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Grünes-Gewölbe-Prozess: Ein Angeklagter will sein Alibi beweisen

In diesem Jahr wird wohl kein Plädoyer mehr im Prozess um den Einbruch ins Grüne Gewölbe stattfinden. Die Verteidiger der sechs Angeklagten stellten am Dienstag in Dresden ein gutes Dutzend Beweisanträge.

Von Alexander Schneider
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Im November 2019 wurden Diamantengarnituren von unschätzbarem Wert aus dem Grünen Gewölbe Dresden gestohlen. Der Prozess wird wohl erst 2023 enden.
Im November 2019 wurden Diamantengarnituren von unschätzbarem Wert aus dem Grünen Gewölbe Dresden gestohlen. Der Prozess wird wohl erst 2023 enden. © Sebastian Kahnert/dpa (Archiv)

Dresden. Der Prozess um den Einbruch ins Dresdner Grüne Gewölbe wird sich weiter verzögern. Die Verteidiger der sechs Angeklagten haben am Dienstag mehr als ein Dutzend Beweisanträge gestellt. Das Gericht muss die Anträge nun prüfen. Der nächste Prozesstag an diesem Freitag wurde daher abgesagt.

Die Anwälte des 23-jährigen Angeklagten A.-M. Remmo behaupten, auf einem von der Polizei in Berlin sichergestellten Handy befänden sich Belege dafür, dass sich der junge Mann zur Tatzeit, die Nacht zum 25. November 2019, in Berlin bei seinen Eltern befunden habe. Das Samsung-Handy ihres Mandanten sei am 20. Dezember 2019 in einem silberfarbenem Skoda gefunden worden. Es habe in jener Nacht, vier Wochen nach dem Einbruch, eine Verfolgungsfahrt von Neukölln nach Kreuzberg in Berlin gegeben. Am Ende seien vier unbekannte Männer aus dem Skoda geflüchtet.

Vernehmung von Mitgefangenen gefordert

Die Daten auf dem Handy wie Chatnachrichten und Selfies belegten angeblich das Alibi des 23-Jährigen, das er schon in einer eigenen Einlassung in der Hauptverhandlung angesprochen habe. Weitere Anträge seiner Verteidiger beziehen sich auf die Feststellung vermeintlicher Falschaussagen von Mitgefangenen, die in dem Prozess ausgesagt hatten, der 23-Jährige habe gegenüber ihnen zugegeben, an dem Einbruch beteiligt gewesen zu sein. Nun fordern die Verteidiger die und eines Justizbediensteten, um die belastenden Aussagen als unwahr zu entlarven.

Bekannt wurde am Dienstag auch, dass bei Wissam Remmo, der seit November 2020 in Haft sitzt, bereits mehrfach in Gefängnissen in Berlin und Sachsen Drogen sichergestellt wurden und auch deswegen gegen ihn mehrere Strafverfahren anhängig seien. Die Verteidiger beantragten eine psychiatrische Begutachtung des 25-Jährigen auf seine Schuldfähigkeit hin, die aufgrund jahrelangen massiven Drogenkonsums wohl eingeschränkt sei. Wissam Remmo, er verbüßt derzeit eine viereinhalbjährige Jugendstrafe für den Diebstahl einer Goldmünze aus dem Bode-Museum, habe bereits in der Jugend angefangen, Drogen zu nehmen, mit 18 sogar Kokain. Auch in der Haft sei es ihm nicht gelungen, davon loszukommen.

Die Jugendkammer wird nun alle Anträge prüfen und gegebenenfalls Zeugen laden, um die Beweisaufnahme fortzusetzen. Der nächste Sitzungstag ist erst der 20. Dezember. In diesem Jahr dürfte daher nicht mehr mit Plädoyers zu rechnen sein.

Die sechs Angeklagten im Alter von 23 bis 28 Jahren stammen aus der arabischstämmigen Remmo-Großfamilie. Ihnen wird vorgeworfen, Diamantengarnituren von unschätzbarem Wert aus dem Grünen Gewölbe Dresden gestohlen und anschließend eines ihrer Fluchtfahrzeuge in einer Dresdner Tiefgarage angezündet zu haben.