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Nazi schuf Sowjetisches Ehrenmal in Dresden

Das Denkmal für die gefallenen russischen Soldaten in Dresden wird restauriert. Seine Baufälligkeit ist Sinnbild der Widersprüche, meint die Künstlerin Svea Duwe.

Von Birgit Grimm
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Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden trägt bis zum 31. Mai eine künstlerische Bauchbinde von Svea Duwe. Die Arbeit verweist auf die Widersprüche, die dem Denkmal innewohnen. Abgerissen wird es nicht, sondern 2024 restauriert und kontextualisiert.
Das Sowjetische Ehrenmal in Dresden trägt bis zum 31. Mai eine künstlerische Bauchbinde von Svea Duwe. Die Arbeit verweist auf die Widersprüche, die dem Denkmal innewohnen. Abgerissen wird es nicht, sondern 2024 restauriert und kontextualisiert. © Anja Schneider

Das Denkmal ist eingeschnürt. Eine rote Sicherungsspange hält die Steinplatten am Sockel. Mit roter Schrift steht in Deutsch, Russisch und Englisch auf weißem Grund: „Dieses Gebilde ist fragil“. Der Spruch ist eine zeitweilige künstlerische Intervention von Svea Duwe, und er ist absolut zutreffend. Das Sowjetische Ehrenmal am Dresdner Olbrichtplatz ist baufällig. Es wird nicht abgerissen, sondern ab 2024 restauriert.

Am 8. Mai, dem 78. Jahrestag des Endes des Zweiten Weltkrieges und der Befreiung vom Nationalsozialismus, gibt es keine Protokollveranstaltung und keine Kranzniederlegung am Ehrenmal, sondern eine öffentliche Gesprächsrunde und eine Performance, die Svea Duwe mit vier weiteren Kunstschaffenden aufführt. „Leben halten“ ist der Titel. „Die Soundperformance geht vom Klang des Herzens aus und verweist im Kontrast zum Material des Denkmals auf die Konstanz und die Fragilität des Lebens“, sagt die 50-Jährige, die an der Dresdner Hochschule für bildende Künste studierte. In der Baufälligkeit des Denkmals sieht die Künstlerin ein „treffliches Sinnbild für seine inhaltliche Widersprüchlichkeit und geschichtliche Komplexität. Es muss auch inhaltlich saniert werden.“

Svea Duwe vor ihrer Arbeit "Dieses Gebilde ist fragil!" am Sowjetischen Ehrenmal in der Dresdner Albertstadt.
Svea Duwe vor ihrer Arbeit "Dieses Gebilde ist fragil!" am Sowjetischen Ehrenmal in der Dresdner Albertstadt. © Anja Schneider

Die dem Denkmal innewohnenden Widersprüche wurden nicht erst mit dem Überfall Russlands auf die Ukraine im vergangenen Jahr offenbar. Sie beginnen auch nicht mit der Umsetzung vom Albertplatz (der einst Platz der Roten Armee und später Platz der Einheit hieß) an den Olbrichtplatz, sondern viel früher beim Dresdner Bildhauer Otto Rost. Er bekam von der Sowjetischen Militäradministration im Sommer 1945 den Auftrag, die Siegermacht des Zweiten Weltkrieges in Dresden zu würdigen und den gefallenen Soldaten der 5. Gardearmee ein Ehrenmal zu setzen. Es war nach dem Krieg das erste Denkmal für sowjetische Soldaten auf deutschem Boden.

Der Bildhauer als Opportunist

Wie die Russen auf Otto Rost kamen, ist unklar. Denn der Bildhauer war Mitglied der NSDAP. 1936 bekam sein Relief „Rugbykampf“, das er anlässlich der Olympischen Spiele geschaffen hatte, einen Preis. Im Juni 1939 holte man Rost als Lehrer für Bildhauerei an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste in Dresden. 1945 wurde der Vertrag natürlich nicht verlängert. Vielleicht waren es Rosts Stil und die doch sehr ähnliche Helden-Ästhetik der Nationalsozialisten und der Sowjets, die den Ausschlag gaben? Vielleicht aber sollte Rost ursprünglich ein ganz anderes Siegesdenkmal schaffen? Dass so kurz nach dem Krieg Material dafür da war, lässt auch diese Vermutung zu.

  • Soundperformance „Leben halten“ am 8. Mai, 16 Uhr am Sowjetischen Ehrenmal, Dresden, Olbrichtplatz.
  • Öffentliches Gespräch am Denkmal ebenfalls am 8. Mai, 16 – 18 Uhr, bei schlechtem Wetter im Militärhistorischen Museum der Bundeswehr.
  • Die temporäre Installation von Svea Duwe „Dieses Gebilde ist fragil“ ist bis zum 31. Mai zu sehen.