridays for Future streiken zwar fürs Klima und Wissenschaftler warnen vor der Umweltkrise, aber dennoch verfehlt die Regierung jährlich die Klimaziele.
Logisch ist dann die Schlussfolgerung der Demonstranten, mehr radikale Aktionen durchzuführen: Institutionen wirken für sie zu lahm und kompliziert angesichts des Klimawandels. Ziviler Ungehorsam scheint das einzige Mittel, um zu verändern. Das ist ein schlechtes Zeichen für die Demokratie. Denn wir müssen Beschlüsse in den Parlamenten fällen, nicht auf der Straße.
Die Sitzblockaden könnten dem Klimaschutz schaden, ja sogar Fronten verhärten. Wer die angeklebten Aktivisten nicht versteht, könnte sich von der Klimabewegung abwenden. Das darf nicht passieren, denn: Mehrheiten entscheiden über eine soziale Klimapolitik. Diese muss aber überzeugt werden, nicht verärgert.