Grünes-Gewölbe-Prozess: Münzen-Dieb hat schon 2015 Geldschränke gestohlen

Großfamilie, Schul- und Drogenprobleme, Vorstrafen – das sind die Gemeinsamkeiten in den Lebensläufen von derzeit drei der sechs Angeklagten, die inzwischen in dem Prozess erörtert wurden. Seit Januar stehen sechs Angehörige des arabischstämmigen Remmo-Clans aus Berlin vor dem Landgericht Dresden. Sie sollen für den Einbruch ins Grüne Gewölbe Dresden am 25. Januar 2019, dem Verlust millionenschwerer sächsischer Diamanten und zwei Brandstiftungen verantwortlich sein.
Jetzt stehen die Lebensläufe der Angeklagten im Mittelpunkt der Beweisaufnahme. Am Dienstag haben Verteidiger die Daten von zwei Männern verlesen, darunter Wissam Remmo, der zurzeit eine viereinhalbjährige Jugendstrafe für den Diebstahl einer rund 100 Kilogramm schweren Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum im März 2017 verbüßt. Der 25-Jährige kommt auf zehn Vorstrafen seit 2012.
Die meisten Taten – vor allem Diebstähle und Wohnungseinbrüche – wurden nach den Möglichkeiten des Jugendstrafrechts eingestellt, mit Weisungen oder Jugendarrest beendet. 20 Arbeitsstunden etwa erhielt Wissam im Februar 2018 für Beleidigung von drei Polizisten. Er hatte zu den Beamten bei einer Kontrolle in ihrem Streifenwagen „ihr dummen Schweine“ gesagt.
Dutzende Vorstrafen
Ende 2018 wurde der 25-Jährige wegen Diebstahls, Betrugs, Urkundenfälschung und anderem zu einer Geldauflage verurteilt: Wissam hatte, teilweise gemeinsam mit Ahmed Remmo, der ebenfalls wegen der Goldmünze viereinhalb Jahre absitzt, im Sommer 2015 in Berlin mehrere Tankbetrügereien begangen und einen Tresor mit 12.500 Euro aus einem Einkaufszentrum gestohlen. Wissam Remmo hat sechs Geschwister, sah seinen Vater kaum, weil der ebenfalls Jahre im Gefängnis saß. Nach dem Hauptschulabschluss auf einer Förderschule schaffte er es nicht, beruflich Fuß zu fassen. Zuletzt hatte er eine Ausbildung als Pflegehelfer begonnen.
Wie Wissam hatte auch der mit 28 Jahren älteste Angeklagte R. Remmo Drogenprobleme und Förderschulen besucht. Er hat acht Geschwister, nahm verschiedene Jobs an, jedoch nichts von Dauer. Er habe sich sogar mit einer Unterkunft für syrische Flüchtlinge selbstständig gemacht, doch sei damit gescheitert. R. kommt auf ein Dutzend Vorstrafen – Diebstähle, Körperverletzungen, Verkehrsgefährdung – und hat mehrfach in Haft gesessen. Der 28-Jährige ist verheiratet und hat zwei Kinder, das jüngste habe er wegen seiner Haft noch nie gesehen, sagt er.
Nachdem A. M. Remmo (23) zuletzt von zwei Mitgefangenen belastet wurde, stellten seine Verteidiger nun mehrere Anträge, um die Glaubwürdigkeit des Zeugen zu erschüttern. Einer der Gefangenen habe A. M. Remmo in einer Polizeivernehmung im August 2021 nur belastet, weil er sich Hafterleichterungen versprochen und auch bekommen habe. Der Vernehmer von der Dresdner Polizei, den das Gericht gestern ebenfalls dazu befragte, konnte sich an weite Teile der Aussage des Zeugen nicht erinnern. Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt.