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Stiftung Frauenkirche kündigt langjährigem Organisten

Samuel Kummer soll oft unpünktlich oder abwesend gewesen sein. Ein Arbeitsgericht wird demnächst entscheiden. Prominente Musiker und der frühere Geschäftsführer der Frauenkirchen-Stiftung unterstützen ihn.

Von Bernd Klempnow
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Die Stiftung Frauenkirche in Dresden hat sich von ihrem Organisten getrennt.
Die Stiftung Frauenkirche in Dresden hat sich von ihrem Organisten getrennt. ©  Archiv/Robert Michael

Misstöne in der Frauenkirche Dresden. Die Geschäftsführung der Stiftung, die das Gotteshaus betreibt, hat dem langjährigen Organisten Samuel Kummer gekündigt. Das Arbeitsverhältnis mit dem 54-Jährigen sei bereits zum 30. September beendet worden, bestätigte eine Sprecherin der Stiftung entsprechende Informationen. Die Kündigung war Anfang des Jahres erfolgt. Kummer klagt nun vor dem Arbeitsgericht Dresden. Eine Entscheidung soll voraussichtlich Mitte Dezember fallen.

Soll nach 17 Jahren als Organist der der Frauenkirche gehen: Samuel Kummer.
Soll nach 17 Jahren als Organist der der Frauenkirche gehen: Samuel Kummer. © Anja Schneider

Zu den Gründen der Kündigung wollte sich die Stiftung unter Verweis auf das laufende arbeitsgerichtliche Verfahren nicht äußern.

Insider sprechen von Unzuverlässigkeit. Der gebürtige Stuttgarter, der 2005 unter vielen Bewerbern für das Organisten-Amt der wiederaufgebauten Frauenkirche ausgewählt worden war, soll häufig unpünktlich gewesen oder gar nicht zu Terminen erschienen sein. Mehr als ein dutzend Mal soll er abgemahnt worden sein. Der Trennung von dem renommierten Organisten sollen zahlreiche Gespräche vorausgegangen sein.

Streit um Anzahl der Abmahnungen

„Ich bestreite, häufig unpünktlich gewesen zu sein und mehr als ein Dutzend wirksame Abmahnungen in 17 Jahren erhalten zu haben“, so der Organist zu den Vorwürfen. "Ich habe meine Arbeit mit hoher Empathie und Sendungsbewusstsein gemacht", sagte er. Das inhaltliche Pensum sei enorm, er verwies auf allein rund 7000 Dienste bei Orgelandachten und Gottesdiensten sowie auf über 30 Orgelkonzerte pro Jahr.

Derweil hat sich der SPD-Landtagsabgeordnete und ehemalige Geschäftsführer der Stiftung Frauenkirche, Frank Richter, eingeschaltet. Er könne nicht verstehen, dass die jetzige Geschäftsführung „offenbar weder einen Weg sieht noch nach Möglichkeiten sucht, Samuel Kummer im Team der Frauenkirche zu behalten“, teilte Richter am Donnerstag mit. Er sei entsetzt, wie wenig dessen große Verdienste gewürdigt würden. Mit ihm verlöre die Kulturstadt Dresden „einen großartigen Botschafter“. Zwar seien ihm einige Kritikpunkte an Kummer durchaus bekannt. „Sie waren meines Erachtens niemals von einer Qualität, die zwingend zu einer Abmahnung hätte führen müssen, und erst recht nicht geeignet, seine Entlassung zu begründen“, betont Richter.

Eine "Brücke" für den Meister der Orgel

Kummer gilt als Könner im Literaturspiel und als ein Meister der Orgelimprovisation. Er kann auf Preise bei internationalen Wettbewerben und auf preisgekrönte CD-Einspielungen verweisen. Deshalb wenden sich sechs namhafte Kirchenmusiker an die Stiftung, die seine Entlassung bedauern. Kummer sei „in den bisherigen 17 Dienstjahren ein fachlich höchst kompetenter, äußerst engagierter und kreativer sowie stets ebenso höflicher und vor allem kollegialer Repräsentant der Frauenkirche“ gewesen, heißt es in dem Papier. Das ist unter anderem von Kreuzorganisten der Kreuzkirche Holger Gehring, vom Prorektor der Hochschule für Kirchenmusik Dresden, Martin Strohhäcker, und vom langjährigen Kreuzkantor Roderich Kreile unterschrieben. „Wir werden das arbeitsrechtliche Vorgehen der Stiftung als Arbeitgeber nicht beurteilen. Wir versuchen aber, eine Brücke zu bauen, um diesen hochgeachteten Kollegen nicht zu verlieren."