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Programm der Staatskapelle: Mendelssohn bis Neuwirth

In der nächsten Saison setzt die Sächsische Staatskapelle auf alte Namen und wagt Neues. Es geht auch ausgiebig um Salzburg.

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Neben Musik von Strauss wird Christian Thielemann in der neuen Saison der Sächsischen Staatskapelle auch Werke von Bruckner und Mendelssohn dirigieren.
Neben Musik von Strauss wird Christian Thielemann in der neuen Saison der Sächsischen Staatskapelle auch Werke von Bruckner und Mendelssohn dirigieren. © Matthias Creutziger

Von Karsten Blüthgen

Um das Ganze einzuordnen, ging es zunächst natürlich ausgiebig um Salzburg. Um die verklungenen Osterfestspiele, letztmals mit der Sächsischen Staatskapelle Dresden. „Mit Aplomb“ habe man diese prestigeträchtige Residenz beendet, sagte Chefdirigent Christian Thielemann, und sein Stolz lässt sich gut begründen. Ostern 2023 darf Dresden von der Ära nach Salzburg profitieren. Dann wird es neuerliche „Richard Strauss-Tage in der Semperoper“ geben mit namhaft besetzten Opernproduktionen, Konzerten und einem Kammerabend.

Fraglos war Dresdens Hoforchester für Richard Strauss seit seiner 1882 uraufgeführten Bläserserenade besonders. Umgekehrt bleibt es die Klangmagie seiner Opern und Sinfonischen Dichtungen für die Staatskapelle. Erst recht unter Leitung Thielemanns, der die Symbiose aus Komponist und Orchester neu herausgearbeitet hat. Diese Strauss-Tage werden ein Höhepunkt der neuen Saison, dessen Programm am Montag vorgestellt wurde.

Neben Strauss wird Thielemann erneut viel Bruckner dirigieren, wird unter anderem dessen Fünfte „neu befragen“. Und er wird, den 175. Todestag zum Anlass nehmend, ungewöhnlich intensiv Mendelssohn dirigieren. „Dem Felix habe ich mich noch viel zu wenig gewidmet“, so Thielemann und weiß um dessen historische Bedeutung: „Manche Dinge sind ja so unverschämt mendelssohnös bei Wagner.“

Augenzwinkerndes Zeichen seiner Verehrung des Leipzigers ist ein Mendelssohn-T-Shirt, das Thielemann zu Wagner-Proben in Bayreuth trug. Zu lesen als Aufforderung an sein Orchester, Wagner mehr wie Mendelssohn zu spielen: lichter, luftiger etwa. Nun also Musik des Romantikers, zu dem Antisemit Wagner ein, milde gesagt, gespaltenes Verhältnis hatte.

Porträtkonzert in Hellerau

Dafür kommt Geigerin Julia Fischer als neue „Capell-Virtuosin“ gerade passend. Zum 4. Symphoniekonzert im November wird sie das Violinkonzert e-Moll spielen, Dirigent Thielemann leitet im reinen Mendelssohn-Programm zudem die seltener gespielte „Reformationssinfonie“. Zweimal in der kommenden Saison ist Myung-Whun Chung am Pult der Staatskapelle zu erleben. Mit dem Ersten Gastdirigenten des Orchesters, der im Januar 70 wird, ist zudem eine Geburtstagstournee durch Südkorea geplant. Auch ist eine Chinareise Ende September mit Chung in Vorbereitung.

Die jüngeren Jakub Hrusa und Petr Popelka verkörpern das eine Ende des Altersspektrums erstklassiger Gastdirigenten. Die Alte-Musik-Spezialisten Ton Koopman und Philipp Philippe Herreweghe das andere. Einzigartig zu nennen ist freilich Herbert Blomstedt. Der Maestro, der im Sommer seinen 95. feiert, wird beim 8. Symphoniekonzert Anfang April Strawinsky und Bruckner dirigieren.

Dies allein wären Impulse genug, um den Orchesterklang facettenreich auszubreiten. Olga Neuwirth liefert einen weiteren. Die österreichische Komponistin, Jahrgang 1968, eine der führenden Stimmen der Gegenwart, ist neue „Capell-Compositrice“. Ihre Werke, die sich mit der Fragilität und den Widersprüchen des Menschseins auseinandersetzen, werden in zwei Symphoniekonzerten sowie bei einem Porträtkonzert in Hellerau zu erleben sein.

Am Mittwoch beginnt der Karten-Vorverkauf für die neue Spielzeit. Abos sind nach der pandemiebedingten Unterbrechung wieder zu haben.