Stadtmusikanten und Mainzelmännchen - spaziert bald ein Teufel auf Dresdens Ampeln?
Auf den Ampeln deutscher Straßen ist meistens ein Mann zu sehen - eher ein Männchen, das steht oder geht. Doch manche Städte passen sich diese Figuren individuell an. Im Juni hatte die Stadtfraktion der SPD einen Antrag gestellt, um genau solche Ampelmännchen auf für Dresden vorzuschlagen. Das passt gut, denn in Dresden saß nicht nur das Defa-Studio für Trickfilme, eines der größten in Europa, sondern auch heute noch das Deutsche Institut für Animationsfilme.
Dresden wäre damit auf keinen Fall die erste Stadt, die solche Ampelmännchen verbaut. Auch nicht in Sachsen. Persönlichkeiten der Städte sowie Berufszweige und Sagen, Erzählungen und Wahrzeichen finden oft Eingang in den Straßenverkehr.
Elvis Presley auf deutschen Ampeln
Plauen zeigt auf einigen Ampeln Vater und Sohn, die legendären Figuren des Zeichners Erich Ohser. Die vermutlich ältesten außergewöhnlichen Ampelmännchen finden sich in Erfurt.
In der thüringischen Landeshauptstadt kamen bereits in den 1980er Jahren städtische Angestellte bei der Wartung und Reparatur von Ampeln auf die Idee, das einheitliche Aussehen einzelner grüner Ampelmännchen zu verändern, sodass 14 der insgesamt 1.400 Erfurter Fußgängerampeln ein abgewandeltes grünes Ampelmännchen zeigen. Zu sehen sind Wandersmänner mit Rucksack, Ampelmännchen mit Regenschirm oder auch ein Schulanfänger mit passender Schultüte in der Hand.
Auch Prominente finden den Weg auf die Ampel: In Emden begleitet der Komiker Otto Waalkes über die Straße, während in Friedberg (Hessen) seit Ende November 2018 drei Fußgängerampeln mit der Silhouette von Elvis Presley, des King of Rock'n'Roll verziert sind. Die Ampeln sind rund um den Elvis-Presley-Platz der Stadt zu finden. Elvis Presley war ab Oktober 1958 eineinhalb Jahre in der Stadt als US-Soldat stationiert. Aber auch Karl Marx, Friedrich Engels und Martin Luther haben als Ampelmännchen in einigen Städten eine neue Funktion bekommen.
Zu Weihnachten begleitet der Weihnachtsmann
In manchen Städten finden sich typische Erzählungen auf den Ampeln wieder. So ist es in Augsburg der Kasperle, in München der Pumuckl und im Hameln der Rattenfänger. In Mainz ist der Hauptsitz des ZDF und somit die "Heimat" der Mainzelmännchen. Seit 2019 sind elf Ampeln der Stadt mit ihnen bestückt.
Hin und wieder kommt es auch zu einem zeitweisen Wechsel in der Ampel. Zur Weihnachtszeit zum Beispiel stellt das Bauamt in Hannover Fußgängerampeln auf, die ein Elch oder ein Engel zeigen. In Lüneburg ist auf Fußgängerampeln auch gern der Weihnachtsmann zu sehen.
Erst zur diesjährigen Fußballeuropameisterschaft zieren ein rotes Schiedsrichter-Ampelmännchen mit gezückter Roter Karte beziehungsweise ein grünes Ampelmännchen in der Pose eines samt Fußball vorwärts stürmenden Spielers Ampeln in Frankfurt am Main.
Das ist aber nicht nur ein deutsches Phänomen. International gibt es mittlerweile ganz ähnliche Beispiele. So weist im schwedischen Göteborg ein Hase den Weg zu einem Freizeitpark. Im dänischen Aarhus sind Wikinger auf den Ampeln zu finden und im neuseeländischen Wellington zieren die Silhouette von Kate Sheppard, Sozialreformerin, Suffragette und die erste Präsidentin des Nationalen Frauenrats in Neuseeland sowie von der Transgender Frau, Antidiskriminierungsaktivistin und Dragqueen Carmen Rupe die Ampeln.
Für Dresden könnte ein Teufel infrage kommen
In Dresden würden sich vor allem Animationsfiguren aus lokalen Defa-Trickfilmproduktionenen eigenen. Die SPD schlägt in ihrem Antrag schon selbst eine Figur vor. "Das Teufelchen aus Alarm im Kasperletheater ist zum Beispiel für sehr viele Menschen, ob jung oder alt, ein Begriff und die Geschichte mit dem Pfannkuchen-Dieb, der sich am Ende überfressen hat", heißt es da. Till Grahl vom Deutschen Institut für Animationsfilme sieht diese Figur auch als am wahrscheinlichsten. "Der Film läuft heute noch teilweise zum Fasching", sagt er.
Laut ihm gäbe es aber noch eine Vielzahl an Möglichkeiten. "Die Defa-Studios haben Zeichentrick, Puppentrick und Silhouettenschnitt gemacht", sagt er. Die Silhouetten würden sich am ehesten anbieten. "Die Figuren könnten direkt genommen werden", sagt Grahl. Außerdem wurden in Dresden Trickfilme mit Silhouetten "zur Blühte getragen" und sind somit eine wichtige Technik für Dresden.
Vielleicht Roland Kaiser auf die Dresdner Ampeln?
Für Grahl kämen auch Trickfilme infrage. "Die Figuren lassen sich leicht umwandeln", sagt er. Die Figuren von "Mausi und Kilo" würden sich dafür wohl am ehesten eigenen, denn sie sind vom Dresdner Zeichner Lutz Stützner und hätte damit mehrere Verbindungen in die Stadt.
Die Figuren aus dem Puppentrick eignen sich am wenigsten, so Grahl. "Da müsste man gut auswählen." Infrage kämen "Jan und Tini" oder "Die fliegende Windmühle", beides Defa-Produktionen. "Aber auch Theo, eine Figur aus einem Arbeitsschutztrickfilm oder Kundi, eine Figur vom Deutschen Hygiene Museum wären denkbar", sagt Grahl.
Auch Roland Kaiser wäre eine Idee für die Ampeln. Mit seiner Kaisermania ist er tief in der Stadt verankert.
Zu möglichen Orten äußert sich der Geschäftsführer auch: "An der Kesselsdorfer Straße wäre eine Idee, denn dort waren die ehemaligen Defa-Studios", sagt er. Alternativ könnte er sich auch die Straßen um die Technische Sammlung vorstellen. "Dort stellen wir den Nachlass der Studios aus." Soll es zentraler sein, dann um das Kraftwerk Mitte. "Dort hat das Deutsche Institut für Animationsfilm ihre Geschäftsstelle, außerdem zieht bald die Sammlung des Puppentheaters ein", so Grahl.