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Das ist Kunst, oder?

Der Landschaftsfotograf Olaf Otto Becker folgt den Spuren der Menschen in der Landschaft – auch in Gegenden, in die kaum ein Mensch seinen Fuß setzt.

Von Birgit Grimm
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Erodierte Permafrostblöcke bilden an der Steilküste der stetig schrumpfenden Insel Muostakh Skulpturen. In 100 Jahren wird die russische Insel verschwunden sein.
Erodierte Permafrostblöcke bilden an der Steilküste der stetig schrumpfenden Insel Muostakh Skulpturen. In 100 Jahren wird die russische Insel verschwunden sein. © Olaf Otto Becker

Welcher Bildhauer mag an diesem unwirtlichen Strand gearbeitet und diese Frauenfigur zurückgelassen haben? Kein Zweifel: Es war die größte aller Künstlerinnen, die Natur. Aber sie war es nicht allein. Leider hatte auch hier der Mensch seine Finger im Spiel. Die mysteriöse Frau am Strand kam aus dem Permafrost. Faszinierend und erschreckend zugleich ist es, was der Fotograf Olaf Otto Becker vor knapp zweieinhalb Jahren in der Serie „Sibirian Summer“ festhielt: das Auftauen der Permafrostböden. Auf einer Insel im zentralen Lena-Delta arbeitet die russisch-deutsche Forschungsstation Samoylov, in der Wissenschaftler den Einfluss des Klimawandels auf das Ökosystem der Arktis untersuchen. „An den stark erodierten Steilküsten, die es auch in Alaska und in Kanada gibt, sieht man deutlich das Schmelzen der Permafrostböden und erkennt auch deren Zusammensetzung aus Eiskeilen und Erde“, sagt Becker. In den Klimadebatten spielen die Permafrostböden bisher eine untergeordnete Rolle. „Die Folgen für die Menschheit sind noch gar nicht im Fokus. Deshalb arbeite ich jetzt an Themen, die erst in ein paar Jahren öffentlich diskutiert werden.“

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