Palais-Sommer: mehr Bienen und mehr Kunst

Dresden. Wenn das kein Grund zum Summen ist: "Wir freuen uns über 6.000 neue Mitglieder", sagte Katharina Preuß zu Beginn der Pressekonferenz des Palais-Sommers am Freitagmittag. Eine kleine Einschränkung schob die Marketingleiterin des großen Dresdner Bürger-Open-Airs gleich hinterher: "Unsere Bienen haben auch schon den ersten Palais-Sommer-Honig produziert." Inzwischen ist das Projekt Palais.Bienen laut Festivalpartner Bienenkollektiv auf 200.000 "Mitglieder" angewachsen. Jedes Wochenende finden offene Workshops statt zu Fragen wie "Was ist die Aufgabe eines Imkers?" oder "Wie ist eine Bienenbeute aufgebaut?"
Überhaupt setzt der Palais-Sommer neben Kunst und Kultur zunehmend auf Nachhaltigkeit. Es wird kein Plastikgeschirr ausgegeben, sämtliche Produkte des Palais-Ladens sind regional produziert. "Auch 'Inklusion' ist bei uns ein großes Thema", sagt Teammitglied Laura Hoyer. Unter den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind Menschen mit Handicap, Leute aus sozial schwierigen Verhältnissen sowie ältere Helferinnen und Helfer. "Und zum ersten Mal veranstalten wir ein Kinder- und Jugendcamp, wo wir den Jugendlichen Methoden an die Hand geben wollen, damit sie sich eigenverantwortlich um sich kümmern können." Auch das traditionelle Yoga-Angebot wird ausgeweitet: Zu den 69 Veranstaltungen auf dem Gelände des Japanischen Palais kommen 20 weitere an Wochenenden auf der Cockerwiese beim Hygiene-Museum.
"Wir wollen ein restriktionsfreies Festival bleiben"
Das Herz des Festivals bleiben die Kulturveranstaltungen. Das Konzertangebot wird von den Corona-Beschränkungen kaum beeinträchtigt. Zwar gab es durch die Reisebestimmungen einige Umplanungen, doch habe man sich darauf vorbereitet, indem vor allem Musikerinnen und Musiker eingeladen wurde, die in Deutschland oder dem benachbarten Ausland leben.
Was den künftigen Pandemieverlauf anbelangt, blickt Jörg Polenz trotz momentan wieder leicht steigender Inzidenzen zuversichtlich auf die Zeit vom 16. Juli bis 22. August. "Wir behalten das erprobte Modell vom letzten Jahr bei, werden zu den Veranstaltungen nicht mehr als 1.000 Gäste hereinlassen und müssen keine weiteren Einschränkungen vornehmen", so der Festival-Gründer. "Wir wollen auf jeden Fall ein restriktionsfreies Festival bleiben." Ansonsten werde man schauen und abwarten, was passiert. Einen Notfall-Plan gibt es laut Polenz nicht.
Vor allem das Angebot an Bildender Kunst schwillt in dieser Saison an. Der Neue Sächsische Kunstverein organisiert eine Gemälde-Ausstellung von 24 Künstlerinnen und Künstlern aus Sachsen, die jeweils zwei ihrer Werke zeigen. "Und wir wollen mit der Nib Art ein neues Kulturfestival in Dresden etablieren", schildert der Kunstvereinsvorsitzende Frank Wallburger: am Neumarkt, am Taschenberg-Palais, am Külz-Ring und vor dem Hauptbahnhof sind Konzerte, Filme und Ausstellungen geplant. "Besonders freue ich mich, dass wir fünf Skulpturen auf dem Festivalgelände präsentieren können", sagt der Künstler Reinhard Pontius. "Zeitgenössische Plastik hat es ja sehr viel schwerer als klassische Skulpturen oder Malerei, sich im öffentlichen Raum zu behaupten."
Hochklassiges Kinoprogramm mit Stummfilm und Musik
Dass die Kinosparte beim Palais-Sommer von besonderer Qualität ist, liegt am Chef persönlich. Jörg Polenz war Mitbegründer des Dresdner Filmfestivals und der Filmnächte am Elbufer, was sich deutlich im Programm niederschlägt, zum Beispiel beim Doppelfilm-Angebot mit Werken der Brüder Dardenne und des kanadischen Regie-Wunderkinds Xavier Dolan. Aber Klassiker wie "Manche mögen's heiß" von Billy Wilder und Federico Fellinis "Amarcord" sind ebenso im Programm wie der schwedische Stummfilm "Der Fuhrmann des Todes" von 1921 mit Live-Musik. Ganz neu ist der Palais-Sommer-Wettbewerb "Future Cuts", bei dem Kurzfilme von Studentinnen und Studenten deutscher Filmhochschulen um einen Canaletto-Preis konkurrieren.
Nicht ins Programm zurückgekehrt sind die ursprünglich geplanten Palais.Gespräche und die Bildungs.Akademie. Letztere war abgesagt worden nach Protesten gegen die Teilnahme mehrerer Vortragender, die dem "Querdenker"-Milieu und/oder Verschwörungsideologien nahestehen und solche teils mit verbreiten. "Wir leben im Moment in einem derart schwierigen Klima, dass über manche Themen keine wertschätzenden Diskussionen möglich sind", erklärte Jörg Polenz. Warum nicht wenigstens die Vorträge über so unideologische und wenig streitbare Themen wie Dresdner Kunst, das sächsische Pop-Business oder Polymere durchgeführt werden, dazu wollte der Festival-Leiter sich nicht äußern.
Der Palais-Sommer findet statt vom 16. Juli bis 22. August. Der Eintritt ist frei, Spenden sind willkommen. Alle Infos unter palaissommer.de.
Transparenzhinweis: Die Sächsische Zeitung ist Medienpartner des Palais-Sommers.