Dresdner Kuratorin Claudia „Wanda“ Reichardt gestorben

Wanda war eine Institution in der autonomen Dresdner Kunstszene: Kunstvermittlerin, Galeristin, Autorin. Vielen ist dieser Name ein Begriff. Claudia Reichardt – ihr bürgerlicher Name ist manchen gar nicht geläufig – hat viel bewegt in der Kunstszene er 80er- und 90er-Jahre, aber über sich selbst nur wenig erzählt. Geboren wurde sie 1962.
Nun ist sie im Alter von 59 Jahren gestorben vermutlich allein in ihrer Wohnung in der vergangenen Woche. Die Umstände sind noch unklar. Sie hatte Verabredungen nicht eingehalten, was völlig untypisch sie war, ging nicht ans Telefon. Schließlich ließ man ihre Tür öffnen.
1982 war Wanda nach Dresden zurückgekommen – nach einem abgebrochenen Studium – und hatte die Villa Marie am Blauen Wunder besetzt. Dort lebte und arbeitete sie bis 1990 mehr oder weniger legal.
Aus dem Klub in die Welt
1986 eröffnete sie in der Villa Marie die Galerie fotogen, die schon 1987 wieder geschlossen wurde, aber trotzdem bis 1990 mehr als nur weiter existierte. In dem Büchlein „Die Galerie bleibt während der Öffnungszeit geschlossen“, das im Martin Schmitz Verlag erschien, hat sie selbst diese Geschichte verewigt. Künstlerfeste fanden dort statt, legendäre Performances.
Wanda leitete in dieser wilden Zeit parallel sechs Jahre auch den Studentenklub „Wendel“ in der Dresdner Hochschule für Bildende Künste. Nach dem Beitritt zur Bundesrepublik studierte sie Kunstvermittlung und führte ihre Galerie autogen. Sie arbeitete für das Festspielhaus Hellerau, kuratierte dort 1998 eine Ausstellung mit Nancy Spero und Leon Golub. Auch für die Transmedia Akademie und das Festival transnaturale war Wanda aktiv. Erst im vorigen Jahr kuratierte sie die Ausstellung „Maskerade“ in der Galerie Holger John in Dresden.