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Alle Farben von Glück und Trauer

Dank Startenor Rolando Villazón ist auch Monteverdis „L’Orfeo“ in der Semperoper bestens besucht. Seine Erfahrung hat ihn reifer gemacht und nachdenklicher.

Von Oliver Reinhard
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Ganz und gar bewegend und überzeugend: Rolando Villazón (r.) in der Rolle des Orfeo. Anastasiya Taratorkina singt die Euridice, Angelo Konzett den Puppenspieler.
Ganz und gar bewegend und überzeugend: Rolando Villazón (r.) in der Rolle des Orfeo. Anastasiya Taratorkina singt die Euridice, Angelo Konzett den Puppenspieler. © Ludwig Olah

Der Mann ist die Verkörperung der Liebestragik: Kaum hat seine Erwählte dem Werben des zum Steinerweichen begnadeten Sängers Orfeo endlich nachgegeben, kaum feiert alles eine glücksfunkelnde Hochzeit – da kommt die Unglücksbotin herbeigeeilt und traut sich kaum, zu sagen, was sie doch sagen muss: Orfeos Braut Euridice, die sich kurz ein wenig die Beine vertreten wollte, wurde von einer Schlange in selbige gebissen und ist daran verschieden. Kaum Gatte, schon Witwer – die Trauer des Sängers und der Hochzeitsgesellschaft ist grenzenlos. Entschlossen macht sich Orfeo auf den Weg in die Unterwelt, bringt deren Herrscher zwar nicht zum Nachgeben, aber zum Einschlafen, und erreicht sein Ziel: Er darf Euridice aus dem Reich der Schatten zurück ins Leben führen. Vorausgesetzt, er dreht sich auf dem Weg nicht nach ihr um.

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