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Dresdner Semperopernball-Verein erkennt Putin Orden ab

2009 bekam Wladimir Putin den St. Georgs-Orden in Dresden. Schon letzte Woche war der Semperopernball-Verein aufgefordert worden, ihm die Ehrung abzuerkennen. Nun kommt es auch so.

Von Sandro Pohl-Rahrisch
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2009 ist Wladimir Putin der St. Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs verliehen worden.
2009 ist Wladimir Putin der St. Georgs-Orden des Dresdner Semperopernballs verliehen worden. © dpa/Norbert Millauer (Archiv)

Dresden. Noch vor wenigen Tagen sah der Dresdner Semperopernball-Verein keine Möglichkeit, dem russischen Präsidenten Wladimir Putin den St. Georgs-Orden abzuerkennen. Die Begründung: Der Orden werde seit 2020 nicht mehr verliehen, folglich könne er auch nicht aberkannt werden. Am Freitag nun die Kehrtwende.

Der gesamte sechsköpfige Vereinsvorstand hat einstimmig entschieden, den 2009 an Putin verliehenen sächsischen Dankesorden abzuerkennen. Das teilte der Verein am Freitagabend mit und zieht damit die Konsequenzen aus dem Angriff Putins auf die Ukraine.

"In den vergangenen Tagen wurde der Semper-Opernball e.V. mit der Forderung konfrontiert, die vor 13 Jahren an den damaligen russischen Ministerpräsidenten Wladimir Putin für seine Bemühungen um den deutsch-russischen Kulturaustausch verliehene und vom früheren Ministerpräsidenten Stanislaw Tillich übergebene Auszeichnung zurückzunehmen, und auch im Verein selbst wurde diese Frage unter dem Eindruck der aktuellen Ereignisse intensiv diskutiert", heißt es in einer Mitteilung.

"Kriege gehören weder in diese Zeit und noch in diese Welt"

Auch wenn der St. Georgs-Orden, der auf dem vierten Semperopernball 2009 noch als sächsischer Dankesorden verliehen worden war, längst Geschichte sei, seit 2020 nicht mehr verliehen werde und sich der Ballverein in der Folge komplett neu aufgestellt habe, sehe man, dass die Preisverleihung auch noch 13 Jahre später Emotionen auslöse.

"Kriege gehören weder in diese Zeit und noch in diese Welt und erst recht gar nicht nach Europa. Sie können und dürfen kein Mittel sein, um Konflikte zu lösen", so der Verein weiter. Der Verein würde für Frieden, Verständigung und Miteinander eintreten. Daher sei dieser Krieg und das damit verbundene Leid ernüchternd und bitter. "Deshalb müssen wir dem heutigen russischen Präsidenten den 2009 verliehenen sächsischen Dankesorden nach tiefgehenden Beratungen und Gesprächen mit allen Beteiligten aberkennen."

Sachsens Vize-Ministerpräsident Wolfram Günther (Grüne) drängte als Reaktion auf den von Putin in der Ukraine entfesselten Krieg auf eine Aberkennung des Ordens. Als Verantwortlicher für den aktuellen Angriffskrieg auf den souveränen Staat Ukraine könne Putin einen solchen Dankes-Orden nicht länger tragen, sagte Günther.

Der 1. Vorsitzende und Künstlerische Gesamtleiter des Dresdner Semperopernballs, Hans-Joachim Frey, gilt als Freund des russischen Staatschefs .Frey ist seit 2018 Leiter des Kultur- und Festivalzentrums in Sotschi und mit zahlreichen musikalischen Projekten aktiv. (SZ)