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Der Dresdner Maler Eberhard Göschel ist gestorben

Kritischer Geist und großer Maler: Nach schwerer Krankheit starb Eberhard Göschel am Mittwoch.

Von Birgit Grimm
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Eberhard Göschel in seinem Atelier
Eberhard Göschel in seinem Atelier © Lothar Sprenger

Eberhard Göschels Kunst wissen Sammler und Kenner zu schätzen. Doch die verdiente internationale Anerkennung seiner Malerei blieb Göschel leider versagt. Hoffte er ab 1990 doch, dass es nun vorbei sei mit dem Diktat des sozialistischen Realismus, dem er sich in der DDR konsequent verweigert hatte, so musste er erleben, dass der westliche Kunstmarkt sich selbst genug und nicht interessiert ist an Meisterhaftem aus dem Osten. 2019 zog er in einem Dokumentarfilm von Tom Ehrhardt enttäuscht Bilanz: „Die neuen Museumschefs aus dem Westen interessieren sich für uns gar nicht, sie holen die Westkünstler rein und sind denen in den Arsch gekrochen“, sagte er. Seine Strategie: Auch weiterhin hielt er sich vom Halse, was ihn unglücklich machen könnte und lief den Ausstellungskuratoren nicht hinterher. „Wunderbar, dass ich machen kann, was ich will“, bekannte er trotzig und nutzte die neue Freiheit auch für Studienreisen nach Italien, Frankreich, Indien.

Freilich ist es nicht so, dass GöscheIs Arbeiten gänzlich unentdeckt und sein Schaffen unreflektiert blieben. Immerhin würdigte das Dresdner Albertinum sein Lebenswerk 1994 mit der Ausstellung „Gemälde, Gouachen, Terrakotten“. Zum 70. Geburtstag widmete ihm das Leonhardimuseum Dresden eine Einzelausstellung. Außerdem konnte man seine Arbeiten in diversen Ausstellungen entdecken, die unangepasste Künstler aus der DDR präsentierten. Und das war er Zeit seines Lebens: ein kritischer Geist mit einem sehr eigenen, spitzfindigen Humor. Oft sah man den Meister der gegenstandslosen Malerei, den Grafiker, Plastiker und Aktionskünstler mit der Tabakspfeife im Mundwinkel.

Gründer der Obergrabenpresse

Am Mittwochmorgen ist Eberhard Göschel nach schwerer Krankheit im Alter von 79 Jahren gestorben. Geboren worden war er am 28. März 1943 im bayerischen Bubenreuth, aufgewachsen ist er in Königstein in der Sächsischen Schweiz. In Pirna erlernte er den Beruf des Gebrauchswerbers und konnte ab 1964 in Dresden an der Hochschule für bildende Künste studieren, obwohl er sich gegen die in der DDR eingeführte Wehrpflicht ausgesprochen hatte und auch sonst nicht mit linientreuem Verhalten glänzen wollte. Ab 1969 war er freiberuflich als Künstler in Dresden tätig und trug in den 70er- und 80er-Jahren als Ausstellungsmacher im Leonhardimuseum dazu bei, dass das Haus in der Dresdner Grundstraße sich zu einem Ort für neue, innovative Kunstformen entwickelte.

Zu dieser Zeit stand er schon mehrere Jahre unter Beobachtung der Staatssicherheit und war immer wieder Repressionen ausgesetzt gewesen. Die regelmäßigen Treffen und gemeinsamen Aktionen mit seinen Künstlerfreunden A. R. Penck und Jürgen Böttcher alias Strawalde, Peter Herrmann, Peter Graf und Peter Makolies waren der Obrigkeit mindestens suspekt.

Auch die intensive Freundschaft, die Göschel seit Kindertagen mit dem Lyriker Bernhard Theilmann verband, und die Druckwerkstatt Obergrabenpresse, die Göschel mit Penck, Herrmann, Theilmann und dem Drucker Jochen Lorenz 1978 in Dresden gegründet hatte, standen unter intensiver Stasi-Überwachung. Unbeeindruckt davon brachten die Künstler hervorragende Grafikmappen heraus wie zum Beispiel die Edition „grafiklyrik“, in der bildende Kunst auf Dichtung traf. Auch Anthologien wurden gedruckt – und in der Folge Ermittlungen wegen staatsfeindlicher Hetze eingeleitet.